search expand

Interview mit Verena Keck: "Ethnologen notwendig in der AIDS-Bekaempfung"

Die Uni Heidelberg tut was fuer die Forschungsvermittlung und interviewt Ethnologin Verena Keck ueber ihre medizinethnologische Forschung in Papua New Guinea. Sie erzaehlt u.a. darueber wie verschiedene medizinische Traditionen gleichzeitig verwendet werden und dass Krankheiten immer eine soziale Ursache haben.

Man wird krank, wenn Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Personen, zum Beispiel zwischen Verwandtschaftsgruppen oder Clans, belastet sind. Kranksein bezieht sich nicht auf das Individuum, sondern umfasst die gesamte Verwandtschaft. Das Körperliche spielt dabei keine entscheidende Rolle. Man erkrankt sozusagen soziomatisch. Aus Sicht der Yupno wäre jemand, der Fieber hat, noch nicht krank.

Keck engagiert sich auch in der AIDS-Bekaempfung. Ethnologen sind zu dieser Arbeit mehr als gut qualifiziert, meint sie:

HIV/Aids ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch ein soziales und kulturelles. Vorstellungen über die gesellschaftliche Stellung von Mann und Frau spielen ebenso eine Rolle wie Diskurse über Religion und Moral. Es gibt viele Facetten, die ein Arzt, denke ich, nicht unbedingt erfassen kann. Der besondere Beitrag von Ethnologen besteht darin, dass sie aufgrund ihrer Feldforschungsaufenthalte vor Ort wissen, wie die Menschen leben, ihre Bedürfnisse kennen.

>> zum Interview (Link aktualisiert 23.3.2020)

Im Interview erzaehlt sich auch von den Schwierigkeiten, Kampanjen in laendlichen Gebieten ohne Strom, Zeitungen und TV zu starten. Kuerzlich wies ich auf ein neues Forschungfeld hin – Ethnomusicoloy: Mit Musik AIDS in Uganda bekaempfen

SIEHE AUCH:

Süßes Leben in der Südsee – die faz spricht mit Verena Keck ueber Uebergewicht im Pazifik (faz)

Verena Keck: Zwischen “heiß” und “kalt”. Traditionelle Medizin bei den Yupno in Papua Neuguinea (Journal-Ethnologie 1/2004)

Book review: Verena Keck. (ed.). Common Worlds and Single Lives: Constituting Knowledge in Pacfic Societies (Australian Journal of Anthropology)

Cultural values and the spreading of AIDS in Africa

Poverty and health policies: Listening to the poor in Bangladesh

Die Uni Heidelberg tut was fuer die Forschungsvermittlung und interviewt Ethnologin Verena Keck ueber ihre medizinethnologische Forschung in Papua New Guinea. Sie erzaehlt u.a. darueber wie verschiedene medizinische Traditionen gleichzeitig verwendet werden und dass Krankheiten immer eine soziale Ursache haben.…

Read more

Trend Klinik-Hopping: Ethnologin untersucht “Fortpflanzungstourismus”

Der neueste Reisetrend ist nicht Insel-Hopping, sondern Klinik-Hopping: Ungewollt kinderlose Frauen reisen rund um den Globus, um in einem Land eine Behandlung zu erhalten, die in einem anderen verboten ist. Die Wiener Kultur- und Sozialanthropologin Eva-Maria Knoll untersucht das Phänomen Fortpflanzungstourismus am Beispiel der In-Vitro-Fertilisation (IVF), meldet der Forschungsnewsletter der Uni Wien. In Österreich gibt es etwa 30.000 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.

Das Thema ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung: Zum einem bringt es neue Erkenntnisse in Bezug auf Fragestellungen Familie und Verwandtschaft und Globalisierung:

“Die global verfügbare Technik ist in nationale Kontexte eingebunden. Nationale Beschränkungen gibt es, weil diese Technologie Normen und Werte berührt, die für alle wichtig sind. Es geht um Fragen der Verwandtschaft – sozial oder biologisch –, um ethische Fragen, darum, wann das menschliche Leben beginnt”, erläutert die Wissenschafterin.

Die Ethnologin fand auch einen Bezug zum Schamanismus:

Die Pharmakonzerne liefern die Hormonpräparate, finanzieren Ärztetreffen, unterstützen Selbsthilfegruppen für betroffene Paare und verdienen kräftig mit – sie sind die Gewinner im “Geschäft mit der Hoffnung”, wie es Knoll nennt: “Denn nicht nur in Kulturen, in denen es Schamanismus und Hexerei gibt, hat Medizin mit Glauben zu tun. Im Fortpflanzungstourismus wird kein Ergebnis, sondern die Hoffnung auf ein Ergebnis verkauft.”

>> weiter im Forschungsnewsletter

SIEHE AUCH:

Johanna Riegler und Eva Maria Knoll: Kultur liegt in der Natur des Menschen. Zum Österreichischen Genomforschungsprogramm (ORF)

Laurence Ossipow: Neue Formen in Ehe und Partnerschaft (tsantsa: Zeitschrift der Schweizerischen Ethnologischen Gesellschaft)

Book Review: Infertility Around the Globe: New Thinking on Childlessness, Gender, and Reproductive Technologies (American Ethnologist)

Klavs Sedlenieks: New Reproductive Technologies. Towards Assisted Gender Relations (anthrobase.com)

Marcia C Inhorn: Religion and Reproductive Technologies (AAA Anthropology News February 2005)

Der neueste Reisetrend ist nicht Insel-Hopping, sondern Klinik-Hopping: Ungewollt kinderlose Frauen reisen rund um den Globus, um in einem Land eine Behandlung zu erhalten, die in einem anderen verboten ist. Die Wiener Kultur- und Sozialanthropologin Eva-Maria Knoll untersucht das…

Read more

Schamanismus im Alpenraum: Uralte Praktiken wurden vom Christentum übernommen

Der ORF interviewt Ethnologe Kurt Lussi vom Historischen Museum Luzern. Lussi erklaert, dass Schamanismus auch in unseren Breiten anzutreffen ist:

“So etwas ist auch bei uns im Luzerner Hinterland bekannt. Ich kenne selbst zwei alte Männer, die gerufen werden, wenn es bei den Bauern Krankheiten im Stall gibt. Manchmal machen sie dann unerlöste Seelen von Toten dafür verantwortlich, die sie aus dem Stall verbannen.”

(…)

Mit dem Schamanentum vergleichbar ist auch jene Haltung, mit der man hierzulande einen Wallfahrtsort zum Zwecke der Heilung aufsucht. Hier wie dort geht man davon aus, dass – als Ursache für die Krankheit – die Seele aus dem Gleichgewicht geraten ist.

>> zum Artikel beim ORF

SIEHE AUCH
Was haben afrikanische und appenzellische Heiler gemeinsam?

Der ORF interviewt Ethnologe Kurt Lussi vom Historischen Museum Luzern. Lussi erklaert, dass Schamanismus auch in unseren Breiten anzutreffen ist:

"So etwas ist auch bei uns im Luzerner Hinterland bekannt. Ich kenne selbst zwei alte Männer, die gerufen werden,…

Read more

Neuer Blog: Feldforschungserfahrungen in der Dominikanischen Republik

(via zerzaust) Sehr amüsant dieser Blog, spannend geschrieben. Feldforschungserfahrungen in der Dominikanischen Republik. Schon die Schilderung der Anreise (Gespräch mit Taxifahrer, ordentlich gefilzt werden von den Amis) ist der Besuch der Seite mit dem coolen Design wert. Ivo, die Autorin, hat vor ein Buch über die lokale Volksmedizin und – Religion zu schreiben und berichtet detailliert und humorvoll von ihren Erkundungen und “seltsamen Begegnungen” >> zum Blog “Ivo in der Dominikanischen Republik

(via zerzaust) Sehr amüsant dieser Blog, spannend geschrieben. Feldforschungserfahrungen in der Dominikanischen Republik. Schon die Schilderung der Anreise (Gespräch mit Taxifahrer, ordentlich gefilzt werden von den Amis) ist der Besuch der Seite mit dem coolen Design wert. Ivo, die Autorin,…

Read more

Was haben afrikanische und appenzellische Heiler gemeinsam?

Ethnologe David Signer, St.Galler Tagblatt

Es ist verblüffend, wie viele Parallelen es zwischen dem afrikanischen und dem appenzellischen Heilwesen gibt. Ich habe von 1997 bis 2000 in mehreren westafrikanischen Ländern eine Forschung zum Thema Heiler und Hexer durchgeführt. Vor kurzem las ich nun den Aufsatz «För Hitz ond Brand» über Gebetsheilerinnen und Gebetsheiler in Appenzell Innerrhoden von Roland Inauen und fühlte mich dabei geradezu in die tropischen Dörfer zurückversetzt! Noch bis weit ins 20. Jahrhundert war der Glaube an Hexerei auch im Appenzellerland ziemlich verbreitet. >> weiter (Link aktualisiert mit Kopie)

SIEHE AUCH
NZZ über David Signer, Hexerei und soziokulturelle Faktoren von Armut in Afrika

Ethnologe David Signer, St.Galler Tagblatt

Es ist verblüffend, wie viele Parallelen es zwischen dem afrikanischen und dem appenzellischen Heilwesen gibt. Ich habe von 1997 bis 2000 in mehreren westafrikanischen Ländern eine Forschung zum Thema Heiler und Hexer durchgeführt. Vor kurzem las…

Read more