Sie ist Ethnologin, wohnt stets in der katholischen Missionsstation und erforscht die Mythen auf Papua Neu Guinea. Hat sich die Hamburger Ethnologie seit ihrer Südsee-Expedition 1908 nicht veraendert? Solche Gedanken kommen auf, liest man den Artikel im Hamburger Abendblatt, in dem Matthias Gretzschel die Ethnologin Antje Kelm bei ihrer Arbeit begleitet.
Wie werden die Bewohner Papua Neu Guineas dargestellt? Viel Platz wird verwendet, um eine gewalttaetige Auseinandersetzung zu beschreiben. Wir lesen:
"Das läuft hier nicht nach geschriebenen Gesetzen. In Wahrheit geht es auch nicht um ein getötetes Schwein, sondern um Verhaltensmuster, die tief in der Tradition und Kultur dieser Menschen verankert sind", erklärt Antje Kelm auf der Rückfahrt nach Kokopo. Denn obwohl seit der Hamburger Südsee-Expedition fast 100 Jahre vergangen sind, obwohl Technik und Zivilisation in dieser Zeit riesige Fortschritte gemacht haben, hat sich im Denken der Sulka, der Tolai und der Baining, jener Stämme, die hier in Neubritannien leben, nicht viel geändert. Offiziell sind sie Christen, doch noch immer leben sie mit Geistern und Ahnen. Die Masken, die im stets verschlossenen Männerhaus verwahrt und nur zu Festen hervorgeholt werden, sind für sie magische Gegenstände.
Einer der Aufgaben der Ethnologin standen in Zusammenhang mit den wertvollen Artefakten, die die "Hamburger Südsee-Expedition" vor knapp hundert Jahren nach Hamburg gebracht hatte. "Eine Rückgabe wäre wünschenswert, ist aber aus konservatorischen Gründen nicht möglich, doch die Fotos vermittelten einen Eindruck von der Schönheit dieser Objekte", sagt sie bei der Uebergabe der Bilder im Museum von Kokopo.
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Bilder aus der deutschen Suedsee. Fotografien 1884-1914. Texte von Hermann Joseph Hiery und Antje Kelm
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“Sie ist Ethnologin, wohnt stets in der katholischen Missionsstation und erforscht die Mythen auf Papua Neu Guinea. Hat sich die Hamburger Ethnologie seit ihrer Südsee-Expedition 1908 nicht veraendert?”
Und gibt ersteres Aufschluß über letzteres ?