Vergleich Neomarxismus - Kulturmaterialsimus
David, Donnerstag, 08.02.2007, 15:06 (vor 6496 Tagen)
Hallo zusammen,
kann miir evtl. Jemand ein paar Anhaltspunkte zu dieser Frage geben>
"Der Kulturmaterialismus und der Neomarxismus teilen die Annahme, daß menschliche Kulturen sehr stark von den materiellen Bedingungen bestimmt sind. Was trennt sie trotz dieser Gemeinsamkeit>"
würde mich über jeden kleinsten Funken Wissen freuen..
Danke und Gruß
David
Vergleich Neomarxismus - Kulturmaterialsimus
René , Montag, 05.03.2007, 14:20 (vor 6472 Tagen) @ David
Hallo David,
ein Anfang wäre vielleicht das hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Cultural_materialism
Außerdem will ich dieser Tage versuchen, einen deutschen Beitrag zum Kulturmaterialismus nach Harris auf Wikipedia zu schreiben. Wenn du dort nochmal nachschaust (und vielleicht auch selbst etwas schreibst/ an meinem Artikel etwas änderst), wäre das ja auch was.
Salut, René
Vergleich Neomarxismus - Kulturmaterialsimus
shinju , Mittwoch, 07.03.2007, 12:49 (vor 6470 Tagen) @ David
» Hallo zusammen,
» kann miir evtl. Jemand ein paar Anhaltspunkte zu dieser Frage geben>
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» "Der Kulturmaterialismus und der Neomarxismus teilen die Annahme, daß
» menschliche Kulturen sehr stark von den materiellen Bedingungen bestimmt
» sind. Was trennt sie trotz dieser Gemeinsamkeit>"
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» würde mich über jeden kleinsten Funken Wissen freuen..
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» Danke und Gruß
» David
Vielleicht hilft dir das weiter:
(...)
The term cultural materialism was coined by Marvin Harris in his foundational text, The Rise of Anthropological Theory (1968). The aim of cultural materialism is best described by Harris who wrote that "[t]he task of cultural materialism is to create a pan-human science of society whose findings can be accepted on logical and evidentiary grounds by the pan-human community" (Harris 1979: xii). In accordance with these lofty aims, the paradigm combines many schools of anthropological thought including social evolutionary theory, cultural ecology, and especially Marxist materialism (Barfield 1997: 232).
(...)
Cultural materialism is an expansion of the Marxist model of three levels of culture (infrastructure, structure, and superstructure). Unlike Marxist theory, however, cultural materialism privileges both productive (economic) and reproductive (demographic) forces in societies. As such, demographic, environmental, and technological changes are invoked to explain cultural variation (Barfield 1997: 232). A technical, but important difference between Marxism and cultural materialism is that cultural materialism explains the structural features of a society in terms of production within the infrastructure only (Harris 1996: 277). Marxists, however, argue that production is a material condition located in the base (See American Material Page) that acts upon (and is acted upon by) the infrastructure (Harris 1996: 277-178). Thus, cultural materialists see the infrastructure-structure relationship as being mostly in one direction, while Marxists see the relationship as reciprocal. Cultural materialism also differs from Marxism in its lack of class theory. Unlike Marxism, cultural materialism addresses relations of unequal power recognizing innovations or changes that benefit both upper and lower classes (Harris 1996: 278). Marxism treats all culture change as being beneficial only to the ruling class. Also, both cultural materialism and Marxism are evolutionary in proposing that culture change results from innovations selected by society because of beneficial increases to productive capabilities (Engels, quoted by Harris 1979: 141-142). Cultural materialism, however, does not envision a final utopian form (Harris 1996: 280).
(...)
Criticisms of cultural materialism are plentiful in anthropology. As with all of the different paradigms in anthropology (e.g., functionalism, structuralism, and Marxism), cultural materialism does have its flaws. Cultural materialism has been termed "vulgar materialism" by Marxists such as J. Friedman because opponents believe cultural materialists empirical approach to culture change is too simple and straight forward (Friedman 1974). Marxists believe that cultural materialists rely too heavily on the one-directional infrastructure-superstructure relationship to explain culture change, and that the relationship between the "base" (a distinct level of a sociocultural system, underlying the structure, in Marxist terminology) and the superstructure must be dialectically viewed (Friedman 1974).
(...)
->Quelle und kompletter Text:
ANTHROPOLOGICAL THEORIES:
A GUIDE PREPARED BY STUDENTS FOR STUDENTS
"Cultural Materialism"
http://www.as.ua.edu/ant/Faculty/murphy/cultmat.htm
Vergleich Neomarxismus - Kulturmaterialsimus
nichtidentisches , -, Montag, 21.05.2007, 00:05 (vor 6395 Tagen) @ David
» Hallo zusammen,
» kann miir evtl. Jemand ein paar Anhaltspunkte zu dieser Frage geben>
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» "Der Kulturmaterialismus und der Neomarxismus teilen die Annahme, daß
» menschliche Kulturen sehr stark von den materiellen Bedingungen bestimmt
» sind. Was trennt sie trotz dieser Gemeinsamkeit>"
»
» würde mich über jeden kleinsten Funken Wissen freuen..
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» David
Also erstmal würde ich nochmal stark trennen zwischen Marxismus und Marx. Und dann zwischen kritischer Theorie und Neomarxismus.
So gut wie alle halbwegs rational vermittelten Theorien teilen die Annahme, dass menschliche Kulturen von materiellen Bedingungen bestimmt sind. Das ist beim Funktionalismus nicht anders als bei der Kulturökologie oder sonstigen.
Weil, und das ist ganz einfach: Wir in irgendeiner Weise real sind und uns auf Dinge beziehen, die Objekte sind und dazu in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen.
Und nu kommt Marx und mit ihm ein paar schlauerere Marxisten, kritische Theoretiker etc. und untersuchen das Ganze auf Gesetzmäßigkeiten, insbesondere der kapitalistischen Industriegesellschaft. Bei Marx wohlgemerkt logische, nicht empirische! Und als komplexen Deus ex machina, als innerstes Zahnrädchen der Maschine entdeckt er: Den Wert, und seine Maske: den Warenfetisch.
Damit hat er keine Aussage über "Kultur" getroffen, sondern über ein kapitalistischer Produktionsweise innewohnendes Gesetz, das zur Akkumulation treibt und das mehr oder minder freie Individuum als Arbeiter durchsetzt. Im Gegensatz zur Sklaverei, die der Kapitalismus abschaffen muss, um optimal weiterbrausen zu können.
Und diese Gesetze, die ja ein Verhältnis bilden, sind im Prinzip über Kultur und über das individuelle Bestreben erhaben, denn was sich ihnen nicht fügt wird zur Steigerung des Mehrwerts untergepflügt.
Das heißt jetzt aber net, wie das die Harris-Exegese uns über Marxisten ganz salopp erklärt, aber nicht über Marx, dass Marx nicht ein philosophisches Problem darin gesehen hätte: Er sagt: Die Menschen machen die Geschichte, aber nicht aus freien Stücken! Sie könnten das tun. Aber sie tun es nicht.
Warum> Der Warenfetisch, das undurchdringbare Miststück mit seinen metaphysischen Mucken.
Also: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Allerding nur als gesellschaftlich gewordenes Sein, d.h. nicht in einer ontologischen Reihung, wie das die Kulturökologie gerne macht: erst der Berg dann die Berganbetung, dann die Mine, sondern als Verhältnis, als bedingtes und bedingendes, als Vermitteltes.
Unter Marxisten ist es leider üblich das Problem der Vermittlung komplett zu überspringen und zur Ontologie überzugehen. Unter Kritikern des Marxismus ist das leider noch viel üblicher, weshalb man als MArx-Fan immer ganz schön viel schreiben muss.