Ethnologe Norbert Cyrus: Zwangsarbeit in Deutschland nimmt zu
Zwangsprostitution, Zwangsarbeit, Ausbeutung von Migranten im Baugewerbe: Sklaverei und sklavereiähnliche Verhältnisse nehmen weltweit zu - auch in Deutschland. Das sagte Ethnologe und Migrationsfoscher Norbert Cyrus von der Uni Oldenburg in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Diese Beschäftigungen seien dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen gegen ihren Willen zu Tätigkeiten gezwungen werden und zugleich nicht in der Lage sind, sich aus ihrer Lage zu befreien.
Diese neue Form von Sklaverei sei eine Kehrseit der Globalisierung:
Migration hat zugenommen, die Grenzen sind ja weggefallen, und in diesem Zusammenhang kommen Menschen auch nach Europa, die in Situationen geraten, wo sie verletzlich sind, wo sie ausbeutbar sind, weil das Recht sie nicht genügend schützen will oder schützen kann, und diese Schutzlosigkeit wird ausgenutzt und ausgebeutet.
Sie haengt auch zusammen mit verstaerkten Grenzkontrollen - also Anti-Globalisierung oder verstaerkter globaler Apartheid
Die Ergebnisse der Migrationsforschung sind ja letztendlich eindeutig. Die Verschärfung der Kontrollen führt nicht dazu, dass die illegale Einwanderung abnimmt, sondern dass neue, andere gefährlichere Wege gesucht werden, dass das Risiko also für die Einwanderer steigt. Es zeigt sich auch, dass die Schutzlosigkeit der Menschen noch größer wird.
>> zum Interview im Deutschlandfunk
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