Auf zum Zoo der archaischen Riten in Papua New Guinea!
Was lesen wir im Hamburger Abendblatt: Der Journalist ist offenbar begeistert von seiner Wahl des Reiseziels:
Pro Jahr kommen nur etwa 20 000 Reisende nach Papua-Neuguinea. Dabei kann man hier nicht nur fantastische Landschaften kennenlernen und in einer atemberaubenden Unterwasserwelt schnorcheln und tauchen, sondern hat auch die Chance, den Geistern ganz nahe zu kommen. Wohl nirgendwo sonst auf der Welt können Touristen archaische Riten so hautnah miterleben und fotografieren wie am Ufer der Blanche-Bucht. Mit ihren Kameras kommen sie so dicht an die tanzenden Masken heran wie nur wenige der Einheimischen.
Erinnert irgendwie an ein frueheres Blogposting ueber diese Art von Voyeurismus: Afrikanische und andre Dörfer - "Sie sprießen wie die Schwammerl aus dem Boden"
Vielleicht sollte der Journalist sich naeher mit obskuren norddeutschen Braeuchen beschaeftigen? Ich kann sueddeutsche (oder schweizerische) Fasnachtsrituale empfehlen. Vielleicht wird ihm dann auch bewusst, dass Rituale Inszenierungen sind und nicht representativ fuer das Alltagsleben sind.
>> zum Text Die Geister tanzen zum Takt der Trommel im Hamburger Abendblatt
UPDATE (15.9.06): Dazu passt eine Geschichte im Rheinischen Merkur: Im Land der maskierten Götter. Zu Besuch bei den nordamerikanischen Hopi-Indianern auf dem Colorado-Plateau. Die Hopi haben aus der Neugierde der Touristen gelernt:
Nach den Ethnologen kamen damals Esoteriker, Hippies und Eine-Welt-Verfechter. Alle wollten diese beneidenswerten Harmoniemenschen sehen, die so bedürfnislos von Mutter Natur lebten. Sie guckten durch Wohnzimmerfenster, fragten Älteste nach dem Datum des Weltuntergangs und machten Fotos von allem, was sich bewegte. Schließlich hatten die Hopis genug. Sie verhängten ein totales Fotografierverbot und tanzen seitdem nur noch für Einheimische. Seitdem dürfen weder Menschen noch Tänze, noch Häuser, noch Dörfer fotografiert, gefilmt oder aufgenommen werden. Selbst Landschaftsaufnahmen sind verboten.
SIEHE AUCH:
Die uebliche Exotisierung: SPIEGEL ueber Garma-Festival der Aboriginees
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