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Pfusch in Ethnologie-Filmen?

Kürzlich waren im Münchner Völkerkundemuseum die “Tage des ethnologischen Films”. U.a wurde der Film “Dead Birds” von Robert Gardner aus dem Jahr 1961 gezeigt, schreibt Pietzler im antropologi.info-Forum. Er ging mit mehreren anderen Leuten nicht gerade begeistert nach Hause. Denn der Film, behauptet er, ist inszenmiert. Die Dani, die Gardner filmte, wussten nicht dass ein Film über sie gedreht wurde. Gardner wollte sie in ihrer Welt möglichst wenig stören. Pietzler fragt: Ist es ok, Fremde derart zu bevormunden? Pietzler hat noch mehrere kritische Aspekte im Film entdeckt >> weiter im Forum

Kürzlich waren im Münchner Völkerkundemuseum die "Tage des ethnologischen Films". U.a wurde der Film "Dead Birds" von Robert Gardner aus dem Jahr 1961 gezeigt, schreibt Pietzler im antropologi.info-Forum. Er ging mit mehreren anderen Leuten nicht gerade begeistert nach Hause. Denn…

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In Journal-Ethnologie: Von Traumfischern und Sibirientestern – Gedanken einer Ethnologin zu Doku-Soaps

Feldforschung mit der Kamera heisst das Schwerpunktthema der neuesten Ausgabe von journal Ethnologie (6/2005). Einer der Artikel handelt um die neuen Doku-Soaps, in denen hiesige Familien in fuer sie fremde / “exotische” Gegenden leben muessen, z.B. in Sibirien oder auf Tonga.

Wie sind solche “Erlebisdokumentationen” aus ethnologischer Sicht zu bewerten? Bringen sie uns andere Lebensformen naeher?

Urte Undine Frömming sieht sowohl negative wie positive Aspekte. Aus ethnologischer Perspektive, schreibt sie, stören vor allem die klischeehaften und einseitig exotistischen Darstellungen der fremden Gesellschaften. Die meisten Familien in Sibirien wuerden relativ modern leben, und muessen nicht im Winter Holz hacken, um zu ueberleben:

Das, was offensichtlich interessiert, sind die eigenen Landsleute und ihre Läuterungsprozesse durch die Fremde. Die andere Kultur wird mehr oder weniger zur Erlebnis- und Abenteuerkulisse für Zivilisationsüberdrüssige.

Diese Erlebnisdokumentationen geben daher interessante Einblicke in die westliche Moderne und “eignen sich als empirisches Datenmaterial für eine Ethnologie der europäischen Moderne.”

Auch haben diese Filme nichts mit ethnologischen Filmen gemein, da sie weder die Gefilmte selbst sprechen lassen und einen Dialog zwischen Filmemachern, Gefilmten und Zuschauern herstellen. Ausserdem:

Die visuelle Anthropologie stellt darüber hinaus die Forderung an FilmemacherInnen, sie sollen sich selbst in den Film einbringen und keine Pseudo-Objektivität vorgaukeln. Dazu gehört auch, dass, wie im Filmstil des Direct Cinéma, auf Interviews und Off-Kommentar verzichtet wird, denn die Bilder sollen für sich selbst sprechen. Bei Sternflüstern und Traumfischern haben wir es mit einer radikalen Verabschiedung des Direct Cinéma zu tun.”

Einige Forderungen der ethnologischen Methodenpraxis wuerden jedoch im Reality-TV umgesetzt werden, schreibt sie: Zum Beispiel die teilnehmende Beobachtung: Die deutschen Familien nehmen aktiv am Leben in ihren jeweiligen exotischen Orten teil; sie arbeiten in der Fischfabrik, die Kinder besuchen den Schulunterricht.

Die extrem gewählten Drehorte der Dokumentation, so Urte Undine Frömming, muten allerdings wie der Versuch an, die westlichen modernen Errungenschaften zu bestätigen.

>> zu Journal Ethnologie (es ist kein direkter Link zum Artikel moeglich!!! Das Magazin benutzt ein voellig untaugliches Publizierungssystem!)

SIEHE AUCH:
Big Brother: Vom Kontainer in die Jurte? (Diskussion bei ethno::log zum Thema)

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«Angry Monk» – neuer Film des Zürcher Ethnologen Luc Schaedler

Till Brockmann von der NZZ ist ganz begeistert ueber den neuen Tibet-Film “Angry Monk” des Zürcher Filmemachers und Ethnologen Luc Schaedler. Denn dieser Film faellt nichts ins uebliche Muster – “entweder einseitige Lobpreisungen des tibetischen Buddhismus, des Landes als spirituelles Kleinod, der traditionellen Medizin oder der uralten Kultur der Nomadenvölker oder die Folgen der brutalen chinesischen Unterdrückung zu dokumentieren.”

Dagegen wird ein rebellischer Monch portraetiert, der die eigene Kultur hinterfragt. Gendun Choephel (1903-1951), eine im Westen weitgehend unbekannte, doch für viele Tibeter heute wieder aktuelle Figur aus der Vergangenheit. «In Tibet ist alles, was alt und traditionell ist, ein Werk Buddhas. Alles Neue hingegen ein Werk des Teufels. Das ist die traurige Tradition meines Landes», schrieb er in einer seiner Gedichte. >> zum Text in der NZZ / Kopie

>> zur Webseite des Films “Angry Monk”

Interview mit dem Filmemacher auf students.ch

SIEHE AUCH:

Made in Hong Kong – ueber Luc Schaedlers Lizenziatsarbeit in Visuelle Anthropologie
Gendun Choephel: Vier Gedichte

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Mit der Kamera die kulturellen Riten der Schwarzen Brasiliens dokumentiert

taz

Mit der Blende seiner Kamera hat der französische Fotograf Pierre Fatumbi Verger die kulturellen Riten der Schwarzen Brasiliens dokumentiert. Die Wissenschaft schätzt ihn heute als Vorläufer der visuellen Anthropologie.

Die Berliner Ausstellung “Schwarze Götter im Exil” zeigt jetzt mehr als 300 seiner Fotos sowie die multimediale Foto-Installation “Trance_Territorries” des brasilianischen Künstlers Mario Cravo Neto. Es macht auch Spaß, Vergers einfühlsam-ironische Texte über multiethnische Gesellschaften als Literatur zu lesen. >> weiter

SIEHE AUCH FRUEHEREN EINTRAG
Schwarze Götter im Exil – Ethnologisches Museum Berlin

taz

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Die Berliner Ausstellung "Schwarze Götter im Exil" zeigt jetzt mehr als 300…

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Ethno-Dokumentation “Elsewhere – Anderswo”: Spektakulär weil puristisch

taz

Nikolaus Geyrhalter reiste im Jahr 2000 jeden Monat in ein anderes ländliches Gebiet der Welt, von Namibia bis Grönland. Aus 12 Geschichten machte er den Episodenfilm “Elsewhere”. Der Ethnologe Michael Rösler, der an der Uni München ein Seminar über die Dokumentation leitete, über die undogmatische Annäherung an andere Kulturen:

“Die Art, wie diese jungen Tuareg-Frauen dort auf dem Esel sitzen, zurückschauen in Richtung Kamera und kichern, das ist so ein kleiner Hinweis, dass hier Einverständnis besteht: Okay, der filmt uns. Diese Szene vermittelt Authentizität: Die Leute wirken echt.”

taz: So stellt er sie nicht als isoliert dar, sondern lässt sie sich in der Welt verorten.

“Das ist das Spannende. Es sind alles Menschen, die wir unter die Kategorie Stammesgesellschaften, indigene Völker oder nationale Minderheiten fassen würden. Aber der Film zeigt diese Menschen nicht in ihrem vermeintlich traditionellen Lebensmilieu.” >>weiter

taz

Nikolaus Geyrhalter reiste im Jahr 2000 jeden Monat in ein anderes ländliches Gebiet der Welt, von Namibia bis Grönland. Aus 12 Geschichten machte er den Episodenfilm "Elsewhere". Der Ethnologe Michael Rösler, der an der Uni München ein Seminar über die…

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