Leipziger Ethnologiestudierende starten "Ethnoradio"
Seit letztem Jahr protestieren sie für bessere Studienbedingungen. Nun ist die Idee entstanden, produktiv mit der Situation umzugehen und den Protesten einen ethnologischen Blick zu verleihen - mittels eines Ethnoradios, meldet die flaschenpost, der ethnologische Blog der Uni Leipzig.
Auf http://weltempfaenger.wordpress.com/ lassen sich die Beitrage anhören zu Themen wie Griots – Dichter und Sänger Westafrikas oder Waskati – Selbstmordattentäter in Afghanistan.
Es gibt auch einen interessanten selbstkritischen Beitrag Warum Ethnologie im Radio. “Wir” ziehen in die Welt und schreiben ueber “die anderen": Besteht da nicht die Gefahr des Ethnozentrismus?
Eine Berufskrankheit von Ethnologinnen ist das Exotisieren anderer Menschen, ausserdem das Ueberbetonen von “Kultur” und “Religion", wie auch im Beitrag über Selbstmordbomber in Afghanistan deutlich wird. In den Erklärungen, die uns da geboten werden, ist kaum etwas vom Krieg in Afghanistan und der Rolle der USA zu hören, dafür viel über Ehre und Religion, traditionelle Konfliktlösung etc. Diese kulturalistischen Perspektiven hat Ethnologe Talal Asad in seinem Buch On suicide bombing kritisiert. Als Hörer frage ich mich ausserdem: Was sind die Quellen des Beitrages?
Andere (deutschsprachige) Radio-Projekte / Podcasts: ethnowelle und talking anthropology
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