Unsere heutigen Maerchenerzaehler
In alten Zeiten erzaehlte man sich Maerchen ueber Zwerge, Trolle und Ungeheuern. Heutige Maerchen handeln gerne um sogenannte wilde Staemme, Indianer, Kannibalen. Die faz schreibt ueber einen dieser - wie es scheint - modernen Maerchenerzaehler, Rick Williamson:
In "Tavua - Der weiße Kannibale" (Erscheinungstermin 23. Juli) behauptet Williamson, er habe auf einer Insel zwischen Australien und Neuseeland einen von der Zivilisation unberührten Pygmäenstamm entdeckt. Er sei Kannibale geworden wie sie, Oberhäuptling - und mehrfach gerade noch mit dem Leben davongekommen.
Er habe sich schaurigen Ritualen unterzogen und Dinge getan, die man keinem auch nur zu sehen wünscht. Er habe zwischen Kakerlaken geschlafen und vergammeltes rohes Fleisch gegessen. Wie sie. Kaum eine Seite, auf der er die Wildnis und ihre Bewohner nicht als "brutal", "grausam" oder "gewalttätig" beschreibt, immerzu und überall drohen ritueller Mord und Totschlag. Auf einer DVD mit demselben sensationslüsternen Titel sieht man einen dunkelhäutigen Bogenschützen, der seinen Pfeil aus einem menschlichen Rücken zieht.
Seine Herangehensweise erzeuge Feindbilder, kritisiert die Ethnologin Sabine Hess von der Universität Heidelberg. Sie hat selbst fast zwei Jahre lang auf Vanuatu geforscht. Die heftigste Kritik kommt infolge der faz jedoch aus Vanuatu selbst. Die Zeiten, in denen Ausländer Einheimische beschrieben, ohne auf Widerspruch zu stoßen, sind lange vorbei.
Williamson hat indes schon neue Plaene: "Er will drei Protagonisten seines Buches aus dem Busch von Santo nach Neuseeland holen und die westliche Hypermoderne kommentieren lassen", schreibt die faz.
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