In Berlin: Protest gegen Fortwirken des Kolonialismus in der Ethnologie
(via riemer-o-rama) Zu einer antikolonialen Kundgebung und Ausstellung vor dem Ethnologischen Museum in Berlin am kommenden Sonntag rufen der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER e.V.) und die Antirassistsichen Initiative e.V. auf. Denn Ethnologie sei immer noch von kolonialen weissen Sichtweisen gepraegt, schreiben die Veranstalter:
"Ethnologisches Ausstellen findet aus einer europäischen Perspektive heraus statt und hat daher mehr mit europäischen Vorstellungen zu tun als mit den dargestellten Gesellschaften selbst. Durch die Ausstellungsstücke und die Art ihrer Präsentation werden koloniale und rassistische Bilderwelten der weißen Besucher_innen aktiviert und erneut bestätigt.
Zwar haetten die Ethnologen versucht, in ihrer neuen permanenten Afrika-Ausstellung versucht, mit Vorurteilen aufzuraeumen. Unter anderem wurde der Begriff der „primitiven Kunst“ verworfen:
Doch leider ist es nicht damit getan, diese rassistischen Vorstellungen als „überholt“ darzustellen. Vielmehr geht es darum, anzuerkennen, dass diese immer noch die Gedankenwelt der meisten weißen Deutschen prägen. Nach wie vor fehlen Hinweise auf die koloniale Herkunft der Gegenstände. In der neuen Ausstellung werden koloniale Machtverhältnisse sogar noch verschleiert, indem häufig Formulierungen wie „Handelsbeziehungen“ verwendet werden. Auch der europäische Blickwinkel bleibt bestehen, ohne in der Ausstellung als solcher benannt zu werden.
Die Veranstalter fordern zum einen die Rueckgabe geraubter Ausstellungsstuecke, zum andern die Umgestaltung des Ethnologischen Museums in ein Museum, das sich mit der kolonialen Geschichte der Sammlungen und der Tradition ethnologischen Ausstellens befasst.
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