Es geschieht nicht oft, aber immer wieder aeussern sich Ethnologen zu aktuellen Themen. Manchmal wendet sich sogar ein ganzes Institut mit einer Stellungsnahme an die Oeffentlichkeit. So geschehen nach einem umstrittenen Interview im Deutschland-Radio mit Bildungs- und Intelligenzforscher Heiner Rindermann ueber angebliche Unterschiede in der Intelligenz verschiedener “Voelker".
In der Stellungnahme schreibt das Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Uni Mainz:
Rindermann vertritt darin (im Interview) die These, es gebe genetische Unterschiede zwischen Menschenrassen hinsichtlich ihrer Intelligenz. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz weisen Rindermanns Aussagen als rassistisch zurück und sind empört, dass solchen Theorien Raum in einem öffentlich-rechtlichen Sender gegeben wird.
Für Verwunderung bei den Mainzer Wissenschaftlern sorgte zudem, wie unkritisch die Journalistin Katrin Heise Rindermanns Gebrauch von Termini wie „Rasse“ und „rassisch“ begleitete. Sie nahm die postulierte Korrelation von genetisch determinierbaren Menschenrassen mit messbarer Intelligenz nicht nur schweigend hin, sondern wurde teils sogar zur Stichwortgeberin für dessen Argumentation.
>> zur Stellungnahme des Instituts
Liest man das Interview (und Rindermanns Stellungnahme zu den Vorwürfen), kann man sich fragen ob die Ethnologen nicht zu weit gehen in ihren Anklagen, da Rindermann doch versucht zu differenzieren und sich längst nicht so bombastisch äussert:
Ob sie genetisch unterschiedlich verteilt ist, wissen wir nicht so genau, also, was wir genau wissen, dass die Intelligenz sich über verschiedene Länder hinweg stark unterscheidet in ihrem Mittelwert, und wir wissen auch sehr genau, dass auf individueller Ebene hierbei neben Umweltfaktoren auch genetische Faktoren relevant sind.
Fragwürdig und potenziell rassistisch - und auf jeden Fall ethnozentrisch - sind solche Tests allerdings so oder so. Zum einen weil ständig vom “Volk” als einer quasi biologischen Analyseeinheit ausgegangen wird und die Intelligenz definiert wurde nach den Standards der westlichen Mittelklasse.
Am besten gefällt mir dieser Teil des Interviews:
Heise: Kehren wir noch mal zu den Tests zurück. Würde uns beispielsweise … … Ein Test, der von einem Buschmann zusammengestellt worden ist, der käme doch sicherlich zu einem ganz anderen Ergebnis als ein Test, der von Ihnen zusammengestellt worden ist?
Rindermann: Ja, da haben Sie völlig Recht, es gibt sehr interessante Studien zum Beispiel zum Wegefinden, und da kann man feststellen, dass Naturvölker hier weit besser sind als Europäer. Ich selber war zum Beispiel auch mehrmals im Amazonasgebiet gewesen und ich war dort sehr erstaunt, wie toll zum Beispiel Yanomami-Indianer einen Weg finden können im Regenwald, wo wir keine Berge haben, keine erkennbaren Flüsse und so weiter, und trotzdem auf einer Wanderung von mehreren Stunden wieder genau an den Ausgangspunkt zurückkommen. Das können wir nicht, weil wir es nicht geübt haben.
Heise: Nehmen wir denn aber in unseren Tests auf genau solche Dinge auch Rücksicht?
Rindermann: Eigentlich nicht, es kommt darauf an, wie wir Intelligenz definieren. Wenn wir Intelligenz definieren würden als das Wegefinden in unbekanntem oder nahezu unbekanntem Gelände, dann wären uns Naturvölker höchstwahrscheinlich überlegen.
>> weiter im Interview
>> Stellungnahme der Mainzer Ethnologen inkl Dokumentation und Links
>> Heiner Rindermanns Publikationen (Im Gegensatz zu den meisten Ethnologen kann man so gut wie alle Papers gratis herunterladen)
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