Symbolische "Verschmutzung" durch Migranten - Journal Ethnologie ueber Stadtansichten
Die neue Ausgabe der Online-Zeitschrift Journal-Ethnologie ist draussen. Schwerpunktthema: Stadtansichten. Einer der Texte handelt um die "symbolische Verschmutzung durch Migranten" in Auckland. Eveline Dürr benutzt Mary Douglas' Konzept ueber Reinheit und Unreinheit, um die Einwanderungsdebatte in Neuseeland zu analysieren.
Neuseeland vermarket sich selbst gerne als „unberührt“, „rein“ und „sauber“ geltende Peripherie. Dieses Selbstbild wird durch Migration herausgefordert - jedoch nicht auf rationeller Grundlage:
Das romantisierte internationale Image steht sozialem Wandel skeptisch gegenüber und ist auf Bewahrung ausgerichtet. Durch die wachsende Migration, insbesondere aus dem asiatischen Raum, wird diese Eigenwahrnehmung bedroht.
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Die Hauptachse des Stadtteils ist die so genannte Queenstreet, auf der täglich ca. 50.000 Fußgänger unterwegs sind. Gerade hier wird auf Sauberkeit besonders großen Wert gelegt. Dies zeigt sich darin, dass zehn Personen mit der täglichen Straßenreinigung beauftragt sind, die Mülleimer dreimal pro Tag leeren und die Straße fünfmal pro Woche mit Wasser abspritzen. Dennoch beklagen sich die Anwohner und Geschäftsinhaber über die zunehmende, als unerträglich empfundene Verschmutzung. Als Grund hierfür wird übermäßig häufig die Präsenz der asiatischen Migranten genannt.
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Mit den Methoden der ethnographischen Feldforschung ist es möglich, die spezifischen sozialen Bedeutungen von sauber, rein und schmutzig zu erschließen und ihre Wechselbeziehung mit dem Gesamtsystem der städtischen Gemeinschaft aufzudecken. Mary Douglas (1984) beispielsweise veranschaulichte mit ihren Arbeiten, dass sich „Reinheit“ weniger auf Hygiene als vielmehr auf die Konstruktion und Aufrechterhaltung verschiedener Aspekte der sozialen Struktur bezieht. Als „Schmutz“ wird Störendes, Fremdes, Nicht-Integrierbares empfunden, das eine spezifische soziale Ordnung zu bedrohen scheint.
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