search expand

DDR-Ritual wird immer beliebter

“Was zu DDR-Zeiten Jugendweihe hieß und aus Jugendlichen der DDR „sozialistische Persönlichkeiten“ machen sollte, hat in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf bekommen”, meldet die Berliner Zeitung

Die Organisatoren von Jugendfeiern sehen sich allerdings nicht mehr in der Tradition des Sozialismus. Sie beziehen sich auf eine über 150 Jahre alte Tradition der Jugendweihe und nennen das Fest heute Jugendfeier, lesen wir.

Das Blatt zitiert Ute Mohrmann, emeritierte Professorin für Ethnologie und Volkskunde der Berliner Humboldt-Universität, die sich mit dem Brauch der Jugendweihe nach der Wende beschäftigt hat. „Es gibt den Wunsch nach einem ritualisierten Abschied von der Kindheit“, sagt sie. Jugendfeiern seien heutzutage vor allem Geschenk- und Familienfeste.

>> weiter in der Berliner Zeitung

Auch vor 11 Jahren, in Focus Nr. 14 (1997) konnten wir ueber die Popularitaet der Jugendweihe lesen. Und auf YouTube gibt es jede Menge Jugendweihe-Videos

Solche Uebergangsriten sind ueberall auf der Welt verbreitet

"Was zu DDR-Zeiten Jugendweihe hieß und aus Jugendlichen der DDR „sozialistische Persönlichkeiten“ machen sollte, hat in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf bekommen", meldet die Berliner Zeitung

Die Organisatoren von Jugendfeiern sehen sich allerdings nicht mehr in der Tradition des Sozialismus.…

Read more

Australiens “gestohlene Kinder” – Eine anthropologische Auseinandersetzung

Stefan Haderer von der Uni Wien hat mir einen Essay geschickt, der auf seiner Diplomarbeit über Australiens rassisistischer Politik gegenüber Aboriginees basiert. Er schreibt über Australiens “gestohlene Kinder” – Kinder mit einem Aborigines- und einem europäischen Elternteil, die vor der Pubertät zwangshaft von ihren Eltern entfernt werden sollten, um in Weißen Institutionen bis zu ihrer Unmündigkeit (mit 21 Jahren) „zivilisiert“ zu werden. Haderer wirft auch einen kritischen Blick auf die Rolle unseres Faches.
In einem “richtungweisenden Urteil” hat soeben ein australisches Gericht einem Ureinwohner Schadensersatz für die Zwangstrennung von seiner Mutter zugesprochen.

Australiens “gestohlene Kinder” – Eine anthropologische Auseinandersetzung mit der Stolen Generation
von Stefan Haderer

Einleitung

Im folgenden Essay nehme ich Bezug auf meine Diplomarbeit „Forced to be ‘civilized’ – Australia’s Stolen Generation in the Light of 20th Century Assimilation Policies” (2007), welche ich am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien geschrieben habe. Die Arbeit wird voraussichtlich im Januar 2008 allen Studierenden und Interessenten zugänglich sein. Sie basiert auf einer ethnohistorischen Forschungsmethode mit einem diskursiv-analytischen Ansatz.

Während meines Auslandsstudiums an der University of Sydney in Sydney (Juli bis November 2006) konnte ich eine Forschung vor Ort durchführen. Schriftliche Quellen, welche unter anderem auch die Interviews zahlreicher betroffener Aborigines-Männer und –Frauen beinhalten, dienten mir als Vorlage meiner Arbeit. Ebenfalls hatte ich die Erlaubnis, in australischen Staatsarchiven, welche der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, zu forschen.

Ein zentraler Ansatz für meine Arbeit war, so viele verschiedene Stimmen und Aussagen wie möglich darzustellen und die kontroversen Ansichten im Licht der Wissenschaft möglichst objektiv zu kontrastieren.

Inhalt

Meine Forschung nimmt direkten Bezug auf die Stolen Generation, die heute noch ein politisches Thema in der Politik Australiens darstellt, da sich leider PolitikerInnen weigern, die Realität des Genozids an Aborigines-Kindern anzuerkennen und sich dafür offiziell zu entschuldigen. Was aber versteht man genau unter Stolen Generation?

Im Rahmen des australisch-kolonialen Protektionssystems, welches vorsah, Aborigines als „sterbende Rasse“ zu retten und ihnen deshalb Reservate zuteilte, entstand zunehmend die Forderung nach einer Assimilationspolitik. Diese basierte nach wie vor auf sozialdarwinistischen und sozioevolutionistischen Theorien, welche die europäischen Einwanderer als „höhere weiße Rasse“ darstellten. Die Mehrheit der australischen Bevölkerung nahm diese Ansicht unhinterfragt an und schaffte somit mittels Medien, Wissenschaft und Medizin einen Diskurs, der das Leben der Aborigines und ihrer Kinder wesentlich beeinflussen sollte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde zunehmend das „half-caste problem“ thematisiert. „Half-caste“ ist ein sozialdarwinistischer Begriff für sogenannte „Mischlingskinder“, d.h. Kinder mit einem Aborigines- und einem europäischen Elternteil. Diese Kinder wurden von angesehenen AnthropologInnen (z.B. A.P. Elkin) und WissenschaftlerInnen dieser Zeit als „rückständig“, „kulturlos“ (weil zwischen zwei Kulturen) und „unzivilisiert“ bezeichnet. Größtenteils waren es Kinder, die Opfer von Vergewaltigungen waren, welche fast täglich neben anderen Gewaltakten auf Reservaten durch Weiße Manager und Aufseher stattfanden.

Bis in die 1930er Jahre hatte die „half-caste“-Bevölkerung stark zugenommen – eine Entwicklung, die die Weiße Regierung Australiens mit Besorgnis beobachtete. Physische Anthropologen wie Cecil E. Cook und Gouverneure wie A.O. Neville und Paul Hasluck fürchteten den „Untergang der weißen Rasse“ und eine – in ihren Augen schädliche – „Vermischung der Rassen“, wie sie auch in Nazi-Deutschland zur gleichen Zeit angedroht wurde.

[pagebreak]

In der Commonwealth State Conference, welche 1937 in Canberra unter ausnahmslos Weißen Regierungsvertretern, Gouverneuren und Akademikern abgehalten wurde, wurde schließlich gesetzlich über das Schicksal jener „half-caste“-Kinder entschieden. A.O. Neville sah eine Lösung, indem diese Kinder vor der Pubertät zwangshaft von ihren Eltern entfernt werden sollten, um in Weißen Institutionen (Erziehungsanstallten, Wohlfahrtseinrichtungen und bei Weißen Pflegefamilien) bis zu ihrer Unmündigkeit (mit 21 Jahren) „zivilisiert“ zu werden.

Dieses Programm basierte auf der Annahme einer biologischen und kulturellen Assimilation: Aboriginality sollte den Kindern „ausgetrieben“ werden, sodass in den kommenden Generationen das „half-caste problem“ nicht mehr bestünde. So sollten die dunklere Hautfarbe, die Bindung zu Land, Vorfahren und spirituellem Wissen und die indigene Muttersprache komplett eliminiert und der „weißen christlichen Norm“ angepasst werden.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Welfare Board gegründet, welches die komplette Vollmacht über Aborigines-Kinder mit hellerer Hautfarbe erhielt. Die Elternteile und Verwandten auf Reservaten wurden als „unzurechnungsfähig“ angesehen, ihre Kinder als „vernachlässigt“ (neglected). Szenen wie die gewaltsame Trennung der Kinder von ihrer Mutter in Philip Noyce’s preisgekröntem Film Rabbit-Proof Fence (2002) waren leider grausame Realität und betrafen fast jedes 3. bis 5. Kind (vgl. Healey 1998). Schätzungen von ENIAR (European Network for Indigenous Australian Rights) setzen die Zahl der entfernten Kinder auf ca. 100.000.

Nach der gewaltsamen Trennung erwartete die Kinder ein Leben in einer Welt voll psychischer und physischer Grausamkeit. Dr. Paul Read, der Begründer einer der ersten Organisationen namens Link-Up, die auf die Stolen Generation in den 1980ern aufmerksam machte und Augenzeugenberichte in ganz Australien sammelte, schätzt, dass in Institutionen jedes zehnte und in Pflegefamilien jedes fünfte Kind ein Vergewaltigungsopfer war.

Trotz internationaler Einsprüche seitens Amnesty International und der Vereinten Nationen, die als „linke Propaganda“ abgetan wurden, setzte Australien die rassistische Politik des Kindesentzugs bis 1969 fort. Die Bevölkerung war vom kollektiven und positiven Nutzen des „Wohlfahrtssystems“ fest überzeugt. Gewalt und Leid, aussichtslose Zukunftsperspektiven und Akkulturation wurden absichtlich übersehen.

Das Magazin Dawn zeigte der Öffentlichkeit lachende Gesichter von weiß gekleideten, frommen Aborigines-Kindern in Heimen wie Kinchela und Cootamundra und setzte fröhliche Leitartikel darunter, um sie vom guten Zweck der Politik zu überzeugen. Verschwiegen wurde, dass das Lächeln der Kinder aufgesetzt war, dass sie selbst im Winter keine Schuhe bekamen und hungern mussten, wenn sie ihre handwerklichen Arbeiten nicht vor Tagesanbruch beendet oder ein Fahrrad „illegal“ benutzt hatten.

Nachdem die Kinder von ihrer Unmündigkeit befreit waren, durften sie als freie Menschen ins gesellschaftliche Leben. Sie galten zwar als „zivilisiert“, doch erwartete sie ein harter Kampf. Nur in den untersten Berufen, wie etwa als work boys, farmhands und Hausbedienstete konnten sie eine Anstellung finden, da das soziale Netz nach wie vor keinen Aufstieg für Aborigines vorsah – auch nicht, wenn sie als „zivilisiert“ galten. Das Geld, das ihnen eigentlich vom Welfare Board nach Vollendung des 21. Lebensjahres zustehen sollte, wurde den Kindern meist nicht ausgehändigt oder verheimlicht.

Aufgrund der physischen und psychischen Traumata, welche die Stolen Generation nach wie vor nicht verarbeiten konnte, wurden viele der Kinder obdachlos, Alkoholiker, drogenabhängig, suizidgefährdet oder gewalttätig gegen ihre eigene Familie.

Seit den 1980ern hat sich die Situation in Australien nicht wesentlich geändert. Die Stolen Generation ist kein Mythos der Vergangenheit, eine Sünde der Vorväter, über die man besser schweigen und in die Zukunft blicken soll – wie es sich Australiens Premier John Howard und zahlreiche anderen PolitikerInnen wünschen. Sie ist noch heute präsent – auf den Straßen in den Städten Australiens, in den Gefängnissen, in den Jugendschutzheimen, wo Aborigines-Kinder nach wie vor noch die größte Zahl einnehmen, aber auch in Statistiken, in denen Aborigines die höchste Selbstmordrate der Welt aufweisen.

Die Anregungen und Wünsche jener Menschen, die von der rassistischen Assimilationspolitik betroffen waren, ist lang. Viele von ihnen konnten – mit Hilfe von Link-Up und psychologischer Aufarbeitung der Vergangenheit – ein neues Leben beginnen. Viele von ihnen drücken ihre Träume und Ängste kreativ aus – als KünstlerInnen, SängerInnen oder in Form von Gedichten. Andere sind politisch engagiert und setzen sich aktiv für indigene Rechte ein, die nach wie vor in der australischen Weißen Gesellschaft wenig Anklang finden.

Die Stolen Generation ist somit ein wesentlicher Ansatzpunkt in der Auseinandersetzung mit Rassismus. Eine wissenschaftliche anthropologische Analyse kann dazu beitragen, die Gesellschaft aufzuklären, Zusammenhänge besser zu begreifen und Zukunftsperspektiven darzustellen.

Quellenangaben

ENIAR European Network for Indigenous Australian Rights. www.eniar.org/stolengenerations.html

HEALEY, Kaye. 1998. The Stolen Generation. Issues in Society Vol. 91. Balmain:The Spinney Press.

VILLELLA, Fiona A. March 2006. “Long Road Home: Philip Noyce’s ‘Rabbit-Proof Fence’”

http://www.sensesofcinema.com/contents/01/19/rabbit.html

Stefan Haderer, Student der Kultur- und Sozialanthropologie. Kontakt: ath_steph_3000 (at) hotmail.com

Stefan Haderer von der Uni Wien hat mir einen Essay geschickt, der auf seiner Diplomarbeit über Australiens rassisistischer Politik gegenüber Aboriginees basiert. Er schreibt über Australiens "gestohlene Kinder" - Kinder mit einem Aborigines- und einem europäischen Elternteil, die vor der…

Read more

Ethnologin ueber ‘Schulversager’: “Man sollte eher fragen, was mit den Erwachsenen los ist”

Jedes Jahr verlassen bundesweit acht Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Was ist mit der Jugend los? “Man sollte eher fragen, was mit den Erwachsenen los ist”, meint Ethnologin Renate Haas. Auf die Frage der Zeitung Märkische Allgemeine, “warum denn so viele Jugendliche durchs Raster fallen”, antwortet sie:

Weil viele Lehrer sehr schlecht damit umgehen können, wenn die Schüler sich nicht ihren Vorstellungen entsprechend entwickeln. In einem Projekt der Berliner Humboldt-Universität haben wir Interviews mit über 90 Schülern geführt, demnach hätten viele Jugendliche durchaus eine Perspektive, wenn man ihnen genügend Zeit ließe und sie dabei unterstützte, ihre persönlichen Interessen und Berufswünsche zu entdecken. Das ist eine mühsame und mit Frustrationen verbundene Arbeit.

Die Lehrer geben sich also keine Mühe?

Haas: Lehrer tun sich schwer mit Kindern oder Jugendlichen, die der Norm nicht entsprechen. Vor allem Schüler, die sich in einer Krise befinden, werden schnell abgeschoben. Urteile wie: “Dem ist eh nicht mehr zu helfen” oder “kein Wunder, dass der versagt, da braucht man doch nur die Eltern anzugucken”, gehören zum Alltag. Das sind Abwehrhaltungen, sie dienen dazu, die Angst und das Unbehagen, die solche Schüler bei den Lehrern auslösen, unbewusst zu machen.

Demnach sind die Lehrer an allem schuld?

Haas: Es geht hier nicht um Schuld, vielmehr darum, dass sie nicht gut genug ausgebildet sind. Sie müssten sich bereits im Studium vergegenwärtigen, dass Schule ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft ist. Die Kinder und Jugendlichen wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Widersprüche und antagonistische Interessen die Regel sind. Am brisantesten derzeit sind die nicht zu lösenden Konflikte zwischen den Arbeitenden und Erwerbslosen. Ähnlich gravierend verhält es sich mit den Interessenkonflikten zwischen den Generationen und den Geschlechtern.

(…)

Warum ist diese Quote dann im Osten so hoch?

Haas: Um nur zwei Gründe zu nennen: Wenn Eltern sich mit Hartz IV einrichten, weil sie keinerlei Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen, ist das sicher genauso wenig ermutigend für Kinder wie etwa Lehrer, die den rasanten Wandel der Gesellschaft nach der Wende nicht verarbeitet haben. Momentan lässt man die Jugendlichen in Brandenburg allem Anschein nach ziemlich allein.

>> weiter in der Maerkischen Allgemeine

Renate Haas arbeitet im Institut für Kulturanalyse, das Konzepte für die Bearbeitung von Konflikten in Institutionen und Gruppen entwickelt, u.a. in Schulen.

SIEHE AUCH:

Schule, Integration und Kosmopolitismus

Ethnologin: Was Kampfhunde mit Klassenkampf zu tun haben

Jedes Jahr verlassen bundesweit acht Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Was ist mit der Jugend los? "Man sollte eher fragen, was mit den Erwachsenen los ist", meint Ethnologin Renate Haas. Auf die Frage der Zeitung Märkische Allgemeine, "warum…

Read more

Bekleidung und Selbstinszenierung – neue Ausgabe von journal-ethnologie

“Kleidung an sich „macht“ nicht den Menschen, aber sie vermittelt in einzigartiger Weise das, was ihr Träger oder ihre Trägerin von sich nach außen geben will”, schreibt Annegret Hesterberg de Hernández in einem Text ueber Mode in Mexico in der neuesten Ausgabe der Online-Zeitschrift Journal Ethnologie, die vom Museum der Weltkulturen in Frankfurt herausgegeben wird. Zum Schwerpunktthema Kleidung und Mode international lesen wir im Editorial:

Außerhalb der westlichen Welt scheint es dagegen in unseren Augen keine „Mode“ zu geben. Die Kleidung in Indien, Afrika oder den arabischen Ländern würden wir „Tracht“ nennen und meinen damit eine traditionelle Kleidung, die keinerlei Veränderungen unterworfen ist. Auch scheint es uns, als würde nur die westliche Mode für Individualität, Freiheit und Status stehen, während die „Tracht“ Uniformität, Zwang und Unterordnung ausdrückt. Wenn wir aber über den Tellerrand der westlichen Mode hinausblicken, wird uns bewusst, dass „Mode“ und „Tracht“ keinen Gegensatz bilden, dass auch Tracht Individualität, Freiheit und Status zum Ausdruck bringt.

>> zum Journal-Ethnologie 4/2006

Links aktualisiert 22.10.2022

"Kleidung an sich „macht“ nicht den Menschen, aber sie vermittelt in einzigartiger Weise das, was ihr Träger oder ihre Trägerin von sich nach außen geben will", schreibt Annegret Hesterberg de Hernández in einem Text ueber Mode in Mexico in der…

Read more

Schule, Integration und Kosmopolitismus

Ethnologe Markus Biedermann kommentiert das Thema Schule und Integration. Die Berliner Rütli-Hauptschule ist nun als Paradebeispiel für gescheiterte integrative Schulpolitik in aller Munde, schreibt er. Der Kampf um Anerkennung, den türkische und arabische Jugendliche führen, wird reduziert auf Gewalt und Gegengewalt. Notwendiger denn je ist jedoch eine Diskussion über die Struktur und die Kultur des Schulsystems, kommentiert Tanjev Schultz in der Sueddeutschen.

Biedermann empfiehlt das Buch Staat – Schule – Ethnizität, das auf ethnologische Feldforschungen an Schulen in Berlin, Rotterdam, London und Paris basiert. Waehrend DIE ZEIT ihre Buchbesprechung politisch korrekt Multikulti ade titelt, sind Biedermann zufolge die Erkenntnisse des Buches differenzierter.

Integration funktioniert u.a. nicht weil die Deutschen den Einwanderern soviel Misstrauen entgegengebringen und sie die Einwanderer faelschlicherweise als Repraesentanten von Einwandererkulturen betrachten. Die eingewanderten Bevölkerungsgruppen finden sich “als negativ definiertes Kollektiv der ‘Nicht-Deutschen’” wieder.

>> zum Beitrag von Markus Biedermann

In letzter Zeit wurde der Ruf nach mehr Kosmopolitismus laut. Anstatt von deutscher Leitkultur und obskuren westlichen Werten zu reden, sollte eine Weltgemeinschaft geschaffen werden. Die national orientierte Ausbildung in der Schule macht uns zu Rechtspopulisten. In der Schule sollte man daher eher zu Weltbuergern erzogen werden, fordert u.a. der daenische Paedagoge Peter Kemp in seinem Buch “Verdensborgeren som pædagogisk ideal” (Der Weltbuerger als politisches Ideal). Siehe dazu meinen Text For an Anthropology of Cosmopolitanism.

Siehe auch taz Special: Eine Hauptschule gibt auf (Ein sehr eigenartiges Schulsystem: Die typisch deutsche Dreiteilung haette schon lange abgeschafft werden sollen!)

UPDATE (5.4.06): Ausgezeichneter Text von Heribert Prantl in der Sueddeutschen: Er formuliert zehn Regeln, um Ausländern in Deutschland den Weg zur Integration erfolgreich zu verbauen (via woweezowee)

Ethnologe Markus Biedermann kommentiert das Thema Schule und Integration. Die Berliner Rütli-Hauptschule ist nun als Paradebeispiel für gescheiterte integrative Schulpolitik in aller Munde, schreibt er. Der Kampf um Anerkennung, den türkische und arabische Jugendliche führen, wird reduziert auf Gewalt und…

Read more