Thomas Bargatzky - ein rechtsradikaler Ethnologe?
18 Kommentare
Kommentar von: Marti
Kommentar von: Matthias Wagner
Ich studiere Kultur und Gesellschaft Afrikas - Ethnologie und Soziologie in Bayreuth. Ich kenne Herrn Bargatzky aus persönlichen Gesprächen wie auch dem besagten Forum für Kultur und Sicherheit. Die Auswahl der Vorträger kann ich nur begrüßen, da sie uns, die Teilnehmenden als Augenzeugen emische Perspektiven über die sonst wissenschaftlich diskutierten Themen gewährten. Die Aussagen Bargatzkys sind im Kontext dieses Artikels sondiert worden um Vermutungen zu bekräftigen, die ich - ich bin alles andere als rechtsradikal - schlichtweg für monokausalisiert interpretiert halte. Die Revitalisierung “traditioneller” Bräuche und Normen, impliziert nicht einen Rückfall in das dritte Reich - derlei Prozesse fanden z.B. auch unter den Indigenen der USA statt und diese wurden auch nicht als rechtsradikal bezeichnet. Die Argumentationsweise des Authors lässt vermuten, dass er keinerlei persönlichen Kontakt mit Herrn Bargatzky hatte und nicht seine offene diskussionsfreudige Art kennt. Wenn das Ziel dieses Artikel Difamierung lautet, dann hat es der Author erfüllt. Ich appelliere an die Skepsis unserer Komilitonen, diesen Vorwürfen keine Leichtgläubigkeit entgegen zu setzen.
Kommentar von: Matthias Wagner
Wissenschaftlicher Diskurs sollte nicht auf der Ebene, persönlicher Angriffe stattfinden. Die Aussagen meines Vorredners kann ich nur bekräftigen und Herr Bargatzky ist kein Feind des Islam, er sieht lediglich die Gefahren des islamischen Fundamentalismus. Die Generalisierungen der Aussagen Bargatzkys durch den Author stellen eine Beleidigung und unfaire Berichterstattung keine präzise Analyse dar. Ich hoffe, dass ich die rethorische Frage des Authors für diejenigen, die diesen Artikel lesen mit Nein beantworten konnte, da mir diese Angelegenheit am Herzen liegt und ich nicht verstehen kann, wie man mit derlei unfundierten Aussagen einen Menschen an den Pranger stellen kann.
Kommentar von: lorenz
Danke fuer interessante Kommentare. Es stimmt, ich kenne Bargartzky nicht persoenlich und obiges bezieht sich ausschliesslich auf seine Texte in der Jungen Welt Freiheit.
Die Ueberschrift ist tatsaechlich als Frage gemeint und auf Diffamierung bin ich nicht aus: Was ist von solchen Aussagen zu halten? Ich wuerde ihn nicht als Rechtsradikalen bezeichnen (dazu sind seine Aussagen zu wenig radikal, zu sehr common sense geworden i letzter Zeit). Ich sehe ihn eher - wie ich geschrieben habe - als Vertreter der neuen christlichen Rechte, die in vielen Laendern staerker und staerker wird.
Ich denke, wir alle sehen die Gefahr des islamistischen Fundamentalismus. Diese reell. Doch das Problem ist nicht der Islam, sondern der Fundamentalismus an sich - sowohl im Christentum als auch im Islam. Und es sieht so aus, als trage Bargatzky zu diesem Problem bei. Er schreibt nicht gerade nuanciert ueber den Islam, idealisiert dagegen das Christentum und “Europa".
@Matthias Wagner: Sehr interessant Deine Bemerkungen zur “Revitalisierung ‘traditioneller’ Bräuche und Normen” und der Link zu den Bewegungen Indigener in den USA. Hier lassen sich sicher Gemeinsamkeiten finden mit Bargatzkys Argumentation.
Viele Ethnologen sympathisieren ja mit den ethnonationalistischen Bewegungen von Urbevoelkerungen - oft recht unkritisch meiner Meinung nach und gelegentlich benutzen sie Argumente, die man mehr aus der rechten Ecke kennt. Ich habe meine Magister-/ Lizarbeit dazu geschrieben http://www.lorenzk.com/lizarbeit/
Ich habe mich mit den Islamdebatten in Deutschland im Text “Wieviel Zusammenhalt braucht eine Gesellschaft” auseinander gesetzt http://www.lorenzk.com/deutsch/2004/wieviel-zusammenhalt-braucht-eine-gesellschaft/
Wie ich frueher bereits hingewiesen hatte, ist die deutsche Ethnologie sehr auf “Ethnien” und “Voelker” fixiert http://www.antropologi.info/blog/ethnologie/ethnologie.php?p=3038 Vielleicht ist dies ja auch relevant hier?
Kommentar von: Marti
@ Lorenz
“Doch das Problem ist nicht der Islam, sondern der Fundamentalismus an sich - sowohl im Christentum als auch im Islam.”
Das sehe ich nicht so. Erstens ist die Scheidung zwischen Islam und Islamismus bzw. islamischem Fundamentalismus eine, von der keiner sagen kann, wo eigentlich die entscheidenden Unterschiede liegen. Auch der orthodoxe und traditionelle Islam war von Anfang an auch politisch.
In allen wichtigen Lehre gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen orthodoxem und fundamentalischtischem Islam.
Gut, der Islamimus ist anders organisiert, aber ist das wirklich ein entscheidender Unterschied?
Tilman Nagel, einer der anerkanntesten deutschen Islamwissenschaftler, schreibt in seinem Aufsatz “Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung” dass eine Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus “ohne Erkenntniswert” ist.
Dass Fundamentalismus an sich ein Problem sei, halte ich für eine polemische Verallgemeinerung.
Es kommt zwar heute durchaus vor, dass etwa Ayaan Hirsi Ali als “Fundamentalistin der Aufklärung” geschmäht wird, und dabei wird unterstellt, jeder Fundanetalismus sei gleich gefährlich, aber für mich ist ein solcher “Fundamentalismus” kein Schreckgespenst, sowenig wie der christliche Fundamentalismus, den ich auch den nicht gut finde.
Um den anzuschwärzen wird dann gern auf christliche Abtreibungsgegner verwiesen, die insgesamz sieben (!) Menschen getötet haben.
Wie gesagt, christlicher Fundamentalismus ist unschön, aber der hat ganz andere Dimensionen und Qualitäten als islamischer Fundamentalismus.
Kommentar von: Markus_D
Ich studiere ebenfalls an der Universität Bayreuth und kenne Herrn. Prof. Bargatzky persönlich.
Der hier angebrachte Verdacht, dass Herr Bargatzky rechtsradikal sei, ist völlig haltlos und grenzt an Rufmord.
Der Autor hat sich völlig unwissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt und sollte sich lieber einmal die angesprochenen Artikel in der Jungen Freiheit genau durchlesen. Denn dann würde der Autor erkennen, dass bei Herrn Bargatzky das Attribut “rechts” völlig unangebracht ist.
Gruß Markus
Kommentar von: Eric W.
Was man Herrn Bargatzky auf jeden Fall vorwerfen kann, unabhängig davon was man inhaltlich von seinen Artikeln denkt, ist, dass er in der Jungen Freiheit publiziert. Eine Publikation, die eine Scharnierfunktion zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus erfüllt. Immer wieder gibt es Skandale, wenn Personen von öffentlichem Interesse der Jungen Freiheit Interviews geben, worauf die Rechtfertigung meist lautet, man habe ja nicht gewusst mit wem man es zu tun habe. Prof. Bargatzky dagegen ist ein regelmäßiger Autor dieser Publikation und wird wissen für wenn er schreibt.
Vorwerfen kann man ihm ebenfalls, dass er im Sammelband
„Gegen die feige Neutralität – Beiträge zur Islamkritik“ einen Beitrag veröffentlicht hat. Einer seiner Co-Autoren ist Günther Zehm ein impliziter Holocaustleugner, der dies nicht offen sagt, aber durchscheinen lässt, was er denkt. http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Zehm
Auch dies würde ich Herrn Bargatzky ankreiden.
Es scheint mir so zu sein, dass sich Prof. Bargatzky in seinen akademischen Publikationen noch sehr zurückhält und dort nur das schreibt, was er für sagbar hält, während er in der Jungen Freiheit schon eher das schreiben kann, was er wirklich denkt.
In seiner Einführung bemängelt er lediglich den Hyperkritizismus und eine übertriebene politische Korrektheit, während er einige Aspekte aus Saids “Orientalism” sogar zustimmend erläutert. Ähnlich in seinem Aufsatz “Der Haß auf die eigene Kultur: das peccatum essentiale der Ethnologie?”
Dort schreibt er:
“Ich höre schon das “Schluchzen des weißen Mannes” (Bruckner 1984) und den Aufschrei “ethnozentrisch!", den beliebten Bannfluch im intra-ethnologischen Exkommunikationsritual. Worum es hier aber geht, ist das Anderssein, die Differenz. (…)
Ethnologie treiben heißt eben: die Differenz artikulieren, nicht kaschieren.”
Diese Aussagen halte ich nicht für rechtsradikal, auch wenn ich ihnen nicht zustimme. Mich wundert aber, dass Herr Bargatzky in beiden Publikationen zunächst konstruktivistische Argumente wie Karl Valentins Diktum “Fremd ist der Fremde nur in der Fremde” diskutiert, nur um dann letztendlich einen- wenn auch moderaten- Essentialismus als Lösung anzubieten.
Gar nicht moderat dagegen ist folgende Aussage aus einem Artikel in der Jungen Freiheit:
Sorgen wir auch durch eine nationalen Eigeninteressen verpflichtete Einwanderungspolitik dafür, daß nicht eines Tages in Europa nur noch Moscheen errichtet werden!
Hier wird ja eindeutig von „wasserdichten“ (Said) Grenzen zwischen „Kulturen“ oder sogar „Völkern“ ausgegangen und mit einer drohenden „Überfremdung“ Panik gemacht. Warum soll der Zuzug von Migranten überhaupt ein Problem für „die Deutschen“ sein? Vor allem: was soll die Konsequenz von solchen Aussagen sein? Mit der NPD gegen Hindutempel und Moscheen zu demonstrieren?
Die biopolitische Sorge um das „Aussterben des deutschen Volkes“ scheint auch die Aussagen zur Homoehe im JF-Artikel Familie als kulturelle Universaliemotiviert zu haben.
Mit der kulturellen Universalie der Familie gegen die Homoehe zu argumentieren funktioniert ja nur wenn man diese als „unnatürlich“ darstellt.
Wir dürfen nicht zulassen, daß sich - in welcher Partei auch immer - jene Fanatiker durchsetzen, die im Namen einer Totalemanzipation von der Natur uns nicht nur aus dieser, sondern aus der Kulturgemeinschaft mit dem Rest der Welt herauskatapultieren wollen.
Zwei Männer, die ein Kind groß ziehen können anscheinend keine „richtige Familie“ bilden. Aber für Bargatzky zählt ja auch „die sogenannte “bürgerliche” Kernfamilie“, ein konsumorientierter „aus Eltern und Kindern bestehende[r], nicht-produktive[r] Zweigenerationenverband“ nicht zur Familie als transkulturelle Universalie. Wozu also gegen die Homoehe sein, wenn schon deutsche Heteros gegen menschliche Universalien verstoßen?
Besonders absurd ist es die kulturelle Universalie der Familie als Widerspruch zu homosexuellen Ehen darzustellen, weiß doch jede Ethnologin und jeder Ethnologe von ethnographischen Beispielen von Ehen zwischen Männern und Männern oder Frauen und Frauen.
Bargatzky führt jedoch die Frauenheirat in Afrika als Beispiel für seine These an, weil dort eine klare Rollenverteilung zwischen männlich und weiblich bestehe.
(Zur Frauenheirat siehe auch diese Rezension eines Buches, das sich ebenfalls mit einer kulturellen Universalie beschäftigt http://www.zeit.de/2007/38/SM-Homosexualit-t)
Noch Absurder ist die Tatsache, dass Prof. Bargatzky in seiner Ethnologie-Einführung (richtigerweise!) den Gebrauch des „ethnographischen Präsens“ bemängelt:
In Monographien, in denen Ethnologen ihre Beobachtungen zusammenfassen, stellen sie die Zustände gerne so dar, daß deren zeitliche Zuordnung unbestimmt bleibt. (S. 225)
Nur um dann über zeitgenössische afrikanische Gesellschaften zu schreiben:
Die Verbindung von Mann und Frau ist in traditionalen, vormodernen Gesellschaften eine mit der biologischen und sozialen Reproduktion des Gemeinwesens auf das engste verflochtene Institution. Darüber hinaus bildet sie stets auch numinose, makrokosmische Polaritäten ab, die sich im familiären Mikrokosmos und im Mesokosmos des politisch verfaßten Gemeinwesens spiegeln. Keine der uns bekannten nichtwestlichen Gesellschaften gründet daher eine so fragile Institution wie die Ehe allein auf persönliche Gefühle oder die sexuelle Orientierung der Partner. Die sogenannte “Frauenehe", wie sie in bestimmten traditionalen afrikanischen Gesellschaften vorkommt, ist keine Widerlegung dieser Behauptung - im Gegenteil.
Damit tappt er nicht nur selbst in die Falle des „ethnographischen Präsens“, sondern fällt gleich auf den Evolutionismus des 19. Jahrhunderts zurück (Vorsicht: evolutionistische Argumentation meinerseits ) wenn er von „vormodernen“ und „traditionalen“ Gesellschaften schreibt. Wie er das trotz Kenntnis der Debatte um die Krise der ethnographischen Repräsentation und deren Vorläufer (Said, Kramer) schafft, bleibt ein Rätsel…
Kommentar von: Eric W.
Marti, wenn Sie über den christlichen Fundamentalismus schreiben
Um den anzuschwärzen wird dann gern auf christliche Abtreibungsgegner verwiesen, die insgesamz sieben (!) Menschen getötet haben.
dann frage ich mich, was das belegen soll und zweitens gegen welche Zahl Sie das auf die Waagschale legen wollen.
“Im Namen Gottes” töten viele Gruppen, nicht nur islamische. Siehe dazu die Veröffentlichungen von Mark Juergensmeyer (Terror in the Mind of God) und Jessica Stern (Terror in the Name of God). Unter Berufung auf den christlichen Gott hat die Lord’s Resistance Army in Uganda hat mehr als 10.000 Menschen umgebracht. Das für ihre Waagschale.
Mehr hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Christian_terrorism
Auch der Ku Klux Klan hat tausende Menschen umgebracht, mit seinem Selbstverständnis als “Gemeinschaft der Gottgläubigen". Seine Opfer waren häufig ebenfalls Christen, beispielsweise aus der Bürgerrechtsbewegung zu Zeiten Martin Luther Kings. Es wäre nun absurd zu behaupten im Ku Klux Klan manifestiere sich das “Wesen des Christentums” und eigentlich bestehe kein Unterschied zwischen KKK und seinen Opfern.
Nicht so beim Islam: da schreiben sie es gebe gar keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus.
Nichts ist falscher als sich Religionen als zeitlose, monolithische Blöcke vorzustellen und die innere Heterogenität zu missachten.
Kommentar von: Eric W.
Was Leute wie Thomas Bargatzky sagen, sehe ich mit gemischten Gefühlen: dass er gegen die Homoehe ist, finde ich natürlich nicht besonders toll, und zum christlichen Abendland habe ich eine ambivalente Einstellung.
Trotzdem möchte ich das, was er sagt, nicht in Bausch und Bogen verurteilen.
Wenn ihnen alles, was gegen “den Islam” geht, recht ist, dann brauchen sie sich nicht wundern, was ihre ideologischen Bündnispartner über Homosexualität sagen.
Die schwule Szene ist zunehmend von Migranten bedroht, von denen sehr viele einen islamischen Hintergrund haben. In Hamburg St.Georg und in Berlin Schöneberg werden Schwule und deren Einrichtungen gewaltsam vertrieben.
Können Sie das auch irgendwie belegen?
(Leserbriefe in Hinnerk zählen nicht)
Sah man vor etlichen Jahren beispielsweise noch viele junge Türken in der Szene, so werden sie heute immer seltener.
Haben sie eine dementsprechende Erhebung gemacht? Wie erklären sie sich das? Früher waren die homosexuell heute sind sie homophob?
Dass Islamkritiker in die rechte Ecke abrutschen, ist sehr bedauerlich, es ist aber nachzuvollziehen, weil in linken und liberalen Umfeldern Islamkritik zunehmend tabuisiert und somit unmöglich geworden ist.
Dass sie Verständnis haben, dass Leute zu Rassisten und Rechtsradikalen werden, ist schon ein starkes Stück. Haben Sie auch für dementsprechende Gewalt Verständnis oder nur für die geistige Brandstiftung?
Außerdem ist es doch total erfunden, dass Islamkritik tabuisiert wäre. Im Gegenteil findet man sie allerorten.
Warum studieren Sie eigentlich Islamwissenschaft, wenn Sie derartige Abgneigungen gegen den Islam hegen? Um bessere Argumente zu haben?
Kommentar von: Eric W.
Die Revitalisierung “traditioneller” Bräuche und Normen, impliziert nicht einen Rückfall in das dritte Reich - derlei Prozesse fanden z.B. auch unter den Indigenen der USA statt und diese wurden auch nicht als rechtsradikal bezeichnet
Doch, wenn Sie sich mal die Debatte um Adam Kupers The Return of the Native in Current Anthropology 44/3 ansehen würden.
Dennoch halte ich die Gleichsetzung von Indigenismus und Nativismus, oder wie man das auch nennen möchte, mit europäischem Neofaschismus für falsch. Auch wenn Nativismus eine z.T. auf Konzepten des europäischen Nationalismus beruhende Ideologie ist, werden mit dieser Gleichsetzung Machtverhältnisse total
völlig außer acht gelassen.
Die von ihnen geforderte “Revitalisierung” von deutschen Bräuchen dient wahrscheinlich dazu “die Deutschen” als “bedrohtes Volk” darzustellen analog zu dem Bild, das man sich hierzulande von Native Americans macht.
Kulturverlust kann ohnehin nur derjenige fürchten, der von einer statischen Kultur ausgeht.
Kommentar von: Matthias Wagner
@ eric w., ich denke anhand meiner Aussagen solche Konklusionen zu generieren, ist ziemlich monoperspektorisch gedacht. Ich denke nicht, dass der Fahneneid ein Mittel zur “Revitalisierung” deutscher Werte ist. Allerdings wie sie es darstellen, gibt es keine orale Tradition, kulturelles Wissen, das verloren geht bzw. gegangen ist. Auch der Idee eines statischen Kulturbegriffs hänge ich nicht an, ich denke allerdings, dass es nicht gut ist von einer “unsichtbaren” Hand der Kulturtransformation auszugehen, da dieses Konzept zur Passivität führt. Ich habe niemlas behauptet, dass die Machtsituation bsp. der Kiowa der der “Deutschen” gleicht. Diese Implikation haben sie selbst vollzogen. Dem kapitalistischem Nihilismus und der medialen Beeinflussung nichts entgegen zu setzen als den Appell an die Selbstverantwortung der Bürger, halte ich schlichtweg für falsch. Wenn sie schreiben hierzulande …, warne ich sie vor generalisierender Polemik, die in dieser Debatte einen zu hohen Stellenwert einnimmt. Die deutsche Gesellschaft ist weit von einem identitätsstiftendem Gruppensolidaritätsbewusstsein entfernt, auch wenn Sportgroßereignisse eine andere Sprache sprechen mögen. Auf der Basis einer “Re"-Ritualisierung institutionelle Kommunikationkanäle zu errichten könnte zu einer Verbesserung, der sozialen Interaktion führen. Dieses Konzept befürworte ich, d.h. nicht, dass ich es für die omnipotente Antwort auf die Probleme unserer Gesellschaft halte.
Kommentar von: Matthias Wagner
Ich bin keine Anhänger einer konservativistischen Überzeugung, es gent mir mehr um Möglichkeiten den Fluxus konstruktiv zu beeinflussen und nicht einfach als gegeben vorrauszusetzen. Ich hoffe, dass ich meine Aussagen in diesem Kontext verständlicher sind und nicht zu Fehlinterpretationen führen, die meiner Denkweise nicht gerecht werden.
Kommentar von: Eric W.
“Dem kapitalistischem Nihilismus und der medialen Beeinflussung nichts entgegen zu setzen als den Appell an die Selbstverantwortung der Bürger, halte ich schlichtweg für falsch.”
Klingt so ähnlich wie der Kulturpessimismus von Oswald Spengler in “Der Untergang des Abendlands.” Der “blutsleeren", “künstlichen", “dekadenten” Zivilisation sollen “echte Werte” entgegen gesetzt werden. Was soll “kapitalistischer Nihilismus” sein? Der Aufstieg des Nationalstaats und der Aufstieg des Kapitalismus gingen doch meist miteinander einher (siehe etwa französische Revolution).
Auch den Widerspruch zwischen Massenmedien und nationaler Identität (für Sie ein Wert) kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die nationale Gemeinschaft wird doch gerade auch durch Medien hergestellt. In der frühen Moderne war das so “effektiv” noch gar nicht möglich. Beispiel: “Das Wunder von Bern” (modernisierter deutscher Nationalismus) mit 3,6 Millionen Zuschauern.
Eine Studie über den Zusammenhang von Medien und Nationalismus ist beispielsweise “Deutsch-Stunden: Zur Konstruktion nationaler Identität im Fernsehtalk” (Tanja Thomas 2003)
Eine ähnliche Vorstellung von Medien macht sich auch Thomas Bargatzky in der Jungen Freiheit:
Die Familie ist ein Bollwerk gegen den Zugriff der Marktkräfte auf die Individuen. Es liegt daher auf der Hand, daß diese Kräfte über ihre Sprachrohre in den Parteien, den Nachrichtenmedien und der Unterhaltungsindustrie bei der Ehe als dem Angelpunkt der Familie in unserer Kultur ansetzen. Mit der Ehe soll zugleich die Familie aufgebrochen werden.
Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll:
Medienmogule schmieden finstere Pläne und lassen amerikanische Familienserien ausstrahlen, um die deutsche Kultur zu zersetzen?
Auch hier wird vergessen, dass die Familie in ihrer spezifischen Form in westlichen Industriegesellschaften ja gerade ein Produkt von “Marktkräften” ist:
Vater, Mutter, 1,5 Kinder, mit dem Mann als Familienernährer. Auch dieses Modell ist schon in Auflösung begriffen, wobei Frauen trotz Integration in den Arbeitsmarkt meist auf traditionelle Aufgaben wie die Kindererziehung festgelegt werden.
Die deutsche Gesellschaft ist weit von einem identitätsstiftendem Gruppensolidaritätsbewusstsein entfernt, auch wenn Sportgroßereignisse eine andere Sprache sprechen mögen.
Dass es Deutschland an Nationalismus mangelt, kann ich nicht beobachten.
Die Herstellung einer nationalen Gemeinschaft funktioniert auch immer über den Auschluss “der Anderen". Wer darf denn alles bei ihrer Gruppensolidarität mitmachen und wofür braucht man das überhaupt?
Kommentar von: Benni
@ Lorenz: Zitat: “obiges bezieht sich ausschliesslich auf seine Texte in der Jungen Welt.”
–> ich glaube du meintest Junge Freiheit, oder? Die Zeitschrift Junge Welt und Junge Freiheit unterscheiden sich politisch zutiefst.
Kommentar von: lorenz
Ja natuerlich. Danke, Benni! Ist hiermit korrigiert
Kommentar von: Anthropolpogist
Aus: Antifaschistische Nachrichten 02/Januar 2009
( http://www.nrw.vvn-bda.de/hma/an_2009_02.htm ) :
“
“IfS” zum Thema “Elite”
Schnellroda. Das um das rechte Wochenblatt “Junge Freiheit” angesiedelte “Institut für Staatspolitik” (IfS) führt vom 13. bis 15.2. seine “9.Winterakademie” zum Thema “Elite” in Schnellroda durch. Neben Karlheinz Weißmann und Götz Kubitschek referieren auf der Tagung der Ethnologe Thomas Bargatzky und der Historiker Stefan Scheil. Letzterer erhielt 2005 den “Gerhard-Löwenthal-Preis” der “Jungen Freiheit” (hma).”
Kommentar von: Reinhard Baden
Wer die pseudowissenschftlichen Dogmen des Gender-mainstrems mit guten Gründen bzweifelt, wie Bargartzky es tut und dazu noch in der JF schreibt, der ist natürlich “rechts” und darf mittlerweile straffrei von der “Anständigkeits-Keule” jener Etho-jünglinge” geistig erschlagen werden. Die intellektuelle Unredlichkeit jener “Anständigen” mag man freilich eingedenk ihres offenbar dürftigen Wissenstandes verzeihen. Nun,"der Geist weht bekanntlich wo er will", und ich hoffe,daß die kruden Gedanken der “kritischen Denkern in dürftiger Zeit” bald vom Winde des wahren Logos verweht werden. Reinhard Baden
Kommentar von: Friedemann Ebelt
Nun ist die Diskussion bereits ein Jahr her, aber ganz ehrlich, wie politisch rechts muss Wissenschaft denn sein, damit das als Problem diskutiert werden darf? Herr Bargatzky schrieb in der
Junge Freiheit [September 2006]:
“Das Bekenntnis zur Nation ist die Antwort auf die Frage nach der deutschen Identität, welche die Leitkulturdebatte nur verkappt zu stellen wagt. Der Globalisierung zum Trotz ist im Westen die Nation immer noch die umfassendste identitätstiftende menschliche Symbioseform, die zur Identifikation einlädt und Identifikation möglich macht. Nur sie kann die Aufgabe lösen, in einer Zeit des verstärkten Migrationsdrucks den Bewohnern eines bestimmten staatlichen Gebildes, welchen ethnischen Hintergrund auch immer sie haben mögen, gewisse gemeinsame Überzeugungen und Orientierungen näherzubringen, ohne die ein Gemeinwesen nicht bestehen kann. Die Zugewandtheit zur Nation hat einen Namen: Patriotismus.” [Quelle: http://www.jf-archiv.de/archiv06/200640092964.htm]
Ich glaube nicht, dass das leicht empirisch zu belegen ist: “Nation [ist] immer noch die umfassendste identitätstiftende menschliche Symbioseform”
Ich denke, die wenigsten Menschen antworten auf die Frage: “Hallo, was macht deine Identitaet aus?” mit: “die Nation". Darum halte ich das schon fuer ein hoch interpretatives, klar politsch fokusierendes, rechtes Programm, was da von einem Wissenschaftler vertreten wird. Mit anderen Worten: ohne rechte Vorbildung fallem einem solche Saetze wirklich nicht ein.
Aber sicherlich hat sich der Herr Bargatzky in seiner “offene[n] [und] diskussionsfreudige[n] Art” dazu irgenwo geaeussert und all diese Vermutungen lassen sich schnell ausraeumen. Ist das in dem Jahr seit dieser Diskussion irgendwo/irgendwie geschehen?
Ich studiere Religions- und Islamwissenschaftler und bin schwul.
Was Leute wie Thomas Bargatzky sagen, sehe ich mit gemischten Gefühlen: dass er gegen die Homoehe ist, finde ich natürlich nicht besonders toll, und zum christlichen Abendland habe ich eine ambivalente Einstellung.
Trotzdem möchte ich das, was er sagt, nicht in Bausch und Bogen verurteilen.
Das Problem, das dahintersteckt, ist nämlich ein sehr reales: Der Islam in seiner orthodoxen und fundamentalistischen Form breitet sich immer weiter in Europa aus und die Gegenkräfte sind gelähmt, bzw. werden gezielt geschwächt.
Ich habe die Uni wechseln müssen, weil jeder der Islamkritik äußert, an meiner ersten Uni von einer sunnitischen Mafia gemobbt wird. Die Professoren und die Uni sagen nicht dazu, sehen dem Treiben einfach zu. Die Studenten tun in ihrer ganz großen Mehrheit auch nichts.
Die Lehre in der Islamwissenschaft verkommt immer mehr zu islamischer Apologetik und islamischer Theologie, kritisches Denken wird unmöglich gemacht.
Die schwule Szene ist zunehmend von Migranten bedroht, von denen sehr viele einen islamischen Hintergrund haben. In Hamburg St.Georg und in Berlin Schöneberg werden Schwule und deren Einrichtungen gewaltsam vertrieben. Ausweichmöglichkeiten für Schwule sind sehr begrenzt.
Die demographische Krise des Westens verschärft die Probleme des islamischen Vordingens weiter.
Ich habe viele mit arabischen Einwanderern gearbeitet. Eine Integration wird oft garnicht mehr erstrebt, da Deutschland in den Augen viele Muslime sowieso islamisch wird.
Ein kriegerischer Geist ist unter Muslimen Tradition. Der Dschihad, verstanden als Krieg gegen die Nichtmuslime, ist ungebrochen populär. Pazifismus findet man da so gut wie überhaupt nicht. Ich bin kein Militarist, aber ich wünsche mir, dass unsere Demokratie und die Freiheiten, die sie gerade Minderheiten gewährt, verteidigt werden, zur Not auch militärisch.
Eine extreme Familienideologie finde ich abstoßend, aber ohne Familien geht es nicht.
Die schwule Szene schrumpft und überaltert zunehmend. Die vielen jungen Migranten in den Großstädten zeichnen sich oft durch extreme Homophobie aus.
Sah man vor etlichen Jahren beispielsweise noch viele junge Türken in der Szene, so werden sie heute immer seltener.
Weite Teile der muslimischen Community werden in atemberaubendem Tempo gläubiger, orthodoxer und fundamentalistischer.
Dass Islamkritiker in die rechte Ecke abrutschen, ist sehr bedauerlich, es ist aber nachzuvollziehen, weil in linken und liberalen Umfeldern Islamkritik zunehmend tabuisiert und somit unmöglich geworden ist.
Noch ein Wort zu Werner Schiffauer: was er in den 1980ern und frühen 90ern geschrieben hat, ist von bleibendem Wert, aber heute leidet Schiffauer unter völligen Realitätsverlust.