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Feldforschung machte Ethnologin zum Filmstar

Das ist teilnahmende Beobachtung: Wenn man als Ethnologin ueber die Filmszene forscht, wird man schnell selber zu einer Schauspielerin. So erging es der Mainzer Ethnologin Claudia Böhme. Für ihre Doktorarbeit beobachtete sie die Film- und Videoszene Tansanias direkt vor Ort – und fand sich bald darauf vor der Kamera wieder. In dem Film “Welcome Back” spielte sie an der Seite von King Majuto, einem der beliebtesten Komödiendarsteller Tansanias, schreibt der Main-Rheiner.

Wir lesen:

“Die Arbeit war als teilnehmende Beobachtung konzipiert. Ich hatte zunächst eher an Kamerafrau oder sowas gedacht”, erklärt die unverhoffte Schauspielerin. Doch für die tansanischen Filmcrews war die weiße Frau tatsächlich etwas Besonderes. Über eine Schauspielgruppe kam sie in Kontakt mit der Szene. Es folgten zwei Gastauftritte in heimischen Fernsehserien.

Die Auftritte in den Seifenopern waren gewissermaßen der Durchbruch für die Schauspielkarriere. “Auf einmal war ich bekannt. Das war wie ein Türöffner”, erinnert sich Claudia Böhme. Es folgten tatsächlich viele weitere Angebote. “Die haben dort eigentlich keine weißen Darstellerinnen. Für die ist das eine echte Attraktion”, sagt die Ethnologin.

(…)

Veröffentlicht wurde der Film auf Video und DVD, die sich die Menschen oft gemeinsam in kleinen Videokinos, die es im ganzen Land gibt, anschauen. “Von da an wurde ich überall erkannt. Kleine Kinder haben mir auf der Straße Zitate aus dem Film zugerufen”, beschreibt die Nachwuchshoffnung des tansanischen Kinos den Starrummel.

>> weiter im Main-Rheiner

Claudia Böhme ist Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Populäre Kultur an der Schnittstelle des Globalen und Lokalen. Musik-, Bild- und Textproduktion in Ostafrika.

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Ethnologen protestieren gegen Mel Gibsons „Apocalypto“

Wissenschaftler und Studierende des Faches Altamerikanistik und Ethnologie (IEA) der Universität Bonn protestieren gegen den aktuellen Film von Hollywood-Star Mel Gibson, meldet Kultur in Bonn. In „Apocalypto“ werde ein “Zerrbild der mesoamerikanischen Hochkultur“ gezeichnet, dass der wissenschaftlichen Forschung nicht ansatzweise gerecht werde. Gibsons Film sei “auf den Spuren einer kolonialistischen Propaganda”.

In ihrer Stellungnahme schreibt das Institut, dass die Maya als “kulturloses und primitives Volk disqualifiziert” wuerden. Der Film habe das Potential, weiteren Nährboden für den ohnehin schon bestehenden Rassismus gegen die heutige Mayabevölkerung in den Staaten Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador zu schaffen.

>> zur Stellungnahme der Ethnologen

Der Film hat bereits auf diversen Ethnoseiten zu Diskussionen gefuehrt. Fuer eine Zusammenfassung, siehe Savage Minds: Apocalypto Roundup.

UPDATE: Siehe auch die Reaktionen auf der Website der European Association of Mayanists (WAYEB ).

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Wissenschaftler und Studierende des Faches Altamerikanistik und Ethnologie (IEA) der Universität Bonn protestieren gegen den aktuellen Film von Hollywood-Star Mel Gibson, meldet Kultur in Bonn. In „Apocalypto“ werde ein "Zerrbild der mesoamerikanischen Hochkultur“ gezeichnet, dass der wissenschaftlichen Forschung nicht ansatzweise…

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“Die Ethnologie sollte die Chance des Graswurzel-Publizierens ergreifen”

Auf mediascapes.de kritisiert Medienethnologe Markus Biedermann die passive Rolle vieler Ethnologen gegenueber traditionellen und neuen Medien. Aufgrund ihrer negativen Haltung gegenueber Massenmedien ziehen sich viele Ethnologen in ihren Elfenbeinturm zurueck: Ethnologen schreiben lieber für einen kleinen Kreis von Fachkollegen, schreibt Karl-Heinz Kohl, und in der Formulierung klinge zwischen den Zeilen mit, das sei wohl gut so, meint Biedermann.

Er zititert Hans Fischer, der rhetorisch fragt:

“Was wollen wir eigentlich in den Medien? Diese Gesellschaft bezahlt uns, zweifellos. Aber sind wir verpflichtet, ihr deshalb auf dem Kopf stehend Akkordeon vorzuspielen [sic]?” (Fischer 1999: 43)

Gelegenheiten zum Diskus in den Medien einzubringen, gibt es bekanntlicherweise genug. Und als Alternative, schreibt er, gibt es die Weblogtechnik. “Man kann so nicht nur an bestehenden Diskursen teilnehmen, sondern ist auch in der Lage, ein eigenes Thema zu setzen”, so Biedermann:

Thematisch gibt es keine Beschränkungen und auch die Furcht davor, ein Thema verkürzt darstellen zu müssen, entfällt. Internetnutzer suchen ja gerade die Hintergrundinformationen, die klassische Medien nicht bieten. Die Ethnologie sollte die Chance des Graswurzel-Publizierens ergreifen und anstatt sich in das System schreiben zu lassen, selbst in das System schreiben.

>> zum Beitrag auf mediascapes.de: Mehr Öffentlichkeit für die ethnologische Perspektive

SIEHE AUCH:

Thomas Hylland Eriksen: More and more anthropologists, but they’re absent from public debates – “Engaging Anthropology”

P. Kerim Friedman: Open Source Anthropology (Do we want our intellectual contributions to be hidden in dusty archives, or available to anyone who can Google?)

Envisioning a More Public Anthropology: An Interview with Fredrik Barth

Ethnologie und Oeffentlichkeit II: Das ambitioese Projekt der Muenchner Ethnologiestudierenden

The Anthropologists – Last primitive tribe on earth? (Take a look at indigineuos people’s use of online communication as a mean of resistance and raising awareness)

Open Access Konferenz in Wien: Wissenschaftler für freien Zugang zu Wissen

Maximilian Forte (1999): Building Anthropology’s Global Future Via the Internet?

antropologi.info survey: Six anthropologists on Anthropology and Internet

Auf mediascapes.de kritisiert Medienethnologe Markus Biedermann die passive Rolle vieler Ethnologen gegenueber traditionellen und neuen Medien. Aufgrund ihrer negativen Haltung gegenueber Massenmedien ziehen sich viele Ethnologen in ihren Elfenbeinturm zurueck: Ethnologen schreiben lieber für einen kleinen Kreis von Fachkollegen, schreibt…

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Mediascapes – neuer Medienethnologie-Blog online

Drei Beiträge gibt es bereits www.mediascapes.de

Wir lesen:

Hinter MEDIASCAPES steckt eine Gruppe von Studenten, interessierten Zeitgenossen und Wissenschaftlern, die hervorgegangen ist aus der ehemaligen AG Medien am Institut für Ethnologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
(…)
Wie der Titel impliziert beschäftigen wir uns mit Medien, und das aus verschiedenen Perspektiven. Als Zusammenschluss von Mediennutzern, Medienproduzenten und soziokulturell Interessierten (meistens in einer Person) beobachten wir hier Themen, die in verschiedensten Feldern im Zusammenhang mit Medien begründet sind.
(…)
Auch soll diese Seite ein Beitrag sein zur Überbrückung der Kluft zwischen isolierter und sinnloser Wissenschaft als Selbstzweck und der alltäglichen sozialen Praxis.

>> zu mediascapes.de

SIEHE AUCH:

Now online: EASA-conference papers on media anthropology

Introduction to “Media Worlds”: Media an important field for anthropology

Working papers in Media Anthropology

Drei Beiträge gibt es bereits www.mediascapes.de

Wir lesen:

Hinter MEDIASCAPES steckt eine Gruppe von Studenten, interessierten Zeitgenossen und Wissenschaftlern, die hervorgegangen ist aus der ehemaligen AG Medien am Institut für Ethnologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
(...)
Wie der Titel impliziert beschäftigen wir uns…

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Ethnologen: “Heutige Ethno-Shows erinnern an koloniale Völkerschauen”

Shows, die ferne Länder nach Deutschland bringen, haben Hochkonjunktur, meldet dpa. André Hellers Zirkusspektakel «Afrika! Afrika!», das Indien-Musical «Bharati» ziehen Zuschauermassen an. Im Frühjahr 2007 soll ein «spektakulärer Mix aus traditioneller chinesischer Volksmusik und zeitgemäßem Tanz» auf die Buehne kommen.

Ethnologin Ursula Rao sagt, solche Ethno-Shows seien «simple Produktion von Stereotypen». «Allerdings spielen sie positiv mit Stereotypen, um Werbung für ein Land zu machen.» Sie weist auf Gemeinsamkeiten mit den Völkerschauen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hin: Damals wurden Menschen fremder Kulturen angeworben, um zahlendem Publikum als «typisch» erachtete Tätigkeiten ihrer Heimat vorzuführen.

Ethnologe Markus Höhne stimmt ihr zu. Man könne durchaus eine Linie von damals nach heute ziehen.

>> weiter im Stern

Höhne ist Mitverfasser des Berichts Afrikanische Kultur und der Zoo im 21. Jahrhundert: Eine ethnologische Perspektive auf das
„African Village“ im Augsburger Zoo
(pdf)

SIEHE AUCH:

Bewusster oder unbewusster Rassismus? Proteste gegen “African Village” im Augsburger Zoo

Afrikanische und andre Dörfer – “Sie sprießen wie die Schwammerl aus dem Boden”

Shows, die ferne Länder nach Deutschland bringen, haben Hochkonjunktur, meldet dpa. André Hellers Zirkusspektakel «Afrika! Afrika!», das Indien-Musical «Bharati» ziehen Zuschauermassen an. Im Frühjahr 2007 soll ein «spektakulärer Mix aus traditioneller chinesischer Volksmusik und zeitgemäßem Tanz» auf die Buehne…

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