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Weder Zeit noch Geld für Medienarbeit

Mehr Ethnologie in den Medien durch Pressekonferenzen, Newsletter oder ein eigenes Pressereferat? Ja sicher, doch für Öffentlichkeitsarbeit hat niemand Zeit: „Wer soll das machen? Wir kriechen ja ohnehin schon am Boden“, sagte Werner Zips, Professor am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie (KSA) in Wien bei den alljährlichen Tage der KSA, meldet der Blog Teilnehmende Medienbeobachtung.

Finanzielle Mittel, so Zips weiter, seien durch die „Krise des Wissenschaftsbetriebs“ nirgendswo herzubekommen. Ausserdem werde Medienarbeit nicht belohnt. In der Beurteilung der Arbeit von WissenschafterInnen spiele es keine Rolle, ob Wissenschaft an die Öffentlichkeit kommuniziert wird: Symbolisches Kapital erwerbe man nur über die Publikation in Fachjournalen. Das Institut selbst könne diesen Zeitaufwand nicht leisten. Die Initiative von Wissenschaftlern, Absolventinnen und Studierenden sei gefragt.

Valentine Auer, KSA-Studierende und Redakteurin der Zeitschrift Paradigmata (früher Die Maske) wiedersprach: „Die Studierenden können nicht alles machen!“ Auch sie würden bereits „am Boden kriechen“.

Dabei sind die Studierenden bereits sehr aktiv. Auf der Diskussion wurden auch diverse Medieninitiativen der Wiener vorgestellt: Der Blog Teilnehmende Medienbeobachtung, die neue Zeitschrift Paradigmata (hervorgegangen aus der Maske) sowie den Podcast Talking Anthropology.

>> mehr bei Teilnehmende Medienbeobachtung

>> Podcast zu den KSA-Tagen (leider ein unbearbeiteter Live-Bericht)

Uebrigens: Da es nun die Maske nicht mehr gibt, kann man nun fruehere Ausgaben gratis als pdf herunterladen. Vielleicht wird die neue Zeitschrift – Paradigmata – ja als Open Access Zeitschrift erscheinen und damit bessere Oeffentlichkeitsarbeit leisten als eine Papierzeitschrift?

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“Gewalt gehört zu Indien wie ein gut gewürztes Currygericht” – Ethnologe kritisiert SZ

Die Münchner Ethnologen nehmen sehr aktiv am öffentlichen Diskus teil. Wieder wenden sie sich an die Medien. In einem Leserbrief an die Süddeutsche kritisiert der Münchner Ethnologieprofessor Frank Heidemann einen haarsträubenden Kommentar zu den Anschlägen in Mumbai.

Chefkorrespondent Stefan Klein schreibt u.a.

“Gewalt gehört zu Indien wie ein gut gewürztes Currygericht.”

und

“Gefühle geraten in Indien leicht in Wallung, Mordlust ist ohne großen Aufwand hervorzurufen, und nach einer Nacht wie dieser stellt sie sich nahezu automatisch ein.”

Heidemann schreibt:

die terroristischen Anschläge in Mumbai sind erschreckend, und der Kommentar von Herrn S. Klein, ihrem Chefkorrespondenten, leider völlig haltlos. Obwohl einige kluge, wenn auch nicht originäre, Ideen im Kommentar verpackt sind, fügt sich der Tenor jedoch in einen orientalistischen Repräsentationsmodus des 19. Jahrhunderts.

>> weiter zum Leserbrief auf ethno::log

Erst drei Wochen ist es her, als sein Kollege Wolfgang Habermeyer einen Leserbrief an die Abendzeitung versandt hat, siehe Die “negroiden Lippen Obamas” – Ethnologe reagiert auf Rassismus in der Abendzeitung

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Die Münchner Ethnologen nehmen sehr aktiv am öffentlichen Diskus teil. Wieder wenden sie sich an die Medien. In einem Leserbrief an die Süddeutsche kritisiert der Münchner Ethnologieprofessor Frank Heidemann einen haarsträubenden Kommentar zu den Anschlägen in Mumbai.

Chefkorrespondent Stefan Klein…

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Die “negroiden Lippen Obamas” – Ethnologe reagiert auf Rassismus in der Abendzeitung

Obamas Background provoziert rassistische Kommentare. “Ich möchte mich nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen. Wenn sie sagen, des ist eine rassistische Bemerkung: richtig, ist gar keine Frage”, sagte der österreichische Fernsehjournalist Klaus Emmerich.

Die Abendzeitung nimmt die Wahl Obamas zum Anlass, die Frage zu beantworten , weshalb Menschen unterschiedliche Hautfarben haben und produziert einen haarstraeubenden Text, den sogar die Leser entsetzt. (Artikel entfernt, ersetzt mit Kopie)

Wolfgang Habermeyer, Ethnologe an der Uni München, hat gestern einen Leserbrief verschickt und auf ethno:log veroeffentlicht:

Ein Mann wie Barack Obama mit familiären Wurzeln in Kenia sollte endlich auch als Aufforderung dafür aufgefasst werden, dass diese Einteilung (nach Rassen) beendet wird und der Vergangenheit angehört und ich Zukunft in der AZ nichts mehr von “negroiden Lippen” lesen muss. Oder würde meine geliebte AZ auch ungerührt von der “typischen Judennase” schreiben?

>> zum Leserbrief auf ethno::log

>> Das Rätsel der Hautfarbe (Abendzeitung, 5.11.08) (Kopie. Original entfernt)

>> Rassismus-Vorwürfe gegen prominenten Journalisten (Spiegel, 6.11.08)

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Ethnologen kritisieren Berichterstattung über “isolierte Urwaldvölker”

Racism: The Five Major Challenges for Anthropology

Obamas Background provoziert rassistische Kommentare. "Ich möchte mich nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen. Wenn sie sagen, des ist eine rassistische Bemerkung: richtig, ist gar keine Frage", sagte der österreichische Fernsehjournalist Klaus Emmerich.

Die Abendzeitung…

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Ethnologen kritisieren Berichterstattung über “isolierte Urwaldvölker”

Pfeile gegen die Zivilisation und Hoffnung für die “Steinzeit”-Indios, meldeten die Zeitungen mit ungeschminkten Rasismus nachdem ein “Indianerstamm entdeckt” wurde.

Die Berichterstattung in der WELT hebt sich hier positiv ab. Ulrich Baron reflektiert über den Traum vom edlen Wilden. “Die Verklärung des Naturzustandes zählt zu den hartnäckigsten Illusionen der Menschheit”, schreibt er.

Ein paar Tage später interviewt Sören Kittel die Ethnologen Wolfgang Kapfhammer aus München und Susanne Schröter aus Passau. Sie teilen nicht die Besorgnis von Organisationen wie Survival International, dass die Kultur der Indianergruppe “bald ausgelöscht sein” könnte.

Kapfhammer hat ein Jahr bei den Sateré-Mawé im Amazonas-Gebiet gelebt, die zwei Tage Bootsfahrt von der nächsten Stadt leben. “Trotzdem sind sie missioniert worden und tragen westliche Kleidung”, sagt er:

“Die Frage, ob sie Kontakt bekommen, stellt sich gar nicht. Es geht vielmehr darum, die Waldbewohner vor der Gewaltkultur an den entlegenen Rändern der brasilianischen Gesellschaft zu schützen.”

“Aussterben ist ein westlicher Topos”, sagt Susanne Schröter. Er gehöre ins 19. Jahrhundert und habe damals legitimiert, dass westliche Wissenschaftler Gegenstände exotischer Kulturen dokumentieren konnten.

Kapfhammer stimmt zu:

“Man hat den Eindruck, seit die ersten Indianer entdeckt wurden, sterben sie aus – das ist absurd.”

Heute leben rund 800 000 Amazonas-Indianer in Brasilien, die ein hohes Bevölkerungswachstum aufweisen. Zudem seien sie politisch gut organisiert: Die Sateré-Mawé, bei denen er geforscht hat, stellen in der außerhalb ihres Reservats gelegenen Provinzhauptstadt sogar den Bürgermeister.

Susanne Schröter sagt:

“Die Regierung könnte sie zu einem lebendigen Museum erklären, oder sie baut ihnen Schulen und Krankenhäuser. Eine Käseglocke für die nächsten 20 Jahre kann Funai dem Stamm auch nicht mehr überstülpen.”

>> weiter in der WELT

Auch international haben sich mehrere Ethnologen kritisch geäussert, siehe meine Zusammenfassung The Double Standards of the “Uncontacted Tribes” Circus

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Anthropologists condemn the use of terms of “stone age” and “primitive”

“Wie findet man Naturvölker?”

Die SZ und die Ureinwohner: Gestrandet im vorsintflutlichen Evolutionismus

Die uebliche Exotisierung: SPIEGEL ueber Garma-Festival der Aboriginees

Our obsession with the notion of the primitive society

Pfeile gegen die Zivilisation und Hoffnung für die "Steinzeit"-Indios, meldeten die Zeitungen mit ungeschminkten Rasismus nachdem ein "Indianerstamm entdeckt" wurde.

Die Berichterstattung in der WELT hebt sich hier positiv ab. Ulrich Baron reflektiert über den Traum vom edlen Wilden.…

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"Wie findet man Naturvölker?"

planetwissen screenshot

Es hat sich nicht viel verändert. Manchmal war es nicht so klar, ob der Zeitungsartikel aus dem Jahr 1902 oder 2002 stammte. Der Kolonalismus lebt weiter in Berichten über sogenannte nicht-westliche Länder. Das sagten die Ethnologin Anne Hege Simonsen und die Medienwissenschaftlerin Elisabeth Eide vor ein paar Tagen, als sie ihr neuestes Buch vorstellten, in dem sie die Berichterstattung norwegischer Zeitungen über “nicht westliche Länder” untersuchen.

Daran musste ich gerade denken, als ich auf die Seiten von Planet Wissen (TV-Sendung) zum Thema “Naturvölker” (Begriff!) stiess. Das Interview mit Roland Garve, der sich “einen Traum erfüllt” hat und “Naturvölker” besucht, beobachtet und ihrem Alltag in Filmen dokumentiert, hätte auch vor 100 Jahren geführt werden können.

Und die Einführungsseite über “Naturvölker” könnte auch aus alten Zeiten stammen. Ich kann mir denken, die Maori sind nicht gerade geschmeichelt darüber, dass ihnen unterstellt wird, dass sie “nur wenig von unserer industrialisierten Welt, von Autos, Flugzeugen, Städten, von großen Ereignissen oder von Erfindungen wissen.”

(Links aktualisiert 1.1.19)

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“Leben wie in der Steinzeit” – So verbreiten Ethnologen Vorurteile

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Auf zum Zoo der archaischen Riten in Papua New Guinea!

Die uebliche Exotisierung: SPIEGEL ueber Garma-Festival der Aboriginees

Our obsession with the notion of the primitive society

Primitive Racism: Reuters about “the world’s most primitive tribes”

“Good story about cannibals. Pity it’s not even close to the truth”

Ancient People: We are All Modern Now

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Es hat sich nicht viel verändert. Manchmal war es nicht so klar, ob der Zeitungsartikel aus dem Jahr 1902 oder 2002 stammte. Der Kolonalismus lebt weiter in Berichten über sogenannte nicht-westliche Länder. Das sagten die Ethnologin Anne Hege Simonsen und…

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