Transvestiten, Haschisch und ekstatische Tänze: Ethnologe zeigt einen anderen Islam
Als einer der grossartigsten Erfahrungsberichte der deutschen Ethnologie beschreibt Stefan Weidner in der Sueddeutschen das Buch Am Schrein des roten Sufi. Fünf Tage und Nächte auf Pilgerfahrt in Pakistan von Jürgen Wasim Frembgen.
Der zum Islam konvertierte Ethnologe und Leiter der Orient-Abteilung am Staatlichen Museum für Völkerkunde München verbindet seine Forschungsaufenthalte oft mit dem Besuch eines religiösen Festes. Sein Buch ueber seine Pilgerfahrt zeigt einen hierzulande wenig bekannten Islam auf:
Frembgens Teilnahme an der Pilgerfahrt zum Schrein des “Roten Sufi” Lal Schahbas Qalandar in der südpakistanischen Kleinstadt Sehwan zeigt einen Islam, der, wollte man ihn in westliche Vorstellungen übersetzen, sein Äquivalent im rheinischen Karneval oder dem anarchischen Potential des Flower-Power findet, gleichwohl jedoch, wie im Westen nirgendwo mehr, von Aberglauben, Askese und Spiritualität geprägt ist.
Ekstatische Tänze, permanenter Genuss von Rauschmitteln während des Festes, vor allem Haschischzubereitungen , die Anwesenheit von Tänzerinnen oder Prostituierten und zumal die sich gezielt zur Schau stellenden sogenannten Hidschras, die Kaste der Hermaphroditen, Transsexuellen und Transvestiten, verwischen auf archaische Weise jede von Religionsgelehrten gezogene Grenze.
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Auf schwarzaufweiss.de wird jedoch die Religioesitaet des Ethnologen als Defizit angesehen:
Zum Schluss bekennt Frembgen, dass er mehr mit dem Herzen und weniger mit dem Verstand sehen will. Das mag für ihn persönlich erfüllend sein, wie Religion die Privatangelegenheit eines jeden ist. Für den Leser ist dies aber weniger von Interesse, er hätte lieber etwas mehr kritische Distanz zu solchen die Sinne berauschenden Festen, die ja auch dazu dienen, genau den Verstand der Menschen auszuschalten und sie in ihrer Abhängigkeits- und Leidenssituation zu belassen. Gern hätten wir in diesem Buch mehr an den Kenntnissen des Ethnologen und Islamwissenschaftlers partizipiert.
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>> Interview mit Frembgen auf newsline.com
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