Internationale Konferenz, 29.9. - 2.10. 2008, Heidelberg

Alexandra Heidle ⌂ @, Heidelberg, Freitag, 13.06.2008, 13:17 (vor 6008 Tagen)

Ein Meilenstein der Ritualforschung

Die Internationale Konferenz „Ritualdynamik und Ritualwissenschaft / Ritual Dynamics and the Science of Ritual” (Heidelberg, 29. September bis 2. Oktober 2008) des Sonderforschungsbereichs 619 „Ritualdynamik“ der Universität Heidelberg zeigt das Spannungsverhältnis von Ritualdynamik und Ritualwissenschaften auf und geht in der Forschung neue Wege.

Als Vorreiter in der Ritualforschung gilt der Sonderforschungsbereich 619 “Ritualdynamik” der Universität Heidelberg (SFB 619) weltweit. Renommierte Fachleute aus aller Welt und rund 500 Teilnehmer werden zur Konferenz des SFB 619 im Herbst 2008 erwartet. Wurde Ritualen in den Kulturwissenschaften bislang im allgemeinen ein Hang zur Statik zugeschrieben, so zeichnen die Erklärungsmodelle, die der SFB 619 durch eine breit angelegte interdisziplinäre Herangehensweise für die Bedeutung rituellen Handelns vorlegt, ein neues Bild. Seine Grundlagenforschungen belegen, dass Dynamik ein nicht minder ausgeprägtes Ritualelement ist wie die zu beobachtende Statik. Auf der Konferenz stellt der Vorzeige-Sonderforschungsbereich der Universität Heidelberg seine neuen Erkenntnissen nun erstmals in großer internationaler Expertenrunde vor.

Der SFB 619 betrachtet Rituale als vitales Element der Alltagskultur. Die Modernität einer Gesellschaft erweißt sich demnach gerade in der Wandlungsfähigkeit ihrer Rituale. Diese Dynamik und Kraft der Rituale spürt der SFB 619 selbst noch in antiken und mittelalterlichen Quellen auf. Der neue, am Aufführungscharakter der Rituale orientierte Ansatz des SFB 619 belegt, dass Rituale höchst kreative und sinnstiftende Kulturelemente sind, die sich heute sogar den Möglichkeiten im Zeitalter der Globalisierung anpassen und neue, Kulturen und Nationen überspannende Werte schaffen. Pionier ist der SFB 619 in der Erforschung von Online-Religionen und war somit eine der ersten Forschungseinrichtungen weltweit, die das Internet als wissenschaftliche Quelle nutzte. Die Verbindung von Ritualen und Neuen Medien dürfte also eines der spannendsten Themen der Konferenz sein, auf der in 22 zum Teil mehrtägigen Themenblöcken über 270 Experten referieren werden. Neue Themenfelder wie interkultureller Ritualtransfer und rituelle Handlungskraft (ritual agency) werden diskutiert und jüngste Forschungsansätze wie Ritualdesign, Ritualökonomie (ritual economics) und Rituale in der Wissenschaft (scientific rituals) vorgestellt. Der SFB 619 will seine interdisziplinäre Ausrichtung ausweiten und vertiefen. Neu wird für viele am Projekt „Ritualdynamik“ noch nicht beteiligte Disziplinen die Erkenntnis sein, Vorgänge, Handlungen, aber auch performative Kunstwerke überhaupt als Rituale zu betrachten.

In 17 Teilprojekten arbeiten derzeit über 90 Wissenschaftler/ -innen aus 15 geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen am Projekt „Ritualdynamik“. Im Jahre 2002 gegründet, ist der SFB 619 der weltweit größte Forschungsverbund, der sich ausschließlich mit der Thematik Rituale, deren Veränderungen und Dynamik befasst und einer der größten geisteswissenschaftlichen Sonderforschungsbereiche in Deutschland. Bereits in der Entstehungsphase wurde das Projekt „Ritualdynamik“ von der deutschen UNESCO-Kommission unter die offiziellen Beiträge zum Internationalen Jahr 2001 der Vereinten Nationen “Dialogue Among Civilizations” aufgenommen. Als eine von fünf Institutionen der Universität Heidelberg hat der SFB 619 das Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“ begründet.

Um die gesellschaftliche Relevanz der Ritualforschung eindrücklich zu machen und den universitären Bildungsauftrag ernst zu nehmen, ruft der SFB 619 das Jahr 2008 in Heidelberg zum „Jahr der Rituale“ aus und wendet sich mit einem umfassenden Begleitprogramm zur Konferenz gleichzeitig an die interessierte Öffentlichkeit.

Anmeldung, Kontakt und Infos: www.rituals-2008.com und contact@rituals-2008.com

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