Sind die Universitäten auf die »Wiederentdeckung der Religion« vorbereitet?
Diese Frage stellt die ZEIT in einem laengeren Text. Die ZEIT-Autoren Ulrich Schnabel und Martin Spiewak schreiben:
Das Thema Religion in Politik und Gesellschaft präsenter denn je. Der Islam drängt mit Macht in die Öffentlichkeit: von außen durch Ereignisse wie den 11. September, von innen durch die wachsende Zahl von Muslimen in Deutschland. Christlich-fundamentalistische Gruppen verzeichnen Zulauf, und der Papst gerät zum Medienstar. (...)
Sind die Universitäten auf diese »Wiederentdeckung der Religion« vorbereitet? Das Beispiel Islam lässt daran zweifeln: Rund 650 Theologen, evangelische wie katholische, arbeiten an deutschen Hochschulen. Dagegen gibt es ganze vier Professuren für islamische Theologie. Ebenso brach liegt die Erforschung jener christlichen Splittergruppen in Deutschland, die sich zum Teil in Parallelwelten abschotten.Begegnet die akademische Theologie diesen aktuellen Problemen? Oder beantwortet sie Fragen, die niemand mehr stellt?
Eine gewisse »Gegenwartsblindheit« bescheinigt der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf seiner Zunft. »Die heutige Universitätstheologie ist sehr text- und exegeseorientiert, hat aber einen Mangel an religiöser Deutungskompetenz in Hinblick auf aktuelle Phänomene.« Religion wird pluraler, widersprüchlicher, auch privater. An den Universitäten jedoch ist von dieser Pluralität wenig zu merken.
Weiter lesen wir dass "andere Disziplinen den Universitätstheologen die Deutungshoheit über Religion streitig machen". So wollen Soziologen, Ethnologen und Religionswissenschaftler in Göttingen sich in einem neuen Max-Planck-Institut mit ethnisch-religiösen Konflikten beschäftigen, so die ZEIT.
Wir koennen uns fragen: Wozu diese Konkurrenz zwischen Faechern? Liegt nicht die Zukunft von Wissenschaft in Interdisziplinaritaet - wie eben in diesem neuen Max-Planck-Institut?
Der Artikel zeigt auch deutlich, wie wenig sekularisiert Deutschland ist - selbst an den Unis. DIE ZEIT hat auch mehrere relevante Links gesammelt.
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