Ehre und Scham: Ist das die Rolle von Ethnologen?
von lorenz am Jun 10, 2009 in Ethnologie allgemein, Wir und die Anderen, Wissensvermittlung, Artikel und Papers, Zeitschriften
2 Kommentare
Kommentar von: Stéphane Voell
Kommentar von: lorenz
Stéphane, danke fuer Deinen Kommentar, der eigentlich Teil des Editorial sein sollte. Dass die empirische Erforschung dieser Phänomene besonders in Deutschland inkl auf Doerfern auf der Schwaebischen Alb - wie Du schreibst - noch weitestgehend aussteht, ist interessant.
Ich finde, es liesse sich fachlich viel mit einer vergleichenden Perspektive gewinnen, die auch die hiesige Mehrheitsgesellschaft mit einbezieht, inklusive auch andere Faktoren wie sozialer Hintergrund, Klasse usw.
In meinem Beitrag konzentrierte ich mich auf eine Kritik der Linie, die im Editorial gezeichnet wird.
Zunächst einmal vielen Dank für Deinen Blog, den ich mit großem Interesse verfolge. Du bist nicht zu kritisch bzw. bleibe bitte weiterhin kritisch. Doch auch Dein Text “wimmelt von Generalisierungen". Ich versuchte gerade in meinem Beitrag ("Wahre Ehre?") in Journal Ethnologie zu zeigen, dass es viele, sich überlagernde Vorstellungen von Ehre gibt, die auch recht willkürlich angewendet werden. Die Vorstellung, dass Menschen irgendwelchen Ehrkodizes stur folgen, auch im Migrationskontext, findet sich kaum noch. Ehrvorstellungen sind keine Überbleibsel “vormoderner” Zeiten, sondern das Produkt aktueller sozialer Zusammenhänge. (Hier sind in der Tat nicht alle dieser Meinung). Die empirische Erforschung dieser Phänomene, besonders in Deutschland (meinetwegen auch auf der Schwäbischen Alb) steht aber in der Tat noch weitestgehend aus. Eine Anmerkung noch zu der Zusammenstellung der Beiträge: Diese spiegelt nicht die Forschung zum Thema Ehre wider. Die Herausgeberin des Journals Ethnologie, Ulrike Krasberg, hat wohl recht viele Forscher/innen angeschrieben, ihre Arbeit vorzustellen. Aber es gab nur wenig Rückmeldungen.