Mit Programmen zur Bekämpfung von Übergewicht können viele Menschen nichts anfangen. Sie sprechen nämlich nur das Bildungsbürgertum an, meint der Sozialanthropologe Jörg Niewöhner, meldet die taz.
Der Ethnologe ist Mitarbeiter des Forschungsprogrammes Präventives Selbst an der Berliner Humboldt Universität.
Zur taz sagt er:
In unserem Forschungsprogramm des “Präventiven Selbst” stellen wir fest, dass das Leitbild, das hinter vielen Präventionsprogrammen steht, eins ist von einer Person, die eine bestimmte Fähigkeit hat, sich selbst zu beobachten, die sich disziplinieren kann, die finanzielle und intellektuelle Ressourcen hat.
Das ist ein bildungsbürgerliches Konzept, ein Mittelschichtsphänomen. Diese Ressourcen, dieses Bild trifft aber für viele Menschen außerhalb dieses Mittelschichtsegments gar nicht zu.
Man macht sich keine Vorstellung, dass viele Leute in einem anderen Milieu, einem anderen Setting leben. Da sieht der Alltag so anders aus, dass Gesundheit gar nicht die Rolle spielen kann. Es gibt einen Mismatch zwischen dem Wunsch, diese Leute zu disziplinieren und dem mangelnden Wissen darüber, was da zählt.
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