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“Leben doch nicht im Einklang mit der Natur”

(via ethno::log) Die Süddeutsche räumt in einem längeren Artikel mit dem “Märchen über den edlen Wilden ab”.

“Die Ureinwohner Amerikas gelten als Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten. Doch das war keineswegs der Fall. Mitunter zerstörten sie sogar ihre eigene Lebensgrundlage”, schreibt Sebastian Herrmann, der eine grosse Menge an Quellen zusammengetragen hat, u.a. auch Artikel in Ethnologiezeitschriften.

Diese Klischees sind weit verbreitet, teils auch innerhalb des Faches Ethnologie. Die Klischees sagen mehr aus über die Sehnsüchte der Europäer als über die Indianergesellschaften. Doch es stimmt natürlich auch, und darauf wird im SZ-Artikel auch hingewiesen, die grössten Schäden an der Umwelt richten selbstverständlich die Industriestaaten an. Diverse Ureinwohnergruppen benutzen diese Klischees in ihrem Kampf um Anerkennung.

>> weiter in der SZ

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(via ethno::log) Die Süddeutsche räumt in einem längeren Artikel mit dem "Märchen über den edlen Wilden ab".

"Die Ureinwohner Amerikas gelten als Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten. Doch das war keineswegs der Fall. Mitunter zerstörten sie sogar…

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Journal Ethnologie: “Tribal Colleges”, Nunavut, Indianer-Tourismus und heimliche Gesänge

Journal Ethnologie macht keine Sommerpause. Die vierte Ausgabe dieses Jahres ist im Netz und handelt von Indianern und Inuit in Nordamerika.

Sehr spannend ist der Text von Anne Grob. Tribal Colleges. Indianisch geführte Universitäten als Symbole von Hoffnung und Stolz heisst er und basiert auf ihrer Magisterarbeit. Trotz ihrer Bedeutung für indianische Gemeinschaften seien diese Hochschulen, die teils auch Magisterabschluesse anbieten, kaum bekannt, lesen wir.

Ein Großteil der Tribal Colleges befindet sich weitab von Städten und in der Nähe von Reservationen. Sie bieten Leuten eine Hochschulausbildung, die für viele sonst nur schwer zu erreichen wäre. Die Autorin zitiert einen Experten, der die Entstehung von Tribal Colleges als “die wichtigste Entwicklung innerhalb indianischer Gemeinschaften seit dem Zweiten Weltkrieg” bezeichnet.

Obwohl sie allen offenstehen, sind die meisten Studenten “Native Americans”. Das Lehrpersonal besteht jedoch hauptsächlich als nichtindianischen Personen. Doch der Anteil an indianischen Dozenten nimmt zu, schreibt Anne Grob

>> zum Text in Journal Ethnologie

Sehr interessant ist auch der Text Navajo Zeremoniallieder der 1930er-Jahre zwischen dynamischer Tradition, Kulturerbepolitik und Political Correctness von Rainer Hatoum. Eine 1300 Wachswalzen umfassende Sammlung von Heilgesängen, die im Berliner Phonogramm-Archiv aufbewahrt wird, soll den Navajo wieder zur Verfügung gestellt werden. Wie wäre es z.B. mit einer CD mit diesen Gesängen? Doch längst nicht alle Navajo sind von dieser Idee begeistert:

Weite Teile der Klah-Sammlung wurden aus „Navajo-Perspektive“ nicht nur im Hinblick auf ihre Nutzbarkeit als „wertlos“ betrachtet, sondern von einer Reihe von Gesprächspartnern als geradezu „gefährlich“.
(…)
Für strenggläubige Navajo handelt es sich bei den Klah-Aufnahmen um ein Gut, das überhaupt nicht existieren dürfte und mit dem man in dieser vollkommen unkontrollierten Form nichts zu tun haben möchte. Für diese Gruppe von Gesprächspartnern ist „Wissen“ im wahrsten Sinne des Wortes „Macht“.

>> zum Text in Journal Ethnologie

Torsten Diesel war auf Feldforschung in Iqaluit, der Hauptstadt Nunavuts. Im Text Nation Building in Nunavut. Kulturelle Identität und politische Symbolik erfahren wir, dass Nation Building der politischen Elite Nunavuts “monokulturell” ausgerichtet ist mit nur wenigen “multiethnischen Ansätzen”.

Indianerreservationen werden als Reiseziele immer wichtiger. Davon berichtet Markus H. Lindner im Artikel Indianer-Tourismus in Nordamerika. Chance und Gefahr

Der Text von Susanne Jauernig gibt uns einen Einblick in die Keramiktradition in Zuni, New Mexico/USA

Journal Ethnologie macht keine Sommerpause. Die vierte Ausgabe dieses Jahres ist im Netz und handelt von Indianern und Inuit in Nordamerika.

Sehr spannend ist der Text von Anne Grob. Tribal Colleges. Indianisch geführte Universitäten als Symbole von Hoffnung und Stolz…

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Telepolis über Ethnologen im Irak-Krieg: “Sollten lieber das Militär studieren”

Eines der heissesten Themen in der Ethnologie ist die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und dem Militaer im Terrorkrieg der Bush-Administration. Kuerzlich wurde das Network of Concerned Anthropologists gegruendet, wenige Tage spaeter landete das Thema auf der Titelseite der New York Times.

Nun hat sich Telepolis dem Thema angenommen. “Amerikas Militärführung entdeckt die Ethnologie – möglicherweise von der falschen Seite her”, schreibt Peter Mühlbauer:

Während über die Zusammenarbeit von Militär und Ethnologie bereits zahlreiche Fachaufsätze veröffentlicht wurden, klafft bezüglich der soldatischen Subkulturen im amerikanischen Militär eine auffällige Lücke – was möglicherweise auch mit der Genehmigungsfreudigkeit der Militärbehörden für die Durchführung solcher Studien zu tun hat.

Dabei könnte es für ein US-Militär, dessen in West Point ausgebildete “Elite” ihre ethnologischen Kurse als “nuts in huts” bezeichnet, mindestens ebenso notwendig sein, über Studien zu kulturellen Besonderheiten und Mechanismen innerhalb des US-Militärs zu verfügen, als nur über die von Militäraktionen betroffenen Gruppen. In der Ethnologie existiert solch ein “studying-up” genanntes Untersuchen von Eliten bereits seit längerer Zeit – mit durchaus interessanten Ergebnissen, etwa über das Giri-Konzept bei japanischen Geschäftsleuten.

(…)

Dass Abu Ghraib ein Skandal wurde, deutet (ebenso wie die Tatsache, dass keine Massenvernichtungswaffen “gefunden” wurden) zum einen darauf hin, das die USA noch kein totalitäres System sind. Es deutet aber auch darauf hin, dass es beim amerikanischen Militär Subkulturen gibt, deren Werte diametral entgegengesetzt zu denen sind, welche die amerikanische Nation als Wunschbild von sich selbst hegt.

>> weiter bei Telepolis

Diese Meinung vertritt auch Hugh Gusterson in seinem Paper Anthropology and Militarism im Annual Review of Anthropology 2007 (mehr dazu im Laufe der Woche)

Mehr Beitraege auf antropologi.info zum Thema Ethnologie und Militaer (eine Auswahl):

The dangerous militarisation of anthropology

Anthropologists at war: “No wonder that anthropology is banished from universities in the ‘decolonized’ world”

Anthropology and CIA: “We need more awareness of the political nature and uses of our work”

Oppose participation in counter-insurgency! Network of Concerned Anthropologists launched

Zwei Tage im Leben der Bundeswehr Ethnologin Barbara Mück

“War on terror”: CIA sponsers anthropologists to gather sensitive information

Protests against British research council: “Recruits anthropologists for spying on muslims”

Bush, “war of terror” and the erosion of free academic speech: Challenges for anthropology

Embedded anthropology? Anthropologist studies Canadian soldiers in the field

Secret rituals: Folklorist studied the military as an occupational folk group

Eines der heissesten Themen in der Ethnologie ist die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und dem Militaer im Terrorkrieg der Bush-Administration. Kuerzlich wurde das Network of Concerned Anthropologists gegruendet, wenige Tage spaeter landete das Thema auf der Titelseite der New York Times.…

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“Nordamerikanische Indianerliteratur als Subdisziplin der Anglistik/Amerikanistik etabliert”

In den achtziger Jahren gab es kaum einen Schlagwortkatalog, der die Begriffe «Indianer» und «Literatur» miteinander koppelte. Heute hat sich nordindianische Literatur dagegen als Subdisziplin der Anglistik/Amerikanistik etabliert, schreibt Hartwig Isernhagen in der NZZ.

Der Literaturwissenschaftler bespricht zwei Neuerscheinungen, die Literatur von nordamerikanischen Indianern praesentieren: den “Cambridge Companion to Native American Literature” und Die Welt wird niemals enden. Geschichten der Dakota von Mary Louise Defender Wilson.

>> zur Besprechung in der NZZ

In den achtziger Jahren gab es kaum einen Schlagwortkatalog, der die Begriffe «Indianer» und «Literatur» miteinander koppelte. Heute hat sich nordindianische Literatur dagegen als Subdisziplin der Anglistik/Amerikanistik etabliert, schreibt Hartwig Isernhagen in der NZZ.

Der Literaturwissenschaftler bespricht zwei Neuerscheinungen, die…

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Die soziale Produktion bösen Verhaltens muss wissenschaftlich untersucht werden

Florian Rötzer, Telepolis

Die Psychologinnen Susan Fiske, Lasana Harris and Amy Cuddy von der Universität Princeton haben nach dem Folterskandal von Abu Ghraib die Forschungsliteratur mit der Fragestellung “Warum normale Menschen feindliche Gefangene foltern” durchgesehen.

Mit dem richtigen oder falschen Kontext könne man, so die Wissenschaftlerinnen, fast jeden Menschen zur Aggression und Gefolgsamkeit bringen. “Gewöhnliche Menschen können ein unglaublich destruktives Verhalten ausüben, wenn ihnen dies durch legitime Autoritätspersonen befohlen wird. … Untergebene machen nicht nur, was ihnen befohlen wird, sondern das, von dem sie denken, dass ihre Vorgesetzten ihnen dies nach ihrem Verständnis der allgemeinen Ziele der Vorgesetzten befehlen würden.”

Die Psychologinnen schlagen vor, dass die soziale Produktion “bösen Verhaltens” weiter wissenschaftlich untersucht werden sollte, um Mittel zu entwickeln, mit denen es sich bessern verhindern lassen könnte – sofern dies wirklich gewünscht wird, müsste man hinzufügen. >> weiter

Florian Rötzer, Telepolis

Die Psychologinnen Susan Fiske, Lasana Harris and Amy Cuddy von der Universität Princeton haben nach dem Folterskandal von Abu Ghraib die Forschungsliteratur mit der Fragestellung "Warum normale Menschen feindliche Gefangene foltern" durchgesehen.

Mit dem richtigen oder falschen Kontext könne…

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