Für eine subjektivere Ethnologie: David Signer aktuell mit ethnologischem Roman
“Journalismus, Ethnologie und Literatur sind bei mir immer nebeneinander gelaufen", sagt der Ethnologe David Signer in einem Interview mit dem St. Galler Tagblatt. der soeben einen ethnologischen Roman veröffentlicht hat. In «Keine Chance in Mori» schickt er einen Schweizer Kulturschaffenden in die Wüste.
Das Buch basiert auf seinen Feldforschungserfahrungen in Afrika:
Praktisch alle Details im Roman sind so passiert, sogar die Krankheiten habe ich am eigenen Leib erfahren. Mein Buch ist ein Traum – oder ein Albtraum. Mit dem Schreiben habe ich Situationen, die mich verfolgt haben, eine Gestalt gegeben, sie vielleicht gebannt. Es geht um die Darstellung der Grunderfahrung des Sichverlierens in einer fremden Welt.
Signer fordert mehr Subjektivität in der Ethnologie. Eine literarische Sprache kann vieles besser ausdrücken als die nüchtern wissenschaftliche:
Ich war mit einem Stipendium des Nationalfonds drei Jahre in Afrika, um die Habilitation zu schreiben. Ich habe mich aber damals schon schwer getan mit dem akademischen Korsett, das Hexereibuch ist prompt durchgefallen. Die Wissenschafter haben es wohl als zu wenig analytisch empfunden. Meiner Meinung nach hätte es noch subjektiver sein können, man sollte das Subjektive in den Dienst des Objektiven stellen. Die Hexerei kann man, wie vieles andere auch, nur von innen heraus verstehen, wenn man sich persönlich verwickeln lässt.
Heute tendiert man zu einer soziologischen, messbaren, überprüfbaren Ethnologie. Der Roman ist aber ethnologisch im Sinn einer Erforschung. Ich versuche, einer Erfahrung gerecht zu werden – und dafür ist die literarische Sprache geeigneter als die wissenschaftliche.
>> zum Interview im St.Galler Tagblatt
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