die nutzlosen Geisteswissenschaften

jo, Mittwoch, 28.02.2007, 10:32 (vor 6477 Tagen) @ just be.

» Neulich im Informatikerforum kam es zu einer kleinen Diskussion in der
» unter anderem gesagt wurde, man könne ja zb die nutzlosen
» Geisteswissenschaften auch einfach abschaffen. Irgendwann mischte ich mich
» auch ein, und beendete mein Statement mit "Und wenn ihr unbedingt wollt
» kann ich Euch trotzdem einen Haufen "Wirtschaftsbranchen" aufzählen, in
» denen Ethnologen real gebraucht werden."

» Natürlich wurde ich prompt um Aufklärung gebeten, weswegen ich um 2 uhr
» nachts mal schnell einen Überblick schrieb, mit den ich heute und
» ausgeschlafen wahrscheinlich ein wenig anders schreiben würde, aber
» trotzdem dachte ich, ich stell ihn hier mal zur Diskussion. Was würdet ihr
» hinzufügen, weglassen, anders sehen... >
»
» Bitte berücksichtigen: Zielgruppe hier Informatik Studenten und Sinn
» dahinter: "auch Geisteswissenschaften sind wichtig"
»
» (Orignal zusammenhang:
» http://www.die-informatiker.net/viewtopic.php>t=5977 seite 3 unten.)
»
»
» Produkte entwerfen/ verändern/ zuschneiden wie Michael schon sagte ist
» natürlich ein riesen Spektrum. Bei Microsoft zb arbeiten also nicht nur
» Informatiker sondern auch Ethnologen, natürlich ist es bei (fast>) jedem
» Produkt wichtig, dass es auf die jeweilige Zielgruppe/ Volk/ Gesellschaft/
» Kultur whatever zugeschnitten wird; vom dazugehörigem Markting ganz zu
» schweigen....
»
» Ein anderes großes Feld ist die sog. "Interkulturelle Kommunikation"
» speziell in großen Firmen. Ist klar dass wenn ein Chinese, ein Ami und ein
» Franzose ein Team bilden, die Sache besser klappt, wenn irgendjemand die
» Leute vorher über "kulturelle Eigenheiten" aufgeklärt hat.
»
» Ein nicht zu verachtender Wirtschaftszweig ist, neben der Herstellenden ja
» auch die Dienstleistungsindustrie, so wie zb der Tourismus. Wo hier
» Ethnologen auftreten können brauche ich wohl nicht weiter zu erklären.
»
» Dann ist natürlich weiter die (Erwachsenen-) Bildung, Politik,
» Journalismus, Film usw aufzuzählen. Dass man als Politiker oder Journalist
» lieber best. Fachwissen haben sollte, als dass man Politk oder Jounalismus
» studiert hat, ist bisher noch nicht erwähnt worden, also tue ich es
» hiermit.
»
» Als Ethnologe sind natürlich hier vor allem wieder die Interkulturellen
» "Branchen" interessant, zb. Entwicklungshilfe, Auswärtiger Dienst; das sag
» ich zu denen, die mich fragen "und was machste dann hinterher> Da kannste
» doch gleich Taxifahrer bleiben, wie willst du denn _damit_ Geld
» verdienen>" - "och, also so Botschafter oder Diplomat oder sowas ist
» eigentlich ein ganz reeles Berufsbild". Damit kann man ganz gut "mäuler
» stopfen" ;-)
»
» Dann kommen die ganzen nicht-regierungs-geschichten (NGOs), eh klar dass
» man hier gut unterkommen kann.
»
» Dann gibt es natürlich noch tausende Dinge "im Alltag" zb die Hebamme die
» im Ausländerviertel arbeitet, sollte Wissen über die "kulturellen
» Eigenheiten" haben, schließlich dringt sie sehr tief in das Leben ein.
» Wobei wir schon bei gegenwärtigen Problemen wären, wie der sog.
» "Karikaturenstreit" oder die Vorfälle in Paris kürzlich wieder gezeigt
» haben, ebenso wie der krampfhafte Versuch, einem Teil der Welt, unser
» Kulturprodukt "Demokratie" aufzuzwingen. Was passiert sehen wir jeden Tag
» in den Nachrichten.
»
» Na und dann gibt es natürlich noch viel spannendete Sachen, man könnte zb
» untersuchen, wie sich die Menschen das Internet - nachdem es ja
» ursprünglich ein many-to-many netz war, welches zu einem one-to-many web
» wurde - das web und das Internet wieder als many-to-many aneignen (also
» quasi zurückerobern); oder wie sich Computerspieler durch extreme
» Modifizierung ein Spiel aneignen. Und dies ist nur ein klitzekleiner
» Ausschnitt der Spanne der Forschungen (die auch für Wirtschaft, Industrie,
» Politik und blabla interessant sind), das Beispiel fand ich hier im
» Informatikerforum passender als Forschung über Besitz und Erbrechte in
» Ozeanien oder Schmanismus und Medizin in Nord-Ost-Asien.
» Es gibt einfach noch mehr Arten zu leben, und das sieht man ja schon wenn
» man vor die Haustüre geht. Und mal ehrlich: was ist Euch denn "fremder",
» der "Blashornverein in Hintertupfingen" oder die "Beduinen im Sinai">
»
» Übrigens gehen die Meinungen auseinander, die oberen Bereiche sind eher
» die, die moralisch gesehen etwas umstritten sind, mit dem Verdienst geht
» es allerdings nach unten hin auch immer weiter abwärts....
»
»
» Das war jetzt ein kurzer und vor allem spontaner Überblick, habe bestimmt
» auch den ein oder anderen Bereich vergessen, aber ich denke, dass in
» unserer "globalisierten Welt" der Bedarf nach Ethnologen weiter steigen
» wird. Vorrausgesetzt wir überlassen die Weltherrschaft nicht der
» Wirtschaft. Aber dann würden wir eh nicht lange überleben.
»
»
»
» Wenn ich irgendwo "eh klar", oder "nicht weiter zu erläutern" schrieb,
» dann könnt ihr natürlich gerne nachfragen, denn manche Sachen sind für
» mich so selbstverständlich, wie für Euch ein Semikolon am Ende einer
» bestimmten Zeile im Pseudocode ;-)
»


http://www.joanabreidenbach.de


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