Petition lanciert - Ethnologie in Heidelberg vor dem Aus?
“Ethnologen kämpfen um ihre Bibliothek“, meldet die Rhein Neckar Zeitung. Denn die Fachbibliothek am Institut für Ethnologie in Heidelberg soll geschlossen werden. Die Bücher sollen Teil des Bestandes der Universitaetsbibliothek (UB ) werden.
Das Institut für Ethnologie, so der Eindruck vieler Studierender der Zeitung zufolge, fällt allmählich auseinander. Denn nicht nur soll ihre Bibliothek verschwinden. Die räumliche Zukunft des Instituts ist auch ungeklärt. Das Institut soll der Expansion der UB weichen.
Die Fachschaft Ethnologie Heidelberg ist nun dabei, mittels Online-Petition Unterschriften für den Erhalt der Bibliothek zu sammeln: “Die Bibliothek ist der Mittelpunkt unseres Instituts", sagt Stefanie Aznan zur Rhein-Neckar Zeitung. “Studenten und Dozenten treffen sich hier, ältere Studenten können den Erstsemestern helfen.” Die fachspezifische Betreuung ginge in der UB verloren. Ebenso sei die thematische und regionale Aufstellung der Bücher wichtig.
Eine eigene Bibliothek sei auch wichtig, da beliebte Bücher in der UB wegen häufiger Vormerkungen schon mal drei Monate blockiert sind. “Wie soll denn ein Bachelorstudent, der alles in sechs Semester durchziehen muss, da rechtzeitig seine Hausarbeiten schreiben können?", fragt Fachschaftsvertreterin Michaela Meurer.
>> weiter in der Rhein Neckar Zeitung
351 Unterschriften sind bereits zusammengekommen und viele haben noch Kommentare dazugeschrieben.
Chris Freihaut schreibt:
ich studiere ethnologie in köln und arbeite als shk in der bibliothek. die vorstellung, dass unsere institutsbibliothek das gleiche schicksal ereilen könnte, ist… ich mag gar nicht dran denken. unser institut ist durch die bib zentraler anlaufpunkt für die studierenden, was ich aus anderen fächern so nicht kenne und an der kölner ethnologie sehr schätze! ich drücke euch die daumen, dass ihr eure bib behalten dürft!
Barbara Hertel kommentiert:
Als ehemalige Studentin der Ethnologie und als Fachangestellte für Medien-und Informationsdienste kann ich das Anliegen der Studierenden nur unterstützen. Eine Institutsbibliothek ist die geistige Heimat für Studierende eines Faches. Die thematische Aufstellung ermöglicht es auch einnal rechts oder links des eigenen Arbeitsthemas zu schauen und sich inspirieren zu lassen. Darüber hinaus trifft man Kommilitonen zur Diskussion und erfährt häufig generell, was am Institut so läuft. Eine Eingliederung in die UB würde zu einer Anonymisierung führen, in der die sogenannten Orchideenfächer nur noch eine Randexistenz führen dürften, mit Etatkürzungen und -verschiebungen ist in diesen Fällen in der Regel zu rechnen. Alles in allem eine nicht erstrebenwerte und zukunftsorientierte Entwicklung, da im Zuge der enger zusammenrückenden Welt, die Ethnologie und diejenigen die sie betreiben immer wichtiger werden.
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2 Kommentare
Kommentar von: lorenz
Hm, scheint ein Trend zu sein, allerdings etwas ueberraschend, dass es Euch auch trifft, da sich ja ploetzlich alle (nicht zuletzt die Behoerden) so sehr fuer den Islam interessieren
Tja wir haben in Frankfurt auch die Orientalistenbibliothek verloren. Die wurde an Marburg abgegeben, trotz der vielen Proteste der Studenten und trotz der Existenz eines Lehrstuhls für Islamische Religion.
Welche Literatur sollen jetzt die Studenten benutzen?