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Was ist deutsch? Ethnologen geben Kurs

Den Professor mit Du anreden? Den Gesprächspartner beim ersten Treffen umarmen? Lieber nicht in Deutschland. Um Austauschstudenten vor peinlichen Momenten wie diesen zu bewahren, hat der Verein Ethnologie in Schule und Erwachsenenbildung (ESE) den Kurs „Was ist typisch deutsch?“ ins Leben gerufen, schreibt die Münstersche Zeitung.

Solche Kurse können leicht Unterschiede zwischen Ländern übertreiben. Dieser Gefahr ist sich der Verein offenbar bewusst. Eine Gebrauchsanweisung für den Durchschnitts-Deutschen gibt es indes nicht, sagt Kursleiterin Ursula Bertels.

>> weiter in der Münsterschen Zeitung

Die Webseite des Vereins gibt Auskunft über dessen Arbeit, allerdings sind mit einer Ausnahme die Publikationen nicht online zugänglich

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Weiterhin Hungerlöhne an den Unis: Ethnologe fühlt sich ausgebeutet

Die Situation für Dozenten in Deutschland hat sich offenbar trotz Protesten nicht gross veraendert. Noch immer bekommen Dozenten nur ein Taschengeld und müssen zudem auf soziale Absicherungen verzichten. Die ARD schreibt ueber Ethnologie-Dozenten Ulrich Oberdiek, fuer den das Dozenten-Dasein ein Verlustgeschaeft ist.

Er fühlt sich ausgebeutet:

Ich leiste eine enorm zeitintensive, qualitativ hochwertige Arbeit, habe mit meinem Doktortitel den höchsten akademischen Grad erreicht und werde dafür mit einem Hungerlohn abgespeist. Die Politik geht noch immer von der antiquierten Vorstellung aus, dass alle Lehrbeauftragten ihre Tätigkeit nur nebenbei ausüben.

Seit knapp 18 Jahren arbeitet Ulrich Oberdiek als Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen. In diesem Semester leitet er ein Seminar an der Universität Heidelberg und an der Universität München. 700 Euro bekommt er für das Seminar in Heidelberg (umgerechnet etwa 115 Euro pro Monat) und ganze 300 Euro verdient er fuer das Semester in München.

Gegenüber dem ARD-Magazin “Monitor” verteidigte der Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger die gängige Praxis: “Man verhält sich hier völlig gesetzeskonform.” Das Gesetz geht davon aus, dass Lehrbeauftragte außerhalb der Hochschule einer hauptberuflichen, abgesicherten Beschäftigung nachgehen, so die ARD.

Doch, so die ARD weiter, nach Informationen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gibt es unter den Lehrbeauftragten eine “grosse Gruppe”, die ihren Lebensunterhalt ausschliesslich oder überwiegend durch Lehraufträge abdecken muss.

Noch kritischer sieht die finanzielle Situation der etwa 6.000 Privatdozenten aus, lesen wir:

Privatdozenten haben ebenfalls promoviert und sind sogar habilitiert – sie verfügen also über dieselbe Qualifikation wie ordentliche Professoren. Sie warten auf eine freie Professorenstelle. Damit sie sich allerdings überhaupt bewerben dürfen, sind sie verpflichtet, jedes Semester zwei Stunden pro Woche eine Lehrveranstaltung zu leiten – und zwar völlig kostenlos.

>> zum Bericht bei der ARD

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SZ ueber Ethnologen-Protest: “Nachwuchswissenschaftler arbeiten zum Nulltarif”

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Alkoholismus und Selbstmorde bei den Inuit: “Kolonisierung hat Schuld”

Die WoZ interviewt Ethnologen Yvon Csonka, der ueber Zwangsumsiedlungen von Inuit in Kanada und Grönland forscht:

Angefangen hat das zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. In Kanada zum Beispiel war bis 1945 gar nicht klar, ob Inuit überhaupt kanadische Staatsbürger sind. Erst als wegen des Kriegs im Norden Militärstationen gebaut wurden, realisierte man, dass es dort eine Bevölkerung gibt. Zur selben Zeit baute die Regierung ihr Wohlfahrtssystem aus. (…) Damit (die Kinder) zur Schule gehen konnten, sollten sie auch in der Nähe einer Schule leben. Also überzeugte man die Familien, dorthin zu ziehen, wo Schulen entstanden – namentlich in Orte, wo es bereits eine Polizeistation oder eine religiöse Mission gab. Einer der ersten Schritte war also, die Nomaden zu sesshaften Bürgern zu machen.

Eine andere Zwangsumsiedlung: In 1953 errichtete die US-Armee in der Nähe von Thule, im Nordwesten Grønlands einen Armeestützpunkt:

Ja, die dänische Regierung erteilte den Amerikanern grünes Licht für den Bau – ohne die Menschen, die dort lebten, nach ihrer Meinung zu fragen. Die mussten von einem Tag auf den andern umziehen. Man hatte ihnen Grosses versprochen: wunderbare neue Dörfer mit schönen Häusern und finanzielle Kompensation. Dort angekommen aber sahen sie, dass das leere Versprechen waren. Erst viel später wurde das Versäumte nachgeholt.

Derzeit forciert die Regierung auf Grönland den Umzug von in kleinen Siedlungen lebenden Menschen in grössere Dörfer und Städte. Ein riesiges Aluminiumwerk ist geplant. Dafür müssten dann Tausende von Arbeitern in Fabriknähe verlegt werden.

Bringen diese Verän­derungen auch etwas Positives mit sich? Für wen hat sich die Situation verbessert, für wen nicht? Dies versucht der Ethnologe herauszufinden.

Doch Grønland hat mit vielen Problemen zu kaempfen: Alkoholismus, Kindsmissbrauch und die vielen Selbstmorde. Der Ethnologe sagt:

Diese Probleme gibt es erst seit fünfzig Jahren. Sie entstanden zur gleichen Zeit, in der die sogenannte Modernisierung stattfand und in der die Bevölkerung in die Zentren geholt wurde. Es ist also klar, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Problemen und dem den Inuit auferlegten Zwang, ihr Leben zu ändern.

Im Westen glaubte man fest an die Modernisierung und dass sie für alle gut sei. Man fand, das Nomadentum sei keine praktische Lebensform, jeder solle von den Errungenschaften und Bequemlichkeiten der Moderne profitieren können. Und dann glaubte man, diese Leute seien zu blöd, um das zu verstehen und für sich selbst zu entscheiden. Deshalb hat man für sie entschieden, ohne sie zu fragen. So lief das damals nicht nur in der Arktis, sondern in den meisten kolonialisierten Ländern ab.

Der Klimawandel wird den Inuit erneut rasche Veränderungen aufzwingen.

Können sie sich den Veränderun­gen anpassen? Menschen sind anpassungsfaehig. Auch die Inuit könnten sich anpassen, wenn die Veränderungen nicht so schnell passieren würden, so der Ethnologe.

>> zum Interview in der WoZ

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Die WoZ interviewt Ethnologen Yvon Csonka, der ueber Zwangsumsiedlungen von Inuit in Kanada und Grönland forscht:

Angefangen hat das zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. In Kanada zum Beispiel war bis 1945 gar nicht klar, ob Inuit überhaupt kanadische Staatsbürger sind. Erst…

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Das Wissen der Bauern: Ethnologen und Bodenforscher im selben Team

Bauern koennen das lokale Wetter durchaus besser vorhersagen als Meteorologen in der fernen Hauptstadt. Und ihr Wissen ueber die Beschaffenheit des Bodens ist “nach wie vor unersetzlich”. Das Wissen von Landwirten ist Gegenstand einer interdisziplinaeren Arbeitsgruppe an der Wiener Universität für Bodenkultur, meldet der Standard.

Die Arbeitsgruppe “Wissenssysteme und Innovationen” fügt wissenschaftlich zusammen, was Fachbereichsgrenzen trennen: So gehören diesem Team neben anderen Forschern verschiedenster Disziplinen auch Hemma Burger-Scheidlin und Anja Christanell vom Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Universität Wien an, lesen wir:

Um herauszufinden, was Bauern über ihr Klima und ihren Boden wissen, verbrachten die beiden Forscherinnen jeweils 15 Monate im Großen Walsertal in Vorarlberg bzw. in der Weststeiermark, wo sie neben zahlreichen strukturierten Interviews auch viele informelle Gespräche mit Landwirten führten.

Wie sich dabei herausstellte, spielt das lokale Wetterwissen in Zeiten von Satellitenbildern nicht mehr die Rolle, die es früher hatte. Es wird allerdings – vor allem von den älteren Leuten – sehr wohl noch verwendet, um die Wettervorhersagen auf die eigenen kleinräumigen Verhältnisse abzustimmen: So brach ein 70-jähriger Bauer nach dem Interview mit Burger-Scheidlin trotz schwarzer Wolken ostentativ zu einem Spaziergang mit seinem Enkel auf – und tatsächlich blieb der angesagte Regen aus.

>> weiter im Standard

Gleichzeitig informierte Texas University in einer Pressemeldung Protecting Ecology Means Understanding People Too:

Talking to a biologist about one’s feelings could produce the same reaction as, say, telling a sociologist about molecules. Yet if the problems confronting conservation of the world’s biodiversity are to be tackled and fixed, then science and people must mix.

So say Dr. Lee Fitzgerald, a conservation biologist who has traveled through Latin America for 20 years studying reptiles, and Dr. Amanda Stronza, a cultural anthropologist who has for 15 years studied ecotourism and indigenous peoples in the Amazon.

Fitzgerald and Stronza now will lead 20 other professors at Texas A&M University on a $3 million National Science Foundation grant aimed at cutting down barriers between biological and social science in order to help conserve the world’s rich biodiversity.

“When we were developing this project, we realized that there are many biological scientists working in conservation who lack training and skills in how to deal with all the social science issues,” Fitzgerald said.

The same was true in Stronza’s field.

“I can tell you what people are saying and doing in their environment – ‘I hunt this often, or I fish this often, or we protected this forest,'” she said. “But I am not trained to go out in the world and see what effect those actions are having on the wildlife or the forest.”

>> zur Pressemeldung

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Ethnologin ueber ‘Schulversager’: “Man sollte eher fragen, was mit den Erwachsenen los ist”

Jedes Jahr verlassen bundesweit acht Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Was ist mit der Jugend los? “Man sollte eher fragen, was mit den Erwachsenen los ist”, meint Ethnologin Renate Haas. Auf die Frage der Zeitung Märkische Allgemeine, “warum denn so viele Jugendliche durchs Raster fallen”, antwortet sie:

Weil viele Lehrer sehr schlecht damit umgehen können, wenn die Schüler sich nicht ihren Vorstellungen entsprechend entwickeln. In einem Projekt der Berliner Humboldt-Universität haben wir Interviews mit über 90 Schülern geführt, demnach hätten viele Jugendliche durchaus eine Perspektive, wenn man ihnen genügend Zeit ließe und sie dabei unterstützte, ihre persönlichen Interessen und Berufswünsche zu entdecken. Das ist eine mühsame und mit Frustrationen verbundene Arbeit.

Die Lehrer geben sich also keine Mühe?

Haas: Lehrer tun sich schwer mit Kindern oder Jugendlichen, die der Norm nicht entsprechen. Vor allem Schüler, die sich in einer Krise befinden, werden schnell abgeschoben. Urteile wie: “Dem ist eh nicht mehr zu helfen” oder “kein Wunder, dass der versagt, da braucht man doch nur die Eltern anzugucken”, gehören zum Alltag. Das sind Abwehrhaltungen, sie dienen dazu, die Angst und das Unbehagen, die solche Schüler bei den Lehrern auslösen, unbewusst zu machen.

Demnach sind die Lehrer an allem schuld?

Haas: Es geht hier nicht um Schuld, vielmehr darum, dass sie nicht gut genug ausgebildet sind. Sie müssten sich bereits im Studium vergegenwärtigen, dass Schule ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft ist. Die Kinder und Jugendlichen wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Widersprüche und antagonistische Interessen die Regel sind. Am brisantesten derzeit sind die nicht zu lösenden Konflikte zwischen den Arbeitenden und Erwerbslosen. Ähnlich gravierend verhält es sich mit den Interessenkonflikten zwischen den Generationen und den Geschlechtern.

(…)

Warum ist diese Quote dann im Osten so hoch?

Haas: Um nur zwei Gründe zu nennen: Wenn Eltern sich mit Hartz IV einrichten, weil sie keinerlei Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen, ist das sicher genauso wenig ermutigend für Kinder wie etwa Lehrer, die den rasanten Wandel der Gesellschaft nach der Wende nicht verarbeitet haben. Momentan lässt man die Jugendlichen in Brandenburg allem Anschein nach ziemlich allein.

>> weiter in der Maerkischen Allgemeine

Renate Haas arbeitet im Institut für Kulturanalyse, das Konzepte für die Bearbeitung von Konflikten in Institutionen und Gruppen entwickelt, u.a. in Schulen.

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