antisemitismus und ethnologie

nichtidentisches ⌂ @, Mittwoch, 03.10.2007, 18:06 (vor 6259 Tagen) @ Henry Maine

» » Der Evolutionismus bei
» » Adorno/Horkheimer, den man schon bei Marx vorfindet ist nicht der
» » schlechteste,
»
» Der Evolutionismus in der Dialektik der Aufklärung geht nicht auf Marx
» zurück, dieser wird nicht ein einziges Mal zitiert, sondern auf die
» ethnologischen Quellen (häufig aus dem 19.Jhdt.) und ein bisschen auf
» Freud.
»
Sage ich doch. "den man schon bei Marx vorfindet". Mehr noch bei Engels, aber egal. Und auch für meinen Geschmack zitiert Adorno/Horkheimer verdammt selten (was gewisse ökonomische Gründe hat) und beide rutschen gerade in der DdA häufig in einseitige Romantizismen ab.


» » denn er geht zunächst davon aus, dass Entwicklung allen
» » Menschen möglich sei,
»
» Diesen Satz hast du sicher in einem Einführungsbuch in die Ethnologie
» gelesen:
» "So schlimm waren die Evolutionisten gar nicht, denn immerhin...".
» Ja, mag sogar sein, nur macht das die evolutionistischen Annahmen auch
» nicht richtiger.
» Willst du behaupten es gäbe -aktuell- entwickelte und nicht-entwickelte
» Menschen>

Nein, in keinem mir bekannten Einführungsbuch der Ethnologie wird der Evolutionismus nennenswert gewürdigt. Kohl macht das zum Beispiel sehr tendenziös: Das ist alles Humbug und überholt. Warum oder wie legt er nicht offen. Und ich stimme der evolutionistischen These zu, dass es Entwicklungsstufen gibt. Wenn man annimmt, dass ein gesellschaftliches Sein ein Bewusstsein mitbestimme, dann ist die logische Konstruktion: mit der Erfindung der Töpferei oder des Pfluges treten einschneidende gesellschaftliche Umwälzungen auf, die auch Rückwirkungen auf Herrschaftsstrukturen und somit religiöse Vorstellungen haben. Und das ist prinzipiell nicht falsch, es muss lediglich in einigen Fällen differenziert und um andere Faktoren erweitert werden. Die Entwicklungsstufen zur moralischen oder rassistischen Bewertung auszuschreiben ist eine Sache, gegen die der Evolutionismus sich ja eher gewehrt hat. Er knüpft einen gesellschaftlich-intellektuellen Zustand an Materialität. Der Rassismus leitet aus diesem Zustand eine Materialität ab, die überdies nicht nachweisbar ist, und dreht das dann um: weil Afrikaner in Buschhütten wohnen, gilt ihnen der schwarze Mensch als rückschrittlich und ergo ist der moderne Schwarze auch im Innersten ein Buschneger. Was die pauperistischen Slumbaracken von Buschhütten unterscheidet, wissen sie nicht zu benennen, weil sie das nicht sehen wollen.


» Die "Dialektik der Aufklärung" ist empirisch> Bist du sicher>
» Haben Horkheimer und Adorno die "Urgeschichte der Subjektivität"
» teilnehmend beobachtet>

Wenn man annimmt, dass die Urgeschichte prinzipiell im Kind und gesellschaftlich wiederkehrt, ja, wenn sie von der "regressiven Tendenz" der Aufklärung schreiben und vom Rückfall in die Barbarei, den sie erleben mussten. Ansonsten stimme ich zu, dass die DdA einen eindeutigen empirischen Mangel hat.


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