“Seltsames Gefühl. Seit Jahren bereiteten wir ein Forschungsprojekt zu Georgien vor. Nach vier Jahren reichten wir endlich den Projektantrag ein und zu unserer großen Freude wurde das Projekt bewilligt. Kurze Zeit später geht das Land, in dem wir forschen wollten, in Flammen auf. Es war der 8. August: Georgien überfiel Zchinwali in Südossetien und Russland überfiel Georgien.”
So beginnt der einleitende Artikel Georgien. Eine Annäherung von Stéphane Voell in der neuen Ausgabe von Journal Ethnologie zum Thema Georgien. Wir finden darin auch einen Text ueber „Meskhetische Türken“, die eigentlich so gar nicht genannt werden wollen. Ethnologin Natia Jalabadzewar entdeckte kulturelle Traditionen aus christlicher und vorchristlicher Zeit im Leben der Meskheter. Im Text Christen oder Muslime? „Meskhetische Türken“ in der georgischen Samtredia-Region erklaert sie die Hintergruende.
Ausserdem i dieser Ausgabe: Über Rituale, Weinkeller und den Fortschritt auf dem Land. Eine deutsch-georgische Exkursion nach Chewsuretien und Kachetien (Von Godula Kosack), Georgien – ein Land mit vielen Bevölkerungsgruppen (von Ulrike Krasberg) und Begegnungen im Kaukasus (von Elke Kamm)
In Georgien leben viele Bevoelkerungsgruppen. Das Land hat eine internationale Geschichte. Dennoch reden die Autoren meist ueber “ethnische Gruppen” als feste Einheiten. Den Eindruck hatte ich zumindest nach einem Ueberfliegen der Texte.
“Immer wieder marschierten Völker nach Georgien ein und teilten die Region unter sich auf. Durch die Jahrhunderte konnte - nach Meinung vieler Georgier - die nationale Identität aber erhalten bleiben", schreibt Stéphane Voell. Doch ist es nicht eher so, dass nationale oder ethnische Identitaet erst in Abgrenzung zu anderen Gruppen entsteht?
Kann man die Mingrelen als “ethnische Gruppe” bezeichnen? Im Ihren Pass steht “Georgier", Sprache - unterscheidet sich vom Georgisch wesentlich.