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Ethnologe war dabei: Wollte Ethnografie über Gaza-Hilfskonvoi schreiben

“Sie haben uns alles weggenommen, was die Geschichte, die Wahrheit, hätte dokumentieren können. Kameras, Filme, Fotos, Notizen – alles weg. Es war schwierig für mich, weil ich mit meinen Notizen Informationen preisgab.” Das sagt der 34-jährige Ethnologe Nikola Kosmatopoulos, der gerade seine Doktorarbeit an der Uni Zürich über Friedensaktivisten im Nahen Osten schreibt. Er war an Bord des Schiffes, das Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte und von israelischen Soldaten angegriffen wurde.

Sowohl das Schweizer Fernsehen wie 20minuten haben den Ethnologen interviewt.

Er wollte eine Ethnografie über die Fahrt schreiben, lesen wir. Es war ein kosmopolitisches Schiff. “Die Leute haben mir ihre Geschichten anvertraut”, sagt er. Doch nun sind seine Feldnotizen in den Händen israelischer Soldaten.

Der Ethnologe leitet das Projekt Governing Conflict: Expert networks in Lebanon and beyond

Ethnologe Martijn de Koning kommentiert die Berichterstattung und stellt relevante Forschung vor in seinem Beitrag Never mind the bombs, here are the poets – Freedom and #Flotilla

SIEHE AUCH:

Anthropologists on the war on Gaza (2009)

Boycott Israel? – More anthropologists on Gaza (II)

“Voices”: Anthropologist publishes e-book about Palestinian women

Telepolis über Ethnologen im Irak-Krieg: “Sollten lieber das Militär studieren”

"Sie haben uns alles weggenommen, was die Geschichte, die Wahrheit, hätte dokumentieren können. Kameras, Filme, Fotos, Notizen – alles weg. Es war schwierig für mich, weil ich mit meinen Notizen Informationen preisgab." Das sagt der 34-jährige Ethnologe Nikola Kosmatopoulos, der…

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Telepolis über Ethnologen im Irak-Krieg: “Sollten lieber das Militär studieren”

Eines der heissesten Themen in der Ethnologie ist die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und dem Militaer im Terrorkrieg der Bush-Administration. Kuerzlich wurde das Network of Concerned Anthropologists gegruendet, wenige Tage spaeter landete das Thema auf der Titelseite der New York Times.

Nun hat sich Telepolis dem Thema angenommen. “Amerikas Militärführung entdeckt die Ethnologie – möglicherweise von der falschen Seite her”, schreibt Peter Mühlbauer:

Während über die Zusammenarbeit von Militär und Ethnologie bereits zahlreiche Fachaufsätze veröffentlicht wurden, klafft bezüglich der soldatischen Subkulturen im amerikanischen Militär eine auffällige Lücke – was möglicherweise auch mit der Genehmigungsfreudigkeit der Militärbehörden für die Durchführung solcher Studien zu tun hat.

Dabei könnte es für ein US-Militär, dessen in West Point ausgebildete “Elite” ihre ethnologischen Kurse als “nuts in huts” bezeichnet, mindestens ebenso notwendig sein, über Studien zu kulturellen Besonderheiten und Mechanismen innerhalb des US-Militärs zu verfügen, als nur über die von Militäraktionen betroffenen Gruppen. In der Ethnologie existiert solch ein “studying-up” genanntes Untersuchen von Eliten bereits seit längerer Zeit – mit durchaus interessanten Ergebnissen, etwa über das Giri-Konzept bei japanischen Geschäftsleuten.

(…)

Dass Abu Ghraib ein Skandal wurde, deutet (ebenso wie die Tatsache, dass keine Massenvernichtungswaffen “gefunden” wurden) zum einen darauf hin, das die USA noch kein totalitäres System sind. Es deutet aber auch darauf hin, dass es beim amerikanischen Militär Subkulturen gibt, deren Werte diametral entgegengesetzt zu denen sind, welche die amerikanische Nation als Wunschbild von sich selbst hegt.

>> weiter bei Telepolis

Diese Meinung vertritt auch Hugh Gusterson in seinem Paper Anthropology and Militarism im Annual Review of Anthropology 2007 (mehr dazu im Laufe der Woche)

Mehr Beitraege auf antropologi.info zum Thema Ethnologie und Militaer (eine Auswahl):

The dangerous militarisation of anthropology

Anthropologists at war: “No wonder that anthropology is banished from universities in the ‘decolonized’ world”

Anthropology and CIA: “We need more awareness of the political nature and uses of our work”

Oppose participation in counter-insurgency! Network of Concerned Anthropologists launched

Zwei Tage im Leben der Bundeswehr Ethnologin Barbara Mück

“War on terror”: CIA sponsers anthropologists to gather sensitive information

Protests against British research council: “Recruits anthropologists for spying on muslims”

Bush, “war of terror” and the erosion of free academic speech: Challenges for anthropology

Embedded anthropology? Anthropologist studies Canadian soldiers in the field

Secret rituals: Folklorist studied the military as an occupational folk group

Eines der heissesten Themen in der Ethnologie ist die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und dem Militaer im Terrorkrieg der Bush-Administration. Kuerzlich wurde das Network of Concerned Anthropologists gegruendet, wenige Tage spaeter landete das Thema auf der Titelseite der New York Times.…

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Saison in Mekka: “Dieses Buch ist eine Sensation”

“Eine wunderbare publizistische, wissenschaftliche und literarische Brücke in die Welt des Islams”. Thomas Hauschild schreibt in der FAZ begeistert ueber das Buch “Saison in Mekka” des Ethnologen Abdellah Hammoudi.

In diesem Buch beschreibt der Ethnologe, wie er als “lauwarmer Muslim” am Haddsch teilnimmt, einer beschwerlichen Pilgerreise nach Mekka. Das Buch erschien bereits vor einem Jahr in Englisch (wie damals hier berichtet) und ist nun auch auf Deutsch erhaeltlich.

Das Buch ist laut Hauschild “wie ein Freund, ein Begleiter, der uns zu seinem Mitreisenden macht”:

Atemlos schleppt man sich am Rockzipfel von Hammoudis weißem Pilgergewand durch die riesigen Moscheen, fiebernd strudelt man mit ihm am Allerheiligsten der Kaaba vorbei, lässt sich von seinen Freunden über die Märkte von Medina und Mekka zerren, auf der ständigen Suche nach den Mitbringseln und Koffern zum Tragen der Mitbringsel, aus denen das große, beliebte Rückkehrfest bestritten werden wird, obwohl es in der dogmatischen Überlieferung nirgends vorgesehen ist – um schließlich nach kurzen Schlafphasen in überfüllten Quartieren wieder hochzuschrecken von schäbigen Schaumstoffmatratzen zu neuen Waschungen und Gebeten.

>> weiter zur Besprechung in der FAZ

>> Interview mit Abdellah Hammoudi in der ZEIT

>> Interview im Kölner Stadt-Anzeiger

>> “A Season in Mecca” – New book about real participant observation as a mecca pilgrim

>> Buchauszug (auf Englisch)

SIEHE AUCH:

Sind die Universitäten auf die »Wiederentdeckung der Religion« vorbereitet?

Neue Studie: Islamisches Gemeindeleben in Berlin

Doctoral thesis: Towards a transnational Islam

anpere. Anthropological Perspectives on Religion – New Open Access Anthropology Journal

"Eine wunderbare publizistische, wissenschaftliche und literarische Brücke in die Welt des Islams". Thomas Hauschild schreibt in der FAZ begeistert ueber das Buch "Saison in Mekka" des Ethnologen Abdellah Hammoudi.

In diesem Buch beschreibt der Ethnologe, wie er als "lauwarmer Muslim"…

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Frauenpower, Juden und Muslime: Journal Ethnologie 1/2007 über den Iran

Viel Interessantes gibt es zu lesen in der neuen Ausgabe von Journal Ethnologie zum Thema Iran, die in Kooperation mit der iranischen Ethnologin Shahnaz Nadjmabadi entstanden ist.

Hier ein Ueberblick ueber die Texte:

Mehdy Naficy: Die Jüdische Anlage in Isfahan, Iran. Ein Feldforschungsbericht
Wenn man in der Geschichte zurückblickt, so waren die Beziehungen zwischen Juden und Muslimen weniger spannungsreich als die zwischen Juden und Christen. Vor allem das Verhältnis der Juden zu den Iranern (Persern) war immer gut, und historische Fakten belegen diese Aussage.

Ulrich Marzolph: Der Märtyrer und das Paradies. Schiitische Megaposter als Ausdruck des normativen Gedenkens
Wer heute nach Teheran reist, dem wird bereits bei der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum ein Phänomen auffallen, das besonders in den späten 1990er-Jahren immer mehr um sich gegriffen hat: Die zu den Straßen hin liegenden fensterlosen Wände der großen Wohnblocks und Geschäftshäuser sind mit Megapostern verziert. Sie sind ein von religiös-politischen Organisationen genutztes Medium, die Märtyrer darstellen, die im Dienste des schiitisch-islamischen Bekenntnisses ihr Leben gelassen haben.

Erika Friedl: Dornen im Ehebett. Eheprobleme im modernen Iran
Es gibt mehr und mehr unverheiratete junge Menschen, die im Elternhaus, in Studentenheimen Wohngemeinschaften und – in den Städten – auch ganz allein leben. Aber auch die Scheidungszahlen steigen an. Junge Leute lassen sich nicht mehr einfach von den Eltern verheiraten, sie verlangen zumindest Mitspracherecht in der Wahl des Ehepartners. Überall im Iran wird über diese neuen sozialen Trends diskutiert.

Mary Elaine Hegland: Großmutter lebt allein in ihrem Häuschen. Alte Frauen in einem iranischen Dorf
Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass eine Schwiegertochter der Mutter ihres Mannes ohne Widerrede gehorcht, für sie arbeitet, oder sich von ihr bekritteln oder kontrollieren lässt. Dieser Wandel von traditionellen zu modernen persönlichen Beziehungen hat schwerwiegenden Einfluss auf das Leben der älteren Frauen.

Barbara Aboueldahab: “Wir können auch denken!” Iranische Frauenpower bei der RoboCup Soccer-WM 2006
In einem fußballverrückten Land wie dem Iran macht auch dieser Sport vor den Frauen nicht halt. Laut Umfragen sind 60 Prozent aller Fußballfans weiblich. Diese Fußballbegeisterung könnte auch der Grund für die hohe Beteiligung von iranischen Frauen bei der diesjährigen Roboter-Fußball-WM, dem RoboCup sein.

Shahnaz Nadjmabadi: Bandar-e Lengeh, die „Braut“ am Persischen Golf. Eine Ethnologin unter Seeleuten
Der Prozess der sich im Wandel befindenden lokalen Handelstradition in Bandar-e Lengeh und die Entschlüsselung der Netzwerke, die die iranische und arabische Welt miteinander verbinden, stehen im Mittelpunkt meiner ethnologischen Forschungen in diesem Raum.

SIEHE AUCH:

Oxford to Host First Conference on Visual Anthropology of Iran

Visual ethnography and Kurdish anthropology by Kameel Ahmady

Censorship of research in the USA: Iranians not allowed to publish papers

Viel Interessantes gibt es zu lesen in der neuen Ausgabe von Journal Ethnologie zum Thema Iran, die in Kooperation mit der iranischen Ethnologin Shahnaz Nadjmabadi entstanden ist.

Hier ein Ueberblick ueber die Texte:

Mehdy Naficy: Die Jüdische Anlage in Isfahan, Iran. Ein…

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Feldforschung bei den Tuareg: Makkaroni mit Tomatensauce – monatelang!

In der Presse ist ein leicht ironischer, mit Vorurteilen spielender Artikel ueber die Feldforschung der Wiener Ethnologin Ines Kohl bei den Tuareg zu lesen.

Der Text beginnt so…:

Sie sind eine der Ikonen der stadtmüden Authentizitäts-Sucher, die Tuareg, Herren der Wüste, grenzenlos frei. Die möchte man sehen, mit ihnen möchte man am Feuer sitzen, ihre Traditionen teilen, ihr Essen natürlich auch. “Es gibt Makkaroni mit Tomatensauce, monatelang”, desillusioniert Ines Kohl, Ethnologin der Uni Wien, die seit Jahren das Leben der Tuareg teilt, um deren Identität und ihre Brüche zu erkunden. In klassischen Interviews geht das nicht, es geht nur in teilnehmender Beobachtung, im Tratsch am Herd etwa, dann, wenn Kohl mit dem Makkaroni-Kochen – “in einem alten Tontopf” – an der Reihe ist: Sie ist in eine 20-köpfige Familie integriert, als “Tochter und Schwester”.

… und schliesst mit einer kritischen Andeutung:

Ende November ist sie wieder losgezogen zu den Makkaroni-Töpfen, diesmal mit Finanzhilfe einer Firma, die Geld aus Libyens Böden sprießen lässt, der Österreichischen Mineralölverwaltung OMV.

>> zum Text in der Presse (link aktualisiert 29.4.11)

In der Presse ist ein leicht ironischer, mit Vorurteilen spielender Artikel ueber die Feldforschung der Wiener Ethnologin Ines Kohl bei den Tuareg zu lesen.

Der Text beginnt so...:

Sie sind eine der Ikonen der stadtmüden Authentizitäts-Sucher, die Tuareg, Herren der Wüste,…

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