Shows, die ferne Länder nach Deutschland bringen, haben Hochkonjunktur, meldet dpa. André Hellers Zirkusspektakel «Afrika! Afrika!», das Indien-Musical «Bharati» ziehen Zuschauermassen an. Im Frühjahr 2007 soll ein «spektakulärer Mix aus traditioneller chinesischer Volksmusik und zeitgemäßem Tanz» auf die Buehne kommen.
Ethnologin Ursula Rao sagt, solche Ethno-Shows seien «simple Produktion von Stereotypen». «Allerdings spielen sie positiv mit Stereotypen, um Werbung für ein Land zu machen.» Sie weist auf Gemeinsamkeiten mit den Völkerschauen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hin: Damals wurden Menschen fremder Kulturen angeworben, um zahlendem Publikum als «typisch» erachtete Tätigkeiten ihrer Heimat vorzuführen.
Ethnologe Markus Höhne stimmt ihr zu. Man könne durchaus eine Linie von damals nach heute ziehen.
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Höhne ist Mitverfasser des Berichts Afrikanische Kultur und der Zoo im 21. Jahrhundert: Eine ethnologische Perspektive auf das
„African Village“ im Augsburger Zoo (pdf)
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Als Ethnologen solten wir uns damit aus zwei Gründen befassen:
1. Themenparks sind Teil der sozialen Wirklichkeit; sie sind faszinierende Arenen der selektiven Darstellung von Kultur.
2. Themenparks stellen eine Konkurrenz zu den wenigen Popularisierungsformen der Ethnologie dar, vor allem den ethnologischen Museen.
Christoph Antweiler