Fremde Feinde: Von Ethnologen und ihren Informanten
"Selten wird so frank und frei über persönliche Erlebnisse mit Informanten und Nachbarn berichtet", schwaermt Achim Sibeth in seiner Besprechung des Buches "Fremde Freunde. Gewährleute in der Ethnologie". Hier erzählen Ethnologen von Erfolg und Misserfolg bei der Kontaktaufnahme mit Informanten in Indonesien, Burkina Faso, Kuba, Indien, Nepal und auf den Philippinen.
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Bereits vor einem knappen Jahr wurde das Buch im Deutschlandfunk besprochen. Da erfahren wir konkreteres. Zum Beispiel ueber Verwirrungen und Missverstaendnisse im Feld, und ueber Tabus. Es ist z.B. nicht ratsam, Viehhirten in mehreren afrikanischen Gesellschaften zu fragen, wie viel Stück Vieh sie besässen:
Die Frage, wie viel Stück Vieh die Familie besäße, erscheint uns harmlos. In der Kultur der Ovambo aber - und vieler afrikanischer Völker - berührt die Frage ein Tabu. Manchmal schließen sich dann die Türen für Besucher aus dem Norden.
(Ich nehme an, hiesige Informanten wuerden aehnlich reagieren, wenn ein Ethnologen sie fragen wuerde, wieviel Geld sie beseassen).
Romana Büchel und Susanne Loosli die Tücken berichten von der Herzlichkeit, mit der sie in Indonesien aufgenommen wurden:
Als "teilnehmende Beobachterinnen" sind die beiden Schweizerinnen fest verankert im Alltag ihrer Gewährsfrau. Sie helfen der alten Frau (Mia) im Haus und hacken auf ihren Feldern.
"Überraschend erklärt Mia, dass das von mir bearbeitete Feld fortan mir gehören werde. Ich wehre entsetzt ab. Erst nach und nach, als ich (...) vom Verlust der drei Töchter erfahre, realisiere ich die Botschaft, welche hinter ihrer symbolischen Vererbung des Landstückes steckt: Mia hat in uns ihre drei verlorenen Töchter wieder gefunden."
Noch mit 33 Jahren adoptiert, wieder Kind zu werden, stürzt Romana Büchel ein Dilemma.
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