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Friday, June 03, 2005, 01:07
Auf der Homepage der Stadt Augsburg hat Augsburgs Oberbürgermeister Paul Wengert (Bild: Wikipedia) eine Presseerklärung veroeffentlicht. Wie erwartet, verteidigt er die Veranstaltung und weist Vergleiche mit früheren Völkerschauen zurueck:
Wengert sieht "keine Notwendigkeit, diese Veranstaltung in Frage zu stellen, weil diese von Afrikanern selbst bzw. von Institutionen getragen wird, die sich mit Afrika im positiven Sinne verbunden fühlen." Er weist auch darauf hin, dass es sich nicht um ein "afrikanisches Dorf" handle, dies wäre durchaus problematisch, sondern um "40 Stände mit Kunst-, Schmuck- und Gebrauchswaren".
Ironischerweise rechtfertigt er den Wahl des Veranstaltungsortes damit, dass es "für afrikanische Vereine und einzelne afrikanische Kulturschaffende bekanntlich schwer ist, sich in der Öffentlichkeit „hör- und sehbar“ zu machen. Deshalb", so der OB weiter, "halte ich die Wahl des Augsburger Zoos als Veranstaltungsort für durchaus adäquat."
Wie heisst es doch im Protestbrief: "Wir weisen darüber hinaus mit Nachdruck darauf hin, dass Schwarze Deutsche auch während des Nationalsozialismus, nämlich von der Zwischenkriegszeit bis in die vierziger Jahre, dazu gezwungen waren, in Völkerschauen aufzutreten, weil ihnen andere professionelle Sphären verschlossen wurden."
>> zur Presseerklaerung
Via Tierrechts-Blog bin ich auf einen Text in Human Ecology gestossen, der interessant zu sein scheint. Er zieht Parallelen zwischen Zoobesuch und Pornografie: "This paper compares the phenomenological structure of zoological exhibition to the pattern prevalent in pornography. The central idea uncovered in this process of interpretation is paradoxical: zoos are pornographic in that they make the nature of their subjects disappear precisely by overexposing them. It is suggested that the zoo as we know it be phased out in favor of more authentic modes of encountering other forms of life." >> weiter
UPDATE (9.6.05)
Ethnologieprofessor Frank Heidemann hat einen Antwortbrief geschrieben: "Wenn den afrikanischen Kulturschaffenden kein anderer öffentlicher Raum als der Zoo zur Selbstpräsentation gegeben wird, so leisten Sie einem falschen und auch gefährlichen Bild Vorschub." >> weiter auf ethno::log
SIEHE AUCH:
Bewusster oder unbewusster Rassismus? Proteste gegen "African Village" im Zoo (Kommentar- und Linksammlung)
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