Ethnologe: Muslimhetze und Finanzkrise sorgen für Boom des Islamic Banking
Milliarden fliessen zu Banken mit Scharia-Garantie titeln mehrere Schweizer Zeitungen heute und verweisen auf die Forschung des Ethnologen Stefan Leins von der Uni Zürich.
Der hat nämlich auf der Webseite der Uni einen Artikel mit dem medienfreundlichen Titel Muhammad als formidabler Risikomanager verfasst. Da erklärt der Ethnologe den Boom des Islamic Banking.
Banken, die nach islamischen Prinzipien wirtschaften, haben von der Finanzkrise und der Diffamierung des Islams nach 9/11 profitiert. Zum einen weil diese Prinzipien die Banken krisenfester machten (u.a. Handel mit Schuldpapieren ist verboten), zum andern weil man durch islamische Investitionen “die Zugehörigkeit zum Islam auf moderne Art und Weise” demonstrieren kann.
In Europa gibt es immer mehr der Banken, die nach islamischen Prinzipien wirtschaften, besonders in Grossbritannien. In der Schweiz agiert die Faisal Private Bank seit dem Jahr 2006 als einziges Finanzinstitut vollständig nach den Regeln der Scharia. Daneben verfügen auch die UBS, die Credit Suisse und die Privatbank Sarasin über “islamkonforme Angebote für ihre Kunden", so der Ethnologe.
Leins hat seine Lizarbeit über Islamic Banking geschrieben. Für seine Feldarbeit reiste er nach Bahrain sowie zu Konferenzen in London und Istanbul. Zur Zeit bereitet er seine Doktorarbeit zum islamischen Finanzmarkt vor. Im Frühjahrssemester 2010 leitet er an der Uni Zürich das Seminar “Anthropology of Finance – Der Finanzmarkt aus ethnologischer Sicht”.
>> Stefan Leins: Muhammad als formidabler Risikomanager
In Deutschland wird in diesem Monat die erste islamische Bank eröffnet - in Mannheim. Der konservative christliche deutsche Politiker Mann Löffler hat kürzlich islamische Banken gelobt. Die “ethische Verwahrlosung” der Bankenlandschaft erfordere neue Lösungen, meint er und da seien “Halal Banken” ein möglicher “dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus". Denn bei denen gebe es weder Zinsen noch Spekulation, siehe Artikel in der Sueddeutschen “Erste islamische Bank. Mit dem Segen Allahs im Ländle”.
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2 Kommentare
Kommentar von: Gerd Brodowski
Kommentar von: lorenz
Danke für den Link! Soeben runtergeladen!
Dem Hype-Geschwafel kann entkommen, wer den Artikel von Thomas Behr ("Von teuflischen Zinsen
und göttlichen Gewinnen - Islamic Banking in Zeiten der Wirtschaftskrise “) im [dī.wān] auf Seite 34 nachliest - und den gibt es hier zum kostenlosen Download:
http://diwan-berlin.de/zeitschrift/wp-content/uploads/2008/06/Diwan71.pdf
Viel Spaß beim Lesen und lang lebe der Austausch der scientific communities! (Gib dem Schwachsinn keine Chance!)