Ethnologie - ein Lebensstil
In der aktuellen Ethnologik-Ausgabe finden wir zwei Interviews mit Ethnologen. Für beide ist Ethnologie ein Lebensstil. Für Matthias Laubscher, Leiter der Ethnologie in München, bedeutet die Pensionierung nicht Schluss mit der Ethnologie. Dann gehts erst richtig los.
Auf die Frage, womit er sich nach seiner “Entpflichtung” beschäftigen moechte, sagt er:
Zunächst werde ich weiter Feldforschung betreiben und mich dann mit Forschungsthemen beschäftigen, die ich schon lange Zeit verfolge, zu deren Ausarbeitung ich oft aber nicht gekommen bin. Darauf freue ich mich schon richtig.
In diesem Interview gibt er auch eine schöne Definition unseres Faches wieder:
Zur Ethnologie, damals noch Völkerkunde, kam ich über die Universität Basel. Dort lernte ich das Fach durch den damaligen Lehrstuhlinhaber Bühler zum ersten Mal kennen (…). Er sprach davon, dass Ethnologie nicht etwa Hagenbecks Völkerschau auf wissenschaftlicher Ebene sei, sondern sich grundsätzlich mit den Entfaltungsmöglichkeiten und Varianten der Menschheit beschäftigt. Dieser Ausdruck hat mit fasziniert.
Eine wichtige Aufgabe der Ethnologie, ist, so Laubscher, “anderen Menschen durch die Vermittlung der vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten etwas vom Reichtum der Menschheit zu vermitteln":
Das Erkennen des menschlichen Reichtums ist also ein Wert an sich und erlaubt den Menschen, die sich diesem Reichtum öffnen, sich aus starren Vorstellungen zu lösen. Das könnte unsere Gesellschaft im Denken, in unserer Politik mobiler machen. Vielleicht hilft ja dabei auch das Internet.
Eveline Dürr sagt:
Ethnologie, und das gilt vermutlich auch für andere akademische Disziplinen, ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern auch ein Lebensstil.
Das liegt zum einen an der engen Verquickung meiner Biographie mit meinen ethnologischen Forschungsfeldern, zum anderen aber auch daran, dass die Ethnologie eine reflexive Wissenschaft ist und es nicht nur um ‚andere’ geht, sondern immer auch um den jeweiligen Forscher oder die Forscherin, die stets in Relation zum Forschungsgegenstand zu sehen sind.
Außerdem durchdringt die Ethnologie als Tätigkeitsfeld ganz zwangsläufig private Bereiche, schon allein durch die mehrmonatigen und auch emotional intensiven Feldforschungsaufenthalte.
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