Schwarze Zähne und gelbe Haare: Jubiläums-Ethmundo über Schönheit
Das Ethnologie-Magazin Ethmundo feiert Jubiläum: Der 10. Themenschwerpunkt dreht sich um die Frage “Was ist Schönheit?”
Viele interessante Texte erwarten uns da, u.a. Schwarze Zähne und gelbe Haare – Schönheitsideale in Japan von Rüdiger Burg. Er beschreibt mehrere Jugendkulturen, die dominierende Schönheitsideale in Japan herausfordern. Dort gilt u.a. bleiche weisse Haut als schön (waren deswegen die japanischen Touristen, die ich in der syrischen Wüste sah, so verhüllt und trugen Sonnenschirme?).
Die Ganguro z.B. tun beispielsweise alles erdenkliche, um einen möglichst dunklen Teint zu haben, schreibt er:
Die auch Orange Girls genannten Teenagerinnen schlucken Beta-Carotin-Tabletten und benutzen Selbstbräuner. Ihr Ziel ist zwar nicht, wie eine Südfrucht auszusehen, eine orangene Haut ist aber oft das Ergebnis ihrer kosmetischen Selbstbehandlung.(…) Die für Japaner typischen dunklen Haare bleichen sie bis diese blond sind. Die extremsten Ganguro färben ihren Schopf leuchtend gelb. Sie nennen sich Yamamba, was auf Deutsch Berghexe bedeutet.
Als eines von wenigen Ländern in der Welt bietet Brasilien staatlich finanzierte Schönheitsoperationen an. Caro Kim hat einen sehr spannenden Artikel über den Zusammenhang von Schönheitsoperationen, Rassismus und Armut geschrieben.
(Operierte) Schönheit als Weg aus der Armut, schreibt sie, ist in Literatur und Zeichnungen, moderne Märchen und Telenovelas ein immer wiederkehrende Motiv. “In den Favelas von Brasilien, in denen der Zugang zu Bildung limitiert ist, wird der schöne Körper zur primären Ressource, zur Basis von Identität und zu einer populären Form der Hoffnung".
Schönheit bezieht sich hier hautsächlich auf die Hautfarbe. Denn je dunkler die Haut, desto marginalisierter der soziale Status. Eine häufige Operation nennt sich “Korrektur der negroiden Nase“.
Das nationale Ideal von Schönheit besteht aus einer Mischung (mestiçagem) aus Schwarz und Weiss:
Mischung ist schön, da sie das auffällig Afrikanische verschwinden lässt und dabei ein anderes ethnisch klassifiziertes Ideal, morenidade, zur ästhetischen Norm erhebt. Und innerhalb der Mischung ist es eine bestimmte Mischung – die ausgeglichen afrikanisch-europäische, nicht die indigen-europäische – die als schön konstruiert wird.
Ethmundo ist vermutlich derzeit das aktivste studentendominierte Ethnomagazin im Netz - vor allem nachdem es stiller geworden ist um die Ethnologik. “Was als kleine studentische Idee begonnen hat, ist nun zu einem Projekt geworden, das sich ständig weiterentwickelt und auf das wir stolz sind", schreibt Caro Kim in der Einleitung:
Die zeitweilige Sorge, dass mit Beendigung des Studiums der Kernredaktion auch Ethmundo ein Ende finden würde, ist kleiner geworden. Denn für einen solchen Untergang ist Ethmundo in seiner zehnten Ausgabe schon zu groß und zu bekannt. Wir entwickeln uns also mehr und mehr zu einer offenen Redaktion, die nicht mehr fest an einen Ort gebunden ist, und an der sich Gastautoren aus vielen verschiedenen Städten beteiligen.
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