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Friday, June 10, 2005, 13:51
In der ganzen Welt erregte das afrikanische Dorf im Augsburger Zoo Aufsehen und der Zoodirektorin wurde Rassismus vorgeworfen. Doch wie eine Bekannte, die den Zoo gestern besuchte, herausbekam, verstehen die afrikanischen Aussteller die Kritik nicht. Sie sind wegen des Geldverdienens da, und ob sie ihre Ringe im Zoo oder in der Einkaufsstrasse verkaufen, spielt für sie keine Rolle. Ausserdem "lieben Afrikaner Tiere", bekam sie zu hören. Jeder Clan habe seinen eigenes Totemtier, das man wie einen Bruder behandele.
Jede Menge Journalisten waren bei der Eröffnung gestern zugegen, siehe u.a. Sueddeutsche Zeitung: Skandal im Zoo. "Das ist kein ´afrikanisches Dorf´, sondern ein ´African Village´ und Interview mit Norbert Finzsch UMSTRITTENE AUSSTELLUNG: "Man kann nicht so tun, als bestünde Afrika nur aus Savanne". Inzwischen berichtet auch die BBC darueber.
In der Augsburger Zeitung wird von fröhlichen Besuchern und Händlern berichtet: "Ich fühle mich nicht als Schauobjekt", sagt Marieme Dia aus dem Senegal. "Afrika muss seine Waren verkaufen." Und Kulturwissenschaftsstudentin Annariitta Grzonka kommentiert selbskritisch auf Ethno::log: "Erinnert mich irgendwie mehr an Afrika Stände auf einem kommerziellen multikulti Stadtfest als an eine Völkerschau aus dem 19. Jahrhundert. (...) Ich möchte nicht die Reproduktion von Stereotypen und Reduktionen durch die Veranstaltung infrage stellen, nur wäre es angesichts der internationalen Diskussion und Aufmerksamkeit, die das African Village entfacht hat, angebracht genau hinzuschauen, um was für eine Art event es sich hier handelt."
UPDATE 20.6.05:
Radio interview on African Village/ "Germans & Japanese less sensitive about race"
UPDATE 14.6.05: Bayerische Ausländerbeiräte üben scharfe Kritik an der Veranstaltung "African Village" (Der Standard, Wien)
UPDATE 13.6.: African Festival im Zoo in Detroit, African Nights im Londoner Zoo
UPDATE 11./12. 6.05: Noch kritischer über den Protest schreibt urteilt Jörg Schallenberg in der taz vom 11.6. : "Vor Ort entpuppt sich der hitzige öffentliche Streit um das "African Village" im Tierpark von Augsburg lediglich als Lehrstück über Arroganz und Ignoranz aller Beteiligten", denn das afrikanische Village gibt es gar nicht: "Was vom "Skandal" übrig bleiben wird, ist das Befremden darüber, wie schnell die Arroganz der Kritiker die Ignoranz der Veranstalter eingeholt hat."
UPDATE 12.6.05 Der Spiegel kommt zu einem aehnlichen Schluss: "Was bleibt vom Vorwurf des Kolonialismus, des Rassismus, der Menschenverachtung? Wenig bis gar nichts. Nur die Verbindung von "Afrika" und "Zoo" provoziert ungute Assoziationen und zeigt, wie nahe "Political correctness" und Hysterie beieinander liegen. Bei jedem "Karneval der Kulturen" in Berlin kommen mehr Rassismus, Sexismus und Voyeurismus zum Zuge als im "African Village", das bis gestern Abend gezeigt wurde. "
Wogegen zamamba auf ethno::log darauf hinweist: Dennoch ist das ganze bei weitem nicht so harmlos wie es aussieht, denn allem Anschein nach sieht es zwar aus wie ein afrikanischer Markt im 21. Jahrhundert, aber die Gedankenwelten und reproduzierten Stereotypen könnten ganz genau die gleichen sein, wie die des 19. Jahrhunderts, die sich bis heute anscheinend nur wenig verändert erhalten haben.
SIEHE AUCH:
Bewusster oder unbewusster Rassismus? Proteste gegen "African Village" im Zoo (Kommentar und Linksammlung)
Bolade Oyebolu, Monday, August 15, 2005, 18:16
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