Ethnologin Shalini Randeria zum Kastensystem und Hindunationalismus
Welche Rolle spielt das Kastensystem in Indien? Erleben anti-muslimische hindunationalistische Strömungen einen Aufwind? Ethnologin Shalini Randeria steht in einem Interview mit dem Magazin Chilli.cc (Teil eines Schwerpunktes Hindunationalismus) Rede und Antwort.
Den Sieg der Hindunationalisten in Gujarat sei besorgniserregend:
Denn Narendra Modi, der als Ministerpräsident bestätigt wurde, war derjenige, dessen Regierung 2002 für die Pogrome gegen die Muslime verantwortlich war. Anstatt die Politik der Gewalt gegen religiöse Minderheiten zu bestrafen, wurde diese Regierung zum zweiten mal wieder gewählt.
Der Wahlsieg kann jedoch mehr mit Wirtschaftspolitik als Religion zu tun haben:
Dieser Wahlsieg aber soll als Reaktion der Wähler auf die erfolgreiche neoliberale Wirtschaftspolitik der Landesregierung gewertet werden. Gujarat hat ein sehr hohes Wirtschaftswachstum, die Privatwirtschaft floriert, ausländische Investitionen fließen ins Bundesland und schaffen Arbeitsplätze. Mittelschichten profitieren von diesen Entwicklungen. Eine neoliberale Wirtschaftspolitik ist also sehr gut mit der hindunationalen Politik vereinbar.
Die Rolle des Kastensystems ist komplex. Auf der einen Seite ist die Bevorzugung oder Diskriminierung aufgrund der Kasten-Zugehörigkeit strafbar. Andererseits spielt Kastenzugehoerigkeit bei Heiraten und im Wahlkampf eine Rolle, erzaehlt sie.
>> zum Interview auch Chilli.cc
Shalini Randeria, die derzeit am Ethnologischen Seminar der Uni Zürich lehrt und forscht, wurde vor knapp drei Jahren in der ZEIT interviewt - und zwar zur Frage, ob eine Frau als deutsche Kanzlerin einen Fortschritt bedeutet:
Als Inderin wundere ich mich über die Aufregung, die eine weibliche Kanzlerschaft in Deutschland verursacht. In Südasien werden seit 35 Jahren Frauen in fast jedem Land in politische Spitzenämter gewählt. Daran, dass Frauen das dürfen und können, gab es nie Zweifel. Nur haben diese Regierungschefinnen weder eine andere Frauenpolitik gemacht noch der strukturellen Benachteiligung von Frauen entgegengewirkt. Insofern ist die Wahl einer Frau nur von symbolischer Bedeutung.
>> Asien ist längst weiter: Interview mit Shalini Randeria in der ZEIT
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