antisemitismus und ethnologie

Henry Maine @, Montag, 21.05.2007, 21:31 (vor 6394 Tagen) @ Henry Maine

» "Die Sitte des Menschenopfers... ist unter Barbaren und halbzivilisierten
» Völkern viel verbreiteter als unter echten Wilden, und auf den niedrigsten
» Kulturstufen kennt man sie überhaupt kaum."

In der englischen Ausgabe des Buches von Westermarck heisst es auch "The custom of infanticide", aber das ist ja nicht so wichtig.
Jedenfalls gehen Adorno und Horkheimer ziemlich unkritisch mit Westermarck um.
Wenn sie Westermarck zitieren:

"Bei kannibalischen Völkern wie denen Westafrikas durften "weder Weiber noch Jünglinge... von der Delikatesse genießen." "
(Fussnote 9 im OdysseusKapitel)
hinterfragen sie dabei nicht, dass es sich bei Berichten über Kannibalen zumeist um koloniale Legenden handelt.
Ganz ähnlich wird in dem Buch "The Origin and Development of the Moral Idea", aus dem das Eingangszitat hier stammt, behauptet, dass es Kindsmord zwar in der hebräischen Zeit nicht mehr gegeben hätte, aber:

"But we have reason to believe that at an earlier period, among them, as among other branches of the Semitic race child murder was frequently practiced as a sacrificial rite."

Hier greift Westermarck in seiner zum teil eher fiktiven Universalgeschichte des Kindsmords die antisemitische Ritualmordlege, dass "die Juden" Kinder opfern würden, auf.

Auch im Aufsatz "Mensch und Tier" gibt es einen sehr evolutionistischen Gedanken, der wohl auf Sigmund Freud zurückgeht.
Gerade der Einfluss solcher Gedanken auf die Kritische Theorie ist meines Wissens noch nie thematisiert worden und es wäre wert, sich damit zu beschäftigen.


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