“Habilitieren? Das liegt Ihnen doch gar nicht als Dame.” Mit diesen Worten wurde Ulla Johansen, der späteren Professorin und Direktorin des Kölner Instituts für Ethnologie, von ihrem Habilitationswunsch abgeraten. Caro Kim schreibt in Ethmundo begeistert ueber das neue Buch Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein Handbuch von Bettina Beer.
Ethnologie ist eigentlich ein Frauenfach an der Uni. Caro Kim schreibt, dass die Rolle der Frauen in der Ethnologie lange uebersehen wurde. Schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren etliche Frauen von großer Bedeutung für unseres Fach. „Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie“ gibt Aufschluss über die Anfänge des Faches aus weiblicher Sicht.
Mehr als 100 Ethnologinnen und Ethnographinnen, die auf Deutsch veröffentlichten, bringt die Heidelberger Institutsleiterin Bettina Beer in ihrem Handbuch zusammen. Die aufgenommenen Frauen sind zwischen 1797 und 1930 geboren:
Durch zahlreiche Interviews mit Ethnologinnen oder mit ihren Nachkommen, Literaturrecherchen und Briefkontakte hat die Autorin in akribischer Arbeit eine beachtliche Sammlung von Lebensgeschichten zusammengestellt. Diese sagen nicht nur viel über die Frauen selbst aus, sondern geben ebenso Aufschluss über den damaligen Zeitgeist und die Etablierung des Faches in Deutschland.
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Es liest sich weniger wie ein bloßes Nachschlagewerk, sondern enthält spannende Lebensgeschichten und Informationen über die Bedingungen von Lehre und Forschung in einer männerdominierten Wissenschaft.
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Interessant sind die verschiedenen Wege, die die portätierten Frauen bestritten, um Berufstätigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Dabei gab es einige, die ganz im Gegensatz zu damaligen Konventionen, nie Kinder bekamen oder gar unverheiratet blieben. Selbst die „älteste“ Frau aus dem Handbuch und eine der ersten reisenden Frauen in Deutschland, Ida Pfeiffer, geboren 1797, war allein erziehende Mutter zweier Kinder und wartete mit ihren Reisen bis ihre Söhne aus dem Haus waren.
Das Verständnis der Ethnologie im Kolonialismus und Nationalsozialismus wird im Handbuch auch dargestellt. Die meisten Frauen standen dem Kolonialsystem jedoch unkritisch gegenüber. Wir erfahren auch, dass viele der frühen Ethnologinnen ihrer Zeit voraus waren und sich mit genderspezifischen Fragestellungen beschaeftigten.
>> zur Buchbesprechung in Ethmundo
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