Der abtretende Rektor der Uni Bern, Urs Wüngler, wird in einem Interview in der Berner Zeitung gefragt, ob es nicht Zeit wäre sich von “elitären Fächern” wie der Ethnologie zu verabschieden, die “mehr Abgänger heranzieht, als es auf dem Arbeitsmarkt Nachfrage gibt”. Sollte sich die Uni nicht stärker an den Bedürfnissen von Gesellschaft und Wirtschaft ausrichten? Die Frage, so die Journalisten Jürg Steiner und Urs Egli sei, “ob Bern ein Fach wie Ethnologie braucht”.
Wüngler gibt eine meiner Meinung nach sehr gute Antwort.
Die Universität ist in erster Linie der Wissenschaft verpflichtet, sie ist kein Dienstleistungsbetrieb zugunsten der Wirtschaft. Wenn allerdings durch ihre Arbeit wirtschaftlich verwertbare Ergebnisse erzielt werden, umso besser.
Es sei zudem nicht richtig, dass Ethnologen nicht gefragt seien auf dem Arbeitsmarkt. “Die Arbeitslosigkeit unter den Abgängern unserer Uni ist extrem klein, auch in Fachgebieten, von denen man meint, es gebe zu viele Absolventen”, so Wüngler.
Zur Ethnologie sagt er:
Natürlich überlebt Bern auch ohne Ethnologen, aber die Kulturwissenschaften an unserer Universität würden es ohne Sozialanthropologie – so nennt sich die Ethnologie heute – nicht. Und es sind gerade die Kulturwissenschaften, die weltweit eine Wachstumsbranche darstellen. Eine Volluniversität lebt von der Diversität, von der Interdisziplinarität. Das ist nicht nice to have, sondern absolut fundamental. Wir sind keine Ingenieurschule, die Berufsausbildungen anbietet. Und deshalb ist die Frage, ob wir in Bern Sozialanthropologie brauchen, tendenziös und geht in die falsche Richtung. Man muss die Universität als Ganzes sehen.
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