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Netnografie: Marktforscher als Möchtegern-Ethnologen

Andrea Kamphuis schreibt im Wissenschaftsmagazin Spektrumdirekt über eine Netnografie-Tagung in Köln.

Netnografie? Sie erklärt den lesern die Forschungsrichtung / Methode so:

Computermaus statt Tropenhelm – Ethnologen von heute treffen ihre Forschungsobjekte nicht mehr nur in abgelegenen Weltgegenden. Ja, sie treffen sie nicht einmal mehr in der realen Welt. Denn wer sich hierzulande den Apple-Usern oder der Hobbydichterszene nähern will, muss zwangsläufig ins Netz. Hier kommunizieren Sub- und Fankulturen wie Punks oder Star-Trek-Anhänger, hier tauschen sich Konsumenten aus.

Netnografie ist bei Marktforschern beliebt. Sie erkunden das Netz als seien sie Ethnologen. Doch wirklich ethnologisch gehen viele von ihnen nicht vor, so Kamphuis. “Überhaupt wurde in keinem der vier beim Netnocamp vorgestellten Projekte ein strikt netnografischer Ansatz im Sinne einer aktiv teilnehmenden Beobachtung und einer Immersion in die jeweilige Onlinegemeinschaft verfolgt”, schreibt sie.

Ausserdem: Brauchen wir Netnografie als eigenes Feld, wo doch die Unterscheidung in offline und online ohnehin fragwürdig ist? Ist sie nicht längst Teil anderer Disziplinen?

>> weiter in Spektrumdirekt

Interessant: Die Konferenz ist – im Gegensatz zu Ethnologiekonferenzen – gut im Netz aufbereitet worden. Auf der Webseite der Konferenz http://www.netnocamp.de/index.php gibt es Links zu mehreren Berichten der Konferenzteilnehmern und Infos zu Netnografie

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Feldforschung im Internet

Andrea Kamphuis schreibt im Wissenschaftsmagazin Spektrumdirekt über eine Netnografie-Tagung in Köln.

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Computermaus statt Tropenhelm – Ethnologen von heute treffen ihre Forschungsobjekte nicht mehr nur in abgelegenen Weltgegenden. Ja, sie treffen sie…

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Ethnologin dissertiert ueber Putzkultur, empfiehlt Putzparties

zaugg In regelmaessigen Abstaenden taucht die Ethnologin Katharina Zaugg in den Medien auf. Sie ist bekannt fuer ihr Engagement fuer Putzen als sinnliches Erlebnis, als Wellness und Spassevent. Sie leitet das Putzbuero Miteinand putzen und schreibt an einer Dissertation ueber postmoderne Putzkultur. In den vergangenen Tagen schickt dpa die Meldung Putzen macht schön in die Zeitungen. Wir lesen:

«Putzen gleicht dem Tanzen, was die Gestaltung der Bewegung betrifft», schreibt die Schweizer Ethnologin Katharina Zaugg, die sich seit vielen Jahren auch theoretisch mit dem Putzen beschäftigt. Wer die Gelegenheit nutze und sich in alle Richtungen biege – zur Zimmerdecke oder in die Ecke hinter dem Schrank – habe in wenigen Stunden alle Gelenke gedehnt und angeregt. Oder Boden wischen in der Hocke: «Eine der besten Übungen für Bauch- Rücken – und Beckenbodenmuskulatur», wie Zaugg festgestellt hat. «Stellen Sie den Schrubber weg», schlägt sie vor. Für Zaugg kann Putzen ein sinnliches Erlebnis sein.

(…)

Sie empfiehlt Putzpartys, wie es sie inzwischen auch in den USA überall gibt: Eine Gruppe von Freundinnen trifft sich, um gemeinsam die Wohnung der einen zu reinigen. Nach Ende des Putzfestes könnten sich alle zu einem Essen treffen oder zu einem Ausflug.

Zauggs ethnologische Perspektive aufs Putzen ist interessant:

Die Ethnologie hat mich im Verstehen der “seltsamen Selbstverständlichkeiten” rund ums Putzen unterstützt, meine Dissertation in Europäischer Ethnologie am Basler Institut schliesst den Kreis zur Ethnologie. Gegenstand meiner Beobachtungen ist das postmoderne Raumpflegeverhalten meiner eigenen Gesellschaft, mein Arbeiten und Beobachten wurde zu einer Art “Innenraumforschung”.

Eins der Phänomene ist das “Unsichtbarwerden”, wenn ich als Putzfrau arbeiten gehe. Das ist sowohl ethnologisch interessant wie auch in Kriminalromanen freudig aufgegriffen: Die Putzfrau – selber unsichtbar, weil niemand ihre Anwesenheit beachtet – wird zur wichtigen Zeugin. Beim Putzen erschliessen sich spannende, problematische, aber auch witzige Zusammenhänge, von denen meine Texte handeln.

Dem Thema Raumpflege vorausgegangen war während des Studiums eine Auseinandersetzung mit dem Thema Menstruation und meine Diplomarbeit zur “Menstruation der Dogon” (1980).

Von der Menstruation, die auch “monatliche Reinigung” genannt wird, wird auch immer wieder in Zusammenhang mit Verschmutzung – rein und unrein – geredet. Menstruation und Raumpflege haben mehr Bezüge als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Mehr nuetzliches sowohl zum Putzen wie auch Ethnologie gibts auf Katharina Zauggs Webseite

zaugg

In regelmaessigen Abstaenden taucht die Ethnologin Katharina Zaugg in den Medien auf. Sie ist bekannt fuer ihr Engagement fuer Putzen als sinnliches Erlebnis, als Wellness und Spassevent. Sie leitet das Putzbuero Miteinand putzen und schreibt an einer Dissertation ueber…

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Auch die Swisscom hat eine Ethnologin

Swissinfo schreibt ueber die Swisscom-Ethnologin Stefana Broadbent, die untersucht, wie Kommunikations-Technologie im täglichen Leben eingesetzt wird. “Wir gingen zu den Menschen nach Hause, fragten sie, wie sie ihr tägliches Leben gestalten, organisieren, wie sie ihre Zeit verbringen und natürlich auch, was für Kommunikations-Technologien sie zu Hause einsetzen”, erklärt Stefana Broadbent gegenüber swissinfo.

Die Ergenisse sind bereits vor einigen Monaten veroeffentlicht worden:

– Das Festnetztelefon (da unten noch rege in Gebrauch, hier in Norwegen am Verschwinden) ist ein kollektiver Kommunikationskanal, der von der ganzen Familie benutzt wird

– Das Mobiltelefon dagegen wird individuell genutzt. 80% der Gespräche findet mit vier Personen aus dem naeheren persoenlichen Umfeld statt.

– SMS ist ein Intim-Kanal und schickt man nur an Freunde und an seine Familie

– Email ist der administrative Kommunikationskanal

Sie untersuchte auch Blogging, IP-Telefonie und wie sich diese Kommunikationsformen gegenseitig beeinflussen.

>> zur Geschichte bei Swissinfo

Mehr zu dieser Studie gibts in der Business Week und Lunch Over IP.

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Ein neuer Ethno-Blog?

Die Basler Ethnologin Cornelia Eggmann Betschart hat heute einen neuen Ethnologie-Blog ins Leben gerufen. Es hat erst einen einzigen Eintrag, wir koennen gespannt sein. Die Baslerin betreibt auch ein Consulting-Buero in Sachen Webdesign und nachhaltige Entwicklung. Vielleicht wird in spaeteren Eintraegen davon zu lesen sein, ob / wie sie diese Themen ethnologisch angeht?

>> zum Ethno-Blog von Cornelia Eggmann Betschart

Die Basler Ethnologin Cornelia Eggmann Betschart hat heute einen neuen Ethnologie-Blog ins Leben gerufen. Es hat erst einen einzigen Eintrag, wir koennen gespannt sein. Die Baslerin betreibt auch ein Consulting-Buero in Sachen Webdesign und nachhaltige Entwicklung. Vielleicht wird in spaeteren…

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Ethnologen helfen westlichen IT-Firmen, den Zukunftsmarkt Asien zu verstehen

In amerikanischen Medien ist seit Jahren staendig darueber zu lesen. Nun schreibt sogar der Taggi ueber die Arbeit von Ethnologen in der IT-Branche, besonders ueber den amerikanischen Chiphersteller Intel:

Die Firma wendet jährlich grosse Summen auf für kulturelle Forschung durch Ethnologen und Soziologen. Sie geht diesen Weg schon seit zehn Jahren und ist damit nicht alleine, auch andere IT-Firmen untersuchen fremde Märkte vermehrt mit Hilfe von Ethnologen. Und je länger diese Forschung anhält, desto wichtiger erscheint es den Firmenchefs, auf diesem Weg weiterzufahren. Es geht um neue Märkte.

Denn in Asien werden Computer und Mobiltelefone mitunter anders genutzt als in den USA oder in der Schweiz, u.a. fuer religiøse Zwecke. Die ethnologische Feldforschung ist in der Produktentwicklung ganz klar herkoemmlichen Methoden ueberlegen, wie Ethnologin Genevieve Bell erklaert:

In Malaysia sind Handys mit eingebautem Mekka-Kompass der Renner. Die koreanische Firma LG Electronics, hier vor allem durch Flachbildschirme und DVD-Laufwerke bekannt, entwickelte von diesem Produkt unlängst einen Nachfolger: Nun meldet sich das Handy auch noch zur Gebetszeit. Mit normalen Umfragebögen aus den USA wäre niemand auf die Idee gekommen, ein solches Produkt anzubieten. Geneviève Bell stellt die rhetorische Frage: «Wäre es Ihnen je in den Sinn gekommen, einen potenziellen Kunden zu fragen: ‹Benutzen Sie Ihr Handy, um eine religiöse Stätte zu finden?›»

>> weiter im Tagesanzeiger

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Nachrichtenarchiv Business Anthropology

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