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Bilderbuch-Ethnologe ueber gebratene Papageien, Zauber und Sex im Dschungel

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Drei Jahre hat er bei den Lacandón-Indianern im suedmexikanischen Dschungel gelebt und gilt nun als Expert in Sachen Ethnomedizin und Schamanismus. Das Hamburger Morgenblatt hat anlaesslich seines soeben erschienenes Buch “Vom Forscher, der auszog, das Zaubern zu lernen” mit dem Ethnologen Christian Rätsch gesprochen.

Christian Rätsch scheint den typischen Ethnologen im Auge von Nicht-Ethnologen zu verkoerpern: “Gebratene Papageien, Zauber und Sex in der Holzhütte” titelt das Abendblatt. Er ist fasziniert vom “Anderen”, “Exotischem” und kritisch gegenueber “der Zivilisation”. Wie viele besonders deutsche Ethnologen scheint er von einem Hang zum Exotisieren zu leiden. Indianer scheint er einem Amazon-Kritiker zufolge gar als “edle Wilde” zu betrachten.

Solche Tendenzen kommen auch im Interview mit dem Abendblatt zu Tage. Er erzaehlt dass das Indianer-Dorf mittlerweile “durch eine Schotterpiste an die Zivilisation angebunden” sei und “einige Bewohner den Verlockungen der nahe gelegenen Städte erliegen” wuerden und “der Dorfgemeinschaft den Rücken kehren”.

>> zum Interview im Hamburger Morgenblatt

Christian Rätsch hat auch eine eigene Webseite http://www.christian-raetsch.de/ mit vielen Artikeln zur Ethnobotanik sowie mehrere Reiseberichte.

Es gibt auch ein humoristisches Interview mit ihm im ArturMag

AKTUALISIERUNG: Ein sehr schönes Interview hat Freya Morigerowsky mit Christian Rätsch auf ethmundo.de geführt (Link aktualisiert 21.9.15)

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Journal Ethnologie 2/2007 ueber Medizinethnologie

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Lernen von den Yanomami-Müttern?

In manchen Laendern wurde gestern der Muttertag gefeiert und deshalb interviewte der FOCUS die Ethnologin Gabriele Herzog-Schröder zur Situation der Mütter bei den Yanomami in Venezuela.

“Frauen, die zugunsten ihrer Karriere auf Kinder verzichten, können hier zu hohem Ansehen und viel Geld kommen”, sagt sie. Die Entscheidung zwischen „Rabenmutter“ oder „Heimchen am Herd“, lesen wir, stelle sich für sie nicht. Sie koennen ihre Kinder bei fast allen Tätigkeiten um sich haben. Und wenn nicht, greife das soziale Netz (Familienzusammenhalt, Nachbarschaftshilfe, Frauensolidarität). Kinder übernehmen früh Verantwortung und seien, so die Ethnologin, stolz darauf, mithelfen zu können.

Wie immer wenn ueber Indianer geschrieben wird, werden Stereotype verbreitet. Die Journalistin schreibt “Naturgesellschaften sind einfach strukturiert”. (Es gibt keine Naturgesellschaften und auch von aussen “einfach” wirkende Gesellschaften koennen hoch komplex organisiert sein).

Auch die Ethnologin kommt mit einer problematischen Aussage:

„Wir lernen von den Yanomami-Müttern nicht, wie wir es besser machen können. Jede Kultur hat ihre eigene Strategie.”

Man kann vielleicht nicht alle Organisationsformen vom Regenwald in eine Millionenstadt 1:1 uebertragen, jede Uebertragungsmoeglichkeit grundsaetzlich auszuschliessen mit dem Hinweis, es handele sich um eine “andere Kultur”, grenzt schon an (kulturellen) Rassismus – vorausgesetzt das Zitat ist korrekt.

>> zur Geschichte im FOCUS

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In manchen Laendern wurde gestern der Muttertag gefeiert und deshalb interviewte der FOCUS die Ethnologin Gabriele Herzog-Schröder zur Situation der Mütter bei den Yanomami in Venezuela.

"Frauen, die zugunsten ihrer Karriere auf Kinder verzichten, können hier zu hohem Ansehen und…

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Ethnologen protestieren gegen Mel Gibsons „Apocalypto“

Wissenschaftler und Studierende des Faches Altamerikanistik und Ethnologie (IEA) der Universität Bonn protestieren gegen den aktuellen Film von Hollywood-Star Mel Gibson, meldet Kultur in Bonn. In „Apocalypto“ werde ein “Zerrbild der mesoamerikanischen Hochkultur“ gezeichnet, dass der wissenschaftlichen Forschung nicht ansatzweise gerecht werde. Gibsons Film sei “auf den Spuren einer kolonialistischen Propaganda”.

In ihrer Stellungnahme schreibt das Institut, dass die Maya als “kulturloses und primitives Volk disqualifiziert” wuerden. Der Film habe das Potential, weiteren Nährboden für den ohnehin schon bestehenden Rassismus gegen die heutige Mayabevölkerung in den Staaten Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador zu schaffen.

>> zur Stellungnahme der Ethnologen

Der Film hat bereits auf diversen Ethnoseiten zu Diskussionen gefuehrt. Fuer eine Zusammenfassung, siehe Savage Minds: Apocalypto Roundup.

UPDATE: Siehe auch die Reaktionen auf der Website der European Association of Mayanists (WAYEB ).

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Journalisten mit Ethnobrille in Lateinamerika?

In der Jungle World kritisiert Stefanie Kronein anonymer Schreiberling den kulturalisierten Blick des Westens auf Lateinamerika. Der neugewaehlte Praesident Bolivien Evo Morales werde von der europäischen Presse auf einen »Indio« und »Eingeborenen« reduziert:

Er sei ein »Ureinwohner vom Volk der Ayamara«, heißt es beispielsweise in der Berliner Zeitung vom 28.Januar. Überfordert scheinen an diesem Punkt auch linke Medien zu sein. Als »indianischer Führer« bezeichnet Hugo Velarde Morales im Freitag vom 13. Januar. In der Jungle World (4/06) nennt Horst Pankow den neuen Präsidenten Boliviens gar einen »ethno-chauvinistischen Demagogen«. Würde die Ethnobrille abgesetzt, könnte man sehen, dass Morales das genaue Gegenteil eines Ethno-Chauvinisten ist.

(…)

Dass der abschätzig auch »Pullovermann« genannte Morales in der deutschen Presse vorwiegend als »Indio« und nicht als strategisch handelnder »seriöser« Politiker wahrgenommen wird, hat wohl mehr mit dem rassistischen Blick der Europäer als mit der ethnischen Identität von Morales zu tun.

>> weiter in der Jungle-World

Hat Jungle World recht? Hier eine kleine Auswahl?

Bolivien: “Vorbei mit Neoliberalismus” (Vorarlberg online)

Koka für alle! Boliviens neuer Präsident Evo Morales gilt in den Anden als Held und in den USA als Terrorist (Die ZEIT)

Bolivien: Morales kündigt neue Wirtschaftspolitik an (SWR)

Volkes Stimme. Mit Evo Morales haben die bolivianischen Ureinwohner einen der ihren gewählt – nun hoffen sie, dass er seine Versprechen wahr macht (Berliner Zeitung)

Huldvoller Amtsantritt von Evo Morales in Bolivien – Anklänge an ein altes und mächtiges Vor-Inka-Reich in den Anden (NZZ)

Könige des Lumpenproletariats. Nie zuvor hatte Bolivien einen authentischeren Präsidenten als Evo Morales. Er gehört, wie die Mehrheit des Landes, zur indigenen Bevölkerung. (taz)

Leftist claims victory in Bolivia. A leftist candidate from one of Bolivia’s Indian peoples who wants to legalise coca-growing has claimed victory in the presidential election. (BBC)

Coca Farmer Elected President of Bolivia. Evo Morales, first native South American in office (OhMyNews)

Evo Morales: Bolivia’s New President (Global Voices Blog Round-Up)

Evo! So what is controversial about “Evo”? He’s indigenous, a socialist, and emerged as a political leader in coca-growing unions. (Savage Minds)

In der Jungle World kritisiert Stefanie Kronein anonymer Schreiberling den kulturalisierten Blick des Westens auf Lateinamerika. Der neugewaehlte Praesident Bolivien Evo Morales werde von der europäischen Presse auf einen »Indio« und »Eingeborenen« reduziert:

Er sei ein »Ureinwohner vom Volk der Ayamara«,…

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Brasilianischer Modernismus im Hamburger Museum für Völkerkunde

Der brasilianische Modernismus der 1920er-Jahre ist hierzulande kaum bekannt ist. Doch für Brasilien handelt es sich um die bis heute folgenreichste kulturelle Bewegung. Etliche Bilder der neuen Ausstellung im Hamburger Museum für Völkerkunde sind erstmals in Europa zu sehen, schreibt die taz

>> Info auf der Museums-Homepage

Der brasilianische Modernismus der 1920er-Jahre ist hierzulande kaum bekannt ist. Doch für Brasilien handelt es sich um die bis heute folgenreichste kulturelle Bewegung. Etliche Bilder der neuen Ausstellung im Hamburger Museum für Völkerkunde sind erstmals in Europa zu sehen, schreibt…

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