Drehen den Spiess um: Arbeitslose Akademiker stellen sich selbst aus
Nach der Absageagentur nun die Selbstausstellung: Bei "Job! Die Messe" werben nicht Unternehmen um Führungskräfte, sondern arbeitslose Akademiker präsentieren sich als ihr eigenes "Produkt" und werben um die Gunst der Personalchefs. Eine eigentlich gute Initiative, doch die Realität glich einem absurden Theaterstück, schreibt Lars Riebold in der taz:
Nur dass nicht "Warten auf Godot", sondern "Warten auf den Personalchef" gegeben wurde. Wie in Becketts Stück erschien "Er" nie. Und nur gerüchteweise hörten wir, dass einzelne Arbeitslose an anderen Ständen tatsächlich ein interessantes Gespräch mit "Ihm" geführt haben sollen. Eine perfekt organisierte Fata Morgana mit 160 Statisten. Im Umfeld meines Messestandes ist kein einziger Firmenvertreter aufgetaucht. Trostloser kann ein zubetonierter Arbeitsmarkt kaum aussehen.
Was müsste stattdessen geschehen, damit qualifizierte Leute wieder in Lohn und Brot kommen? fragt der Autor, einer der Ausstellungsobjekte (er ist Filosof und Linguist). Wenn sich die Strukturen nicht grundlegend ändern, nützt uns die schönste Jobmesse nichts, meint er:
"Es ist doch unsinnig, dass die einen bei "Job! Die Messe" mit einer 0-Stunden-Woche als ihr eigener Ladenhüter herumstehen, während andere angesichts einer 50-, 60-Stunden-Woche Lebensqualität vermissen. Wenn in Deutschland auch nur ein geringer Teil der Beschäftigten bereit wäre, 10 Prozent Gehalt gegen 10 Prozent mehr freie Zeit zu tauschen, würde sich zumindest die Akademikerarbeitslosigkeit schnell in Luft auflösen."
PS: Bin froh, dass ich nicht in Deutschland wohne: Das Arbeitsamt kuendigt Hausbesuche an!
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